Familien in Ebersberg:Ganz groß für die Kleinen

Familien in Ebersberg: Mehr Parkplätze für Dreiräder? Vielleicht wird auch dies eine Maßnahme auf dem Weg zur kinderfreundlichen Kommune, den Ebersberg nun gehen will. Vor allem aber soll mehr Teilhabe der jüngsten Mitglieder der Stadtgesellschaft ermöglicht werden.

Mehr Parkplätze für Dreiräder? Vielleicht wird auch dies eine Maßnahme auf dem Weg zur kinderfreundlichen Kommune, den Ebersberg nun gehen will. Vor allem aber soll mehr Teilhabe der jüngsten Mitglieder der Stadtgesellschaft ermöglicht werden.

(Foto: Christian Endt)

Die Stadt Ebersberg bewirbt sich um das offizielle Siegel einer "Kinderfreundlichen Kommune". In den kommenden drei Jahren sollen deshalb Verbesserungen für den Nachwuchs umgesetzt werden.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Kreisstadt möchte mehr für ihre Jüngsten tun und bewirbt sich um den Titel "Kinderfreundliche Kommune". Dies hat nun der Sozialausschuss des Stadtrates einstimmig beschlossen. Was sich konkret in Ebersberg für Kinder und Jugendliche demnächst verbessern soll, wird in den kommenden drei Jahren untersucht und dann nach und nach umgesetzt.

Die "kinderfreundlichen Kommunen" gehen auf eine Initiative des UN-Kinderhilfswerkes UNICEF und des Deutschen Kinderhilfswerkes zurück. Die beiden Organisationen haben dazu einen Verein gegründet, der Kommunen dabei beraten soll, wie sie ihre Kinderfreundlichkeit verbessern können. Analog zur Initiative "Fahrradfreundliche Kommunen" wird dabei untersucht, was es schon gibt, dann machen Fachleute Verbesserungsvorschläge und am Ende bekommt die jeweilige Stadt oder Gemeinde ein Siegel verliehen.

Dass man sich bewerbe, "bedeutet ja nicht, dass Ebersberg eine kinder-unfreundliche Kommune ist", betonte Doris Rauscher, deren SPD-Fraktion die Bewerbung beantragt hatte. Die Stadt, die Vereine und andere Akteure täten bereits viel für Kinder und Jugendliche, "aber das Ziel ist: wir können noch besser werden." Wie dies geschehen könne, sei eben genau der Prozess, der durch eine solche Bewerbung angestoßen werde: Die Fachleute vom Verein sollen der Stadt dabei helfen: "Was im Detail dabei herauskommt, steht noch nicht fest, aber es wird auf jeden Fall eine Bereicherung für die Stadt."

Grundsätzlich gab es dazu von allen im Gremium Zustimmung, allerdings auch Zweifel, ob sich das Vorhaben umsetzen lasse, ohne anderes dafür vernachlässigen zu müssen. Martin Schedo (CSU) nannte die Idee hinter Bewerbung zwar "sehr schön", verwies aber auf die doch sehr angespannte Personaldecke in der Verwaltung. "Ja, es wird Ressourcen binden", sagte Stefan Mühlfenzl (SPD), allerdings halte sich der Mehraufwand in Grenzen und lasse sich bei Bedarf auch regulieren. "Wir lassen unsere Situation analysieren und bekommen einen Aktionsplan, wie wir kinderfreundlicher werden können." Allerdings müsse man die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht alle auf einmal umsetzen. "Es ist nicht das Ziel, die Ressourcen einer Abteilung dafür zu verschleudern."

Marina Matjanovski (CSU) verwies ebenfalls darauf, dass es in der Stadt bereits viele Angebote für Kinder und Jugendliche gebe, vielleicht helfe es schon, diese besser zu kommunizieren und miteinander zu vernetzen. Sie stellte außerdem die Frage an die Stadtverwaltung, wie man dort den Antrag einschätzt, und mit welchen Folgen man rechnet, sollte er angenommen werden.

Peter Hölzer vom Amt für Familie und Kultur fürchtet nicht, dass seine Abteilung demnächst nicht mehr arbeitsfähig wäre. Denn zum einen sei man bereits sehr gut aufgestellt, was die Kinderfreundlichkeit angehe: "Was hier in den vergangenen Jahren in diesem und auch in anderen Gremien angestoßen wurde, ist einmalig im Landkreis." Daher gefalle ihm persönlich der Antrag gut, denn es gebe durchaus Bereiche, wo die Unterstützung von Experten hilfreich sein könnte. Besonders bei der Frage, wie man Kinder und Jugendliche mehr beteiligen könne, "haben wir viel versucht, aber sind immer noch eher schwach aufgestellt".

Aus den übrigen Fraktionen kam ebenfalls viel Zustimmung für die Bewerbung. Marc Block (Grüne) erhofft sich, dass es so noch besser gelingen könne "Kinder zu ertüchtigen, unsere Zukunft zu gestalten". Toni Ried (FW) betonte ebenfalls, dass Ebersberg "in vielen Bereichen schon eine kinderfreundliche Kommune" sei, wenn sich aber noch etwas verbesser lasse durch den Antrag "kann man nichts dagegen haben". Dominic Mayer (Pro Ebersberg) nannte die Bewerbung um das Kinderfreundlichkeitssiegel "eine gute Sache", nicht zuletzt deshalb, "weil auch die Verwaltung ein so positives Statement abgibt". Besonders gefiel ihm, dass man damit die Beteiligungsmöglichkeiten der jungen Leute stärken könne.

Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) verwies noch auf einen anderen Aspekt, der mit der kinderfreundlichen Kommune einhergeht: das Soziale. Denn auch darauf nimmt das aus der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen abgeleitete Siegel Bezug. Konkret geht es neben Beteiligung und Kinderrechten auch um Verminderung sozialer Ungleichheit, Stichwort: Kinderarmut. Die es leider auch in Ebersberg gebe, so der Bürgermeister, "das ist ein ganz dickes Problem", wenn Kinder sich bei der Tafel mit neuen Schuhen oder Schulsachen eindecken müssten, weil zuhause kein Geld dafür da ist.

Ohne Gegenstimmen wurde anschließend der SPD-Antrag beschlossen, bei Erfolg im kommenden Bewerbungsverfahren wäre die Kreisstadt die erste Kommune im Landkreis, die offiziell mit Brief und Siegel als kinderfreundlich ausgezeichnet würde.

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:Nutzen für alle

Wird Ebersberg tatsächlich zur "kinderfreundlichen Kommune", könnte idealerweise die gesamte Stadtgesellschaft davon profitieren.

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