Konsum:Jedes fünfte Kleidungsstück bleibt im Schrank

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Ein ganzer Kleiderschrank voller Nichts - oder einfach viel zu viele Klamotten. (Foto: dpa)
  • Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert, dass Kleidung in Deutschland immer mehr zur Wegwerfware wird.
  • Jeder Deutsche hat einer Umfrage zufolge 25 Kleidungsstücke im Schrank, die er nicht braucht.

Von Max Sprick

Mode als Wegwerfartikel

Kleidung hat inzwischen die gleiche Kurzlebigkeit wie Plastiktüten oder Einweg-Geschirr. Das behauptet zumindest Greenpeace. "Mode ist zum Wegwerfartikel verkommen", sagt Kirsten Brodde, eine Textilexpertin der Umweltorganisation. Die Deutschen kauften demnach lieber neue Kleidung als kaputte zu reparieren.

Diese Schlussfolgerungen zieht Greenpeace aus einer Umfrage, die sie im September in Auftrag gegeben und nun veröffentlicht hat. Insgesamt hätten Verbraucher in Deutschland etwa 5,2 Milliarden Kleidungsstücke in ihren Schränken - von denen sie gut zwei Milliarden, also etwa vierzig Prozent, selten (weniger als einmal alle drei Monate) oder praktisch nie (maximal zwei Mal überhaupt) tragen. Bedeutet grob überschlagen: Jeder Deutsche hat 25 Kleidungsstücke im Schrank, die er nicht braucht. Knapp zwei Drittel der Befragten sortieren ihre Kleidung aus, wenn sie ihnen nicht mehr gefällt. Mal eben schnell ein Oberteil zu kaufen oder eine Hose mitzunehmen, gehöre aber dank günstiger Modehausketten inzwischen zum Lebensstil vieler Konsumenten. Greenpeace beurteilt das als "besorgniserregend". Weil die alten Klamotten im Kleiderschrank vor sich hin hängen oder liegen, im Müll oder in der Altkleidersammlung landen.

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Wegwerfen als Belastung für Umwelt und Gesundheit

Dass zu wenig Kleidung gespendet würde, kritisiert Greenpeace übrigens nicht. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge spenden die Deutschen jährlich ein Vielfaches dessen, was Kleiderkammern und Sozialkaufhäuser weitergeben können. Viel eher stört die Organisation, dass die Wegwerfmentalität zu Lasten von Umwelt und Gesundheit gehe. "Denn die Kleidung wird mit Hunderten giftiger Chemikalien produziert", sagt Brodde. Die Produktion einer einzigen Jeans etwa benötige rund 7 000 Liter Wasser. Und das, obwohl sich die Verbraucher doch eigentlich mehr Nachhaltigkeit auf Seiten der Textilfirmen wünschten. Knapp die Hälfte hätte der Umfrage zufolge gerne Garantien auf Kleidung, oder würde diese zumindest gerne recyclen können.

83 Prozent der Befragten haben noch nie Kleidung getauscht, zwei Drittel noch nie welche verliehen, mehr als die Hälfte hat noch nie alte Klamotten weiter verkauft. "Um den Kleiderkonsum zu drosseln, müssen die einfachen Alternativen Tauschen und Teilen zur täglichen Routine werden wie Zähneputzen", sagt Brodde. " Angebote dafür gibt es genug - sei es die Tauschbörse im Internet, der Flohmarkt oder die Kleidertauschparty um die Ecke."

Greenpeace fordert ein Umdenken beim Verbraucher. "Gebraucht statt neu kaufen, reparieren statt wegwerfen, zertifizierte Produkte statt billiger Massenware." Oder anders gesagt: Jutebeutel und Silber - statt Tüten und Besteck aus Plastik.

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