Landtagswahl im Landkreis Ebersberg:Jubel über den zweiten Platz

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Freude am Wahlabend: Thomas von Sarnowski, unter anderem mit der Co-Landesvorsitzenden Eva Lettenbauer und der Bundesvorsitzenden Ricarda Lang. (Foto: privat)

Mit dem 35-jährigen Thomas von Sarnowski könnte erstmals ein Grüner aus Ebersberg in das Bayerische Landesparlament einziehen - trotz des verlorenen Direktmandats.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Stolz und Erleichterung sind Thomas von Sarnowski anzuhören, als man ihn am Wahlabend telefonisch erreicht. Mit einem Hellen hat er gerade angestoßen, erzählt er, und wird beim Erzählen immer wieder von Jubelrufen aus dem Hintergrund unterbrochen. Der Ebersberger Direktkandidat für den Landtag und Bayernchef der Grünen ist auf der Wahlparty seiner Partei im Muffatwerk in München - und zu feiern gibt es Einiges: Auch im Landkreis Ebersberg sind die Grünen mit 17,9 Prozent (Stand: 8. Oktober, 21 Uhr 54) auf einem stabilen zweiten Platz gelandet.

"Das Wahlergebnis zeigt: Wir sind klar zweitstärkste Kraft im Landkreis geworden, und wir haben auch bayernweit das zweitbeste Ergebnis unserer Geschichte eingeholt", so der 35-Jährige. Ein Zeugnis dafür, dass die Grünen fest verankert in Bayern sind. "Das sind beides große Erfolge, die zeigen, dass sehr viele Menschen in Ebersberg und Bayern wollen, dass man Sachpolitik macht mit einer klaren Position für Klimaschutz, für mehr erneuerbare Energien, für unsere Demokratie und für Anstand und für Ehrlichkeit."

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Doch auch wenn die Stimmung bei den Grünen an diesem Abend sehr gut ist, so löst der Blick auf die Wahlergebnisse der anderen Parteien auch Unwohlsein bei Thomas von Sarnowksi aus. "In jedem Fall müssen wir leider auch feststellen, dass es einen Rechtsruck in Bayern gegeben hat, und leider ist auch klar, woher das kommt", so der Grünen-Politiker. Als Türöffner dafür bezeichnet er Markus Söder und seine populistischen Äußerungen, welche Wähler in die Arme der AfD getrieben hätten. Von Sarnowski sieht es als Gebot der Stunde, zurück zur Sachpolitik zu kommen - "und zu mehr Miteinander in Bayern".

Die Frage, ob Thomas von Sarnowski es diesmal schafft, in den Bayerischen Landtag einzuziehen, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Von Sarnowski belegt zwar den aussichtsreichen Platz 12 auf der oberbayerischen Landesliste. Weil der Stimmkreis Ebersberg nicht so viele Wahlberechtigte vorweisen kann wie viele andere oberbayerische Stimmkreise, braucht der Grünen-Politiker überdies sehr viele Zweitstimmen. Also noch keine Siegessicherheit in Sachen Einzug in den Landtag? "Im Gegenteil", so von Sarnowski, "das wird sehr knapp." Das Ergebnis steht wohl erst in ein paar Tagen fest.

Jubel nach der Landtagswahl: Die Landesvorsitzenden Eva Lettenbauer (links) sowie Thomas von Sarnowski (rechts) und die beiden Spitzenkandidaten der Partei, Katharina Schulze und Ludwig Hartmann bei der Wahlparty. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Thomas von Sarnowski, studierter Politik- und Wirtschaftswissenschaftler, gebürtiger Ebersberger sowie Vater von zwei Kindern, hatte bereits bei der vergangenen Landtagswahl im Jahr 2018 auf einen Platz im Landesparlament gespechtet. Er hatte damals stolze 21,09 Prozent der Stimmen in Ebersberg eingeholt - ein Rekordergebnis für die dortigen Grünen. Wegen eines hinteren Listenplatzes hatte es aber dann gerade doch nicht gereicht: Damals war er auf Platz 19 der oberbayerischen Liste, die Grünen hatten in Oberbayern jedoch nur 17 Mandate erlangt. Lediglich ein paar hundert Stimmen hatten für den Einzug ins Landesparlament gefehlt.

Die vergangenen fünf Jahre unter Söder bezeichnet von Sarnowski als fünf verlorene Jahre für Bayern; für sich selbst ließ er diesen Zeitraum zwischen den Wahlen alles andere als ungenutzt verstreichen. Stattdessen konnte der 35-Jährige sie für eine steile Karriere innerhalb der Partei nutzen. So war er 2019 bis 2021 Mitglied im Landesausschuss der bayerischen Grünen, seit 2020 sitzt er für die Grünen im Ebersberger Kreistag. Vor zwei Jahren wurde er schließlich zum Landesvorsitzenden seiner Partei gewählt. Ein Standing von einer ganz anderen Warte also, mit dem er sich 2023 in den Wahlkampf begeben hat.

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Thomas von Sarnowski ist Vorsitzender der bayerischen Grünen, nun will er auch in den Landtag einziehen. Der 35-jährige Ebersberger versucht dabei vor allem mit Zukunftsthemen zu punkten - und glaubt durchaus an eine mögliche Regierungsbeteiligung seiner Partei.

Von Andreas Junkmann

Auch wenn das Bibbern um den Einzug in den Landtag noch nicht ganz vorbei ist, sieht Thomas von Sarnowski auch mit Freude der bevorstehenden Zeit entgegen: "Jeder Wahlkampf ist intensiv und kräftezehrend." Nun freue er sich darauf, in den nächsten Tagen mehr Zeit für die Familie zu haben.

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