Abfallproblem in Vaterstetten:Müll-Detektiv entdeckt Schulzeugnisse in Grüncontainer

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Seit Jahren hat die Gemeinde Vaterstetten mit verschmutzten Wertstoffinseln zu kämpfen. Um dagegen vorzugehen, wurde ein Detektiv angeheuert. (Foto: Privat)

Die Verschmutzung der Wertstoffinseln ist in der Gemeinde Vaterstetten ein andauerndes Problem. Seit zwei Monaten überwacht deshalb ein Detektiv die Müllcontainer, er erzählt von seinen Entdeckungen - und der Gemeinderat fasst einen einschneidenden Beschluss.

Von Charlotte Haft, Vaterstetten

Alte Rollerblades, Chipstüten, imprägniertes Holz, Schuhe, Blumentöpfe - das alles sind Gegenstände, die nicht in der Biotonne entsorgt werden. Eigentlich selbstverständlich, möchte man meinen. Dennoch wurden diese und weitere Sperr-, sowie Restmüllteile in den Grünabfallcontainern bei Neufarn aufgefunden, allein innerhalb der vergangenen zwei Monate. Solange überwacht die Detektei Fortmüller jetzt schon die Wertstoffinseln in Vaterstetten und seinen Ortsteilen, das letzte Mittel der Gemeinde, um die andauernde Verschmutzung und Zweckentfremdung der Müllcontainer zu verringern und den Tätern auf die Schliche zu kommen. Jetzt zieht der angeheuerte Detektiv eine erste Bilanz - und der Gemeinderat fasst daraufhin mehrheitlich den Beschluss, dass die Neufarner Container für Biomüll wegmüssen.

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"Wir konnten insgesamt 32 Ordnungswidrigkeiten im Bezug auf die Wertstoffinseln der Gemeinde in den letzten zwei Monaten festmachen", verkündet Umweltamtsleiter Wolfgang Kuhn bei der Gemeinderatssitzung in Vaterstetten am Dienstag. Detektiv Walter Fortmühler berichtet, es sei ihm gleich am ersten Einsatztag ein dicker Fisch ins Netz gegangen. Am Föhrenweg habe eine Person Sperrmüll in großem Umfang abgelagert. Vermutlich ein Wiederholungstäter, so der Detektiv, für den ein vierstelliges Bußgeld verhängt worden sei. "Insgesamt sind wir aber sehr zufrieden, was die Gesamtbilanz der Verschmutzung von Wertstoffinseln angeht", sagt Fortmüller weiter. Die Ordnungswidrigkeiten, zu denen auch die Missachtung von Einwurf-Zeiten gehört, seien in Vaterstetten seit Beginn der Überwachung durch die Detektei stark zurückgegangen.

Viele der Übeltäter kommen wohl nicht aus der Gemeinde Vaterstetten

Aus diesem durchaus positiven Ergebnis fallen aber zwei Container gänzlich heraus. Die Grüncontainer bei Neufarn seien nach wie vor immer wieder Opfer von starker Verschmutzung. So habe beispielsweise jemand seinen gesamten Haus- und Sperrmüll in blauen Säcken zwischen dem Bioabfall entsorgt. Inklusive Technik, Bilderrahmen sowie zerbrochenen Marmeladengläsern. "Wir haben eigentlich alles gefunden, was nicht in der Biotonne entsorgt werden soll", berichtet Kompostlandwirt Thomas Unkelbach, der den Biomüll aus der Gemeinde weiterverwertet. Besonders Glasscherben und Technikabfälle stellten ein großes Problem dar, stimmt ihm Kompostbauer Markus Großmann zu. Der Hausmüllverbrecher aus Neufarn, der nach seiner Tat in die Flitterwochen geflogen sei, konnte anhand von einer auf den Müllresten nicht entfernten Adresse identifiziert werden und wurde direkt kontaktiert, so Walter Fortmüller. "Dem wird sein Honeymoon-Wochenende noch lange in Erinnerung bleiben."

Eine andere Person habe bei einer der Vaterstettener Wertstoffinseln sein Sofa und die Original-Schulzeugnisse seiner Kinder entsorgt. "Wegen dem laufenden Verfahren wollen wir hierzu aber im Moment nicht mehr sagen", so Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). Viele Übeltäter seien wohl nicht in der Gemeinde wohnhaft, vermutet Josef Mittermeier, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisverbands, wegen der verkehrsgünstigen Lage der Container.

In ihrem Bio-Material finden die Kompostlandwirte aus Vaterstetten immer wieder böse Überraschungen: Es werden ganze blaue Säcke mit Hausmüll und Sperrmüll illegal in Grüncontainern entsorgt (Foto: Privat)

Man müsse betonen, dass der Fehler nicht bei der Detektei liege, sondern bei den Menschen, die die Taten verrichten, so Bürgermeister Spitzauer. Zudem könne man die Wertstoffinseln auch nicht jeden Tag 24 Stunden bewachen lassen, dies sei schlichtweg zu teuer. Während der überwachten Zeiten würde zunächst jede Person, die ihren Müll ablagert, fotografiert und dokumentiert werden. Nach dem Prüfen des Mülls würden die Daten aber direkt vollumfänglich gelöscht werden, sollte keine Ordnungswidrigkeit bestehen, so Fortmühler. "Trotz positiver Kritik sind nicht immer alle Menschen erfreut mich zu sehen", erzählt er. So sei er unter anderem schon als Stasi tituliert worden.

Wegen der anhaltenden Problematik wurde nun ein Beschluss mit lediglich einer Gegenstimme im Gemeinderat gefasst: Die Grüncontainer in Neufarn werden bis zum 30. November ersatzlos abgezogen. Bis dahin werde der Detektiv die Container noch weiter bewachen. Zum Schluss richtet Leonhard Spitzauer noch einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger: Jeder, der einen Vorschlag zu einem Alternativstandort für die Container in Neufarn habe, solle sich gerne bei ihm melden. Öffentliche Plätze stünden vermutlich keine zur Verfügung, bei dem Standort müsste es sich um privates Gelände handeln.

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