Kommentar:Ein Affront des Gemeinderats gegen den Alpenverein

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Markt Schwabenrt Nächte sind lang, zumindest wenn es im Rathaus heißt: Gemeinderatssitung. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Vier Stunden lässt das Markt Schwabener Gremium 50 DAV-Mitglieder im Sitzungssaal warten, statt deren Thema vorzuziehen. Das ist nichts anderes als Schikane.

Kommentar von Korbinian Eisenberger

Der Gemeinderat Markt Schwaben hat am Dienstagabend eine in vielerlei Hinsicht denkwürdige Sitzung abgehalten. Mehr als fünf Stunden lang saßen die Gemeinderäte im Rathaus beisammen, was selbst für dieses hart gesottene Gremium rekordverdächtig lang ist. Die noch größere Leistung: In den vier Stunden des öffentlichen Sitzungsteils gelang es dem Markt Schwabener Gemeinderat, nur fünf von 13 Punkten auf der Tagesordnung zu behandeln. Und als Krönung brachten sie es fertig, den Abend für einen öffentlichen Affront gegen den zweitgrößten Verein im Ort zu nutzen.

Nicht viel anders dürfte es sich für die Gäste der Markt Schwabener Alpenvereins-Sektion im Sitzungssaal angefühlt haben. 50 Mitglieder waren gekommen, weil im Punkt mit der Nummer 12, "Weiteres Vorgehen DAV Kletteranlage altes Klärwerk" angekündigt wurde. Ihre Hoffnung: Konkrete Antworten auf die Frage, wie es mit dem Verein samt Kletterzentrum weitergeht. Umso mehr mussten sie sich am Ende verarscht vorgekommen sein. Weniger, weil sie weder Lösungswege noch Alternativen aufgezeigt bekamen - hier ist die Situation tatsächlich kompliziert. Die Frechheit bestand vor allem darin, dass die Vereinsmitglieder regelrecht schikaniert wurden.

Der Rathaussaal war so prall gefüllt wie noch nie bei einer Gemeinderatssitzung der vergangenen Jahre. Und das Gremium - oder zumindest einer am Tisch - hätte darauf gleich zu Beginn reagieren können. Es war eindeutig, weswegen die vielen jungen Gesichter auf den Zuschauerbänken saßen. Ein einziger Antrag hätte gereicht, um den Bericht zu ihrem Thema vorzuziehen. Stattdessen aber ließ man sie warten. Und warten. Und warten.

Knapp vier Stunden ging das so, und am Ende hätten die 35 verbliebenen DAVler gar umsonst gewartet, hätte sich nicht einer am Mitteltisch erbarmt und doch noch - wenn auch viel zu spät - das Vorziehen der Kletterer-Angelegenheit beantragt. Bei jedem Berater, Architekt oder Experten macht man das in kommunalen Gremien so: man nimmt sie entweder am Anfang dran oder bestellt sie erst später ein. Bei einem Verein, der vor drei Wochen seine Existenzgrundlage zugesperrt bekommen hat, und nun um die Zukunft bangt, gelingt das erst nach vier Stunden Warteschleife. Es wäre so einfach und gut gewesen, hier ein Entgegenkommen zu signalisieren. Das war es den Mitgliedern im Markt Schwabener Gemeinderat aber offenbar nicht wert.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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