Flächenversiegelung:Ebersberger brauchen mehr Platz

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Der bayerische Fruchtwechsel - Grünland, Ackerland, Bauland - wie man ihn im Landkreis etwa zwischen Poing und Pliening sehen kann. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Landkreis wird immer mehr Fläche bebaut, das liegt am Zuzug und neuen Wohngebieten. Diese entstehen vor allem in S-Bahn-Gemeinden.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Vom ökologischen Fußabdruck ist derzeit ja öfter zu lesen oder zu hören. Der etwas holprig aus dem Englischen übertragene Ausdruck soll die Folgen des individuellen Lebensstils auf bestimmte Umweltaspekte illustrieren. Welche Abdrücke die Individuen im Landkreis ganz real in dessen Umwelt hinterlassen, zeigt nun eine aktuelle Statistik zum Flächenverbrauch. Demnach nehmen die Ebersberger immer mehr Raum pro Person ein, andererseits scheint in den vergangenen Jahren der Flächenverbrauch zumindest etwas langsamer zu steigen.

Zumindest gilt das, wenn man die Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Einwohner untersucht, wie es das Statistische Landesamt nun getan hat. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München hat diese Daten für das Münchner Umland ausgewertet. Demnach standen Ende 2019 jedem Einwohner des Landkreises Ebersberg rein statistisch 372,3 Quadratmeter bebaute Fläche zur Verfügung - egal ob mit Wohnhäusern, Straßen oder Gewerbegebieten. Knapp vier Jahrzehnte zuvor, im Jahr 1980, waren es noch 310,6 Quadratmeter pro Person.

Da sich im gleichen Zeitraum auch die Zahl der Ebersberger nahezu verdoppelt hat, ist die genutzte Fläche im vergangenen Jahrzehnt sehr deutlich größer geworden: 1980 errechneten die Statistiker für den Landkreis noch einen Anteil von 6,41 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche. Für das Jahr 2019 ergibt sich bereits ein Anteil von 12,74 Prozent, aufgeschlüsselt in 8,52 Prozent Siedlungs- und 4,22 Prozent Verkehrsfläche. Da diese Unterteilung vor 40 Jahren noch nicht in die Statistik einfloss, ist ein Vergleich hier nicht möglich.

In den vergangenen zehn Jahren stieg die Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Einwohner im Landkreis um 14,7 Quadratmeter, in den 39 Jahren zuvor um 47. Daraus ergibt sich rein rechnerisch, dass zwischen 1980 und 2009 der Flächenbedarf um 1,62 Quadratmeter, im folgenden Jahrzehnt dagegen nur noch um 1,47 Quadratmeter pro Einwohner und Jahr zugenommen hat. Gleichzeitig blieb das Bevölkerungswachstum im Landkreis Ebersberg im vergangenen Jahrzehnt auf hohem Niveau, gut 15 700 Einwohner sind zwischen 2009 und 2019 dazugekommen, ähnliche Zuwächse ergeben sich für die beiden Jahrzehnte zuvor.

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Dass die Siedlungs- und Verkehrsfläche langsamer steigt als die Zahl der Landkreisbewohner, könnte an der zunehmenden Verstädterung liegen. Denn der Großteil der Zuzügler siedelt sich in den sieben S-Bahn-Gemeinden an, wo die Straßen größtenteils schon vorhanden sind, die Grundstücke immer kleiner und die Häuser immer größer werden. Dies ergibt sich auch aus der aktuellen Statistik - denn die Wohnfläche pro Person ist im vergangenen Jahrzehnt sogar noch ein Stück gewachsen: 41 Quadratmeter waren es 2009, auf 44 Quadratmetern lebte der durchschnittliche Landkreisbewohner 2019. Für die einzelnen Kommunen gibt es hier aber keine Daten.

Wohl aber für die Siedlungs- und Verkehrsfläche insgesamt: Demnach hat der durchschnittliche Markt Schwabener mit 166 Quadratmetern am wenigsten Fläche zur Verfügung, in Poing sind es immerhin 204 und in Kirchseeon 270 Quadratmeter. Ebersberger und Vaterstettener nutzen im Durchschnitt 295 Quadratmeter Gebäude und Straßen, etwas mehr sind es in Zorneding mit 309 und noch einmal etwas mehr in Grafing mit 348 Quadratmeter. Damit liegen alle großen Kommunen - und nur diese - unter dem Landkreisdurchschnitt von 372 Quadratmeter pro Einwohner. Am anderen Ende der Tabelle stehen die ländlichen Gemeinden, 1049 Quadratmeter sind es in Bruck, 899 in Steinhöring und 869 in Baiern. Etwas weniger Siedlungs- und Verkehrsfläche braucht der Durchschnitts-Frauenneuhartinger mit 865 Quadratmeter, 822 sind es in Egmating, 821 in Emmering und 782 in Moosach.

Allerdings ist in Summe der Flächenbedarf der kleinen Gemeinden natürlich ebenfalls klein: der Anteil Brucks an der gesamten Siedlungs- und Verkehrsfläche im Landkreis beträgt 6,7 Prozent, für Frauenneuharting sind es 6,8 und Moosach hat einen Anteil von 7,6 Prozent. Auch Baiern mit 7,7 und Emmering mit 7,8 Prozent nehmen nicht besonders viel der bebauten Fläche im Landkreis ein. Im Gegensatz zu den S-Bahn-Gemeinden. Poing alleine nutzt bereits 35,9 Prozent der gesamten Siedlungs- und Verkehrsfläche des Landkreises, Markt Schwaben kommt auf 29,5 und Vaterstetten auf 26,8 Prozent. Der Grafinger Anteil am Flächenverbrauch liegt bei 19,6 und der Kirchseeoner bei 19,4 Prozent. Etwas bescheidener - aber immer noch ein Stück über dem Durchschnitt von 12,6 Prozent - ist der Anteil in Zorneding mit 14,6 und in Ebersberg mit 13,1 Prozent. Gleich dahinter folgt Steinhöring mit 13 Prozent Anteil. Damit ist die Gemeinde eine Ausnahme: Sie hat den zweitgrößten Flächenverbrauch pro Einwohner und gleichzeitig einen überdurchschnittlichen Anteil an der Siedlungs- und Verkehrsfläche im Landkreis insgesamt. Dies erklärt sich dadurch, dass Steinhöring in Relation zur Einwohnerzahl das größte Gemeindegebiet hat, was den Anteil der Straßen dort überdurchschnittlich erhöht.

Im regionalen Vergleich liegen die Ebersberger übrigens eher im Mittelfeld, zumindest wenn man Stadt und Landkreis München ausnimmt. So nutzen in den Umlandkreisen nur die Fürstenfeldbrucker mit 300,6 Quadratmeter pro Einwohner weniger Siedlungs- und Verkehrsfläche. Spitzenreiter sind die Landkreise Erding und Landsberg mit 589,6 beziehungsweise 564,3 Quadratmeter pro Einwohner. Der bayernweite Schnitt liegt bei 454,2 Quadratmeter, also auch noch deutlich über dem Ebersberger Wert.

In der Region brauchen die Landkreisbewohner indes überdurchschnittlich viel Platz, für das Umland ergibt sich ein Wert von 366,8 Quadratmeter, für Oberbayern insgesamt sind es 313,9 und für den Großraum München sogar nur 222 Quadratmeter. Was aber vor allem an Stadt und Landkreis München liegt, dort stehen pro Einwohner 97,6 beziehungsweise 232,6 Quadratmeter zur Verfügung.

Bei der insgesamt genutzten Siedlungsfläche sind die Ebersberger dagegen am bescheidensten: Mit 4681 Hektar liegen sie am unteren Ende der regionalen Tabelle. In sämtlichen Nachbarlandkreisen ist die genutzte Fläche größer, auch in Erding, Landsberg und Starnberg, wo weniger Einwohner leben. Beim Flächenverbrauch der vergangenen Jahre - hier wurden die Jahre 2016 bis 2019 untersucht - hat der Landkreis mit 0,8 Prozent Zunahme das zweitniedrigste Ergebnis. Das niedrigste mit 0,6 Prozent gab es in der Landeshauptstadt - die allerdings bei den absoluten Flächen mit 18 054 Hektar Siedlungsfläche ganz oben steht.

© SZ vom 03.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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