Abfall und Umwelt:Die Gemeinde, der Müll und der Detektiv

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Um solche Vermüllung der Wertstoffinseln künftig zu verhindern, beauftragt die Gemeinde Vaterstetten einen Detektiv. (Foto: Gemeinde Vaterstetten/oh)

Vaterstetten verstärkt die Kontrolle der Wertstoffinseln und holt sich dazu professionelle Hilfe.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

"Heute sehen Sie mich. Wenn ich arbeite, sehen Sie mich nicht." Mit diesem Versprechen umriss nun Walter Fortmühler im Vaterstettener Umweltausschuss die Arbeit, die er künftig für die Gemeinde leisten wird: Leuten auf die Schliche zu kommen, welche die Wertstoffinseln als Müllabladeplätze missbrauchen. Ein Problem, das sich in der Großgemeinde mit anderen Mitteln offenbar nicht abstellen lässt, weshalb von Juli an Detektiv Fortmühler und seine Kollegen auf Patrouille geschickt werden.

Das Problem mit den vermüllten Wertstoffcontainern ist kein ganz Neues, bereits vor gut zehn Jahren versuchte man in Vaterstetten mit einem innovativen Ansatz dagegen vorzugehen. Die Gemeinde nahm an einem Pilotversuch zusammen mit der Firma Bosch teil, dabei wurden vier Sammelstellen mit Videokameras ausgerüstet. Nach einem Jahr war dann aber schon wieder Schluss damit. Gerade einmal sieben Verstöße hatte man mittels der Kameras dokumentieren können. Für eine dauerhafte Installation der Geräte hätte die Gemeinde zwischen 9000 und 18 000 Euro zahlen sollen.

Die Sammelstellen müssen regelmäßig vom Müll befreit werden

Zahlen muss die Gemeinde aber auch ohne Überwachung, und zwar für die Reinigung der Wertstoffinseln, meist mehrmals pro Woche. Jährlich ist dafür ein hoher fünfstelliger Betrag fällig - neben den ohnehin anfallenden Unterhalts- und Leerungskosten für die Recycling-Container. Durch den Paket-Boom während der Corona-Pandemie hat sich das Problem noch einmal so verschärft, dass mittlerweile eine Gemeindemitarbeiterin auf Streife geht - allerdings nur fünf Stunden die Woche für insgesamt 34 Sammelstellen.

Daneben, so berichtete es die Mitarbeiterin nun im Ausschuss, bekomme sie es nicht selten mit unschönen Reaktionen zu tun, wenn sie Leute auf ihr Fehlverhalten am Recyclingcontainer anspreche. Genau diese direkte Konfrontation mit den Müllsündern würden die Detektive möglichst vermeiden, erklärte Fortmühler. Stattdessen würden Fotos von den Betreffenden und deren Autokennzeichen gemacht, außerdem kontrolliere man auch den illegal abgeladenen Müll nach Hinweisen, wie etwa Adressaufklebern. Diese Daten bekomme die Gemeinde, die dann entsprechende Bußgeldverfahren einleiten könne.

Wer alte Kartons mit Adressaufklebern neben die Container wirft, könnte bald schon teure Post aus dem Rathaus bekommen. (Foto: Gemeinde Vaterstetten/oh)

Wie Umweltamtsleiter Wolfgang Kuhn ausführte, könnte man die Detektei relativ schnell beauftragen, da man bei den Verträgen und auch bei den Datenschutz-Vorgaben auf Erfahrungen aus der Nachbargemeinde Poing zurückgreifen könne. Dort hat man die professionelle Überwachung der Wertstoffinseln bereits 2018 beschlossen - und wohl auch gute Erfahrungen gemacht. Laut CSU-Gemeinderat Florian Pöhlmann, der in seiner Funktion als Abfallreferent des Gremiums bei den Nachbarn in Poing nachgefragt hatte, sei die Verschmutzung der Sammelstellen seit Einführung der Überwachung zurückgegangen.

Grundsätzlich gab es nur Zustimmung für den Vorschlag der Verwaltung, die Detektei zu beauftragen - allerdings, so das Ergebnis der Beratungen im Ausschuss, könnte das durchaus etwas mehr sein, als zunächst geplant. Das Umweltamt hatte ein jährliches Stundenkontingent von 350 in den Beschluss geschrieben, auf Vorschlag Pöhlmanns wurde dieses auf 400 Stunden angehoben.

Für einen besonders problematischen Standort soll es noch eine Gnadenfrist geben

Dies auch, um einen besonders problematischen Standort nicht sofort schließen zu müssen. Die Verwaltung hatte nämlich empfohlen, den Kompost-Container in Neufarn ersatzlos zu streichen, weil dort in den vergangenen Jahren regelmäßig alle möglichen Abfälle, bis hin zu Bauschutt abgelagert worden waren. Wie Kompostbauer Markus Großmann in der Sitzung berichtete, seien zwischen dem Grüngut unter anderem mehrmals große Steinbrocken gelegen, was erhebliche Schäden an den Maschinen anrichten könne. Zudem sei es fast unmöglich, sämtliche Plastik-, Glas- und Metallreste aus dem Biomüll auszusortieren, diese landeten dann auf den Feldern und letztlich etwa als Mikroplastik auch in den Nahrungsmitteln.

Der Neufarner SPD-Gemeinderat Josef Mittermeier äußerte die Vermutung, dass der verkehrsgünstig gelegene Container "Ortsfremde" zur Müllentsorgung animiere. So würden oftmals an den Wochenenden Säcke mit Abfällen dort abgelegt oder gleich hineingeworfen. Die zusätzlichen 50 Stunden für die Detektei könnte man hier wirklich gut brauchen.

Dementsprechend fiel auch der Beschluss aus. Voraussichtlich vom 1. Juli an sollen die Wertstoffinseln überwacht werden, zunächst für ein Jahr mit einem Kontingent von insgesamt 400 Stunden, was laut Verwaltung "Kosten im unteren fünfstelligen Bereich" verursachen wird. Inbegriffen ist auch die Überwachung des Neufarner Containers - wobei der Standort weiterhin zur Disposition steht: Sollte sich bis zum Herbst die Situation nicht bessern, so die einhellige Meinung im Gremium, werde man den Container abschaffen.

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