Landtagswahl im Landkreis Ebersberg:"An der Doris lag's bestimmt nicht"

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Doris Rauscher mit Ortsvorsitzendem Dirk Schött am Wahlabend. Trotz des schlechten SPD-Ergebnisses sei sie einigermaßen zuversichtlich gewesen, was das eigene Mandat betrifft, sagt sie. (Foto: Christian Endt)

Ebersbergs SPD-Direktkandidatin Doris Rauscher liegt mit ihrem Erststimmenergebnis zwar deutlich über dem Landesdurchschnitt. Dennoch ist es für die 56-Jährige das schlechteste in drei Landtagswahlen.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Einen Freudenschrei lässt bei der SPD-Wahlparty in Ebersberg niemand los, erst recht nicht Direktkandidatin Doris Rauscher - das wäre angesichts des landesweiten Ergebnisses ihrer Partei auch verwunderlich, da liegen die Sozialdemokraten vorläufig bei 8,0 Prozent (Stand: 8.10.2023, 21:44 Uhr). Damit ist klar: Es wird das schlechteste Ergebnis für die Partei in Bayern sein, das es jemals gegeben hat.

"An der Doris lag's bestimmt nicht", sagt Dirk Schött, Vorsitzender des Ebersberger SPD-Ortsvereins. Die Behauptung scheint berechtigt, denn für die 56-Jährige sieht es etwas besser aus: Im Ebersberger Stimmkreis konnte sie immerhin 11,1 Prozent der Erststimmen gewinnen, bei den Zweitstimmen kommt die Partei auf ein etwas schlechteres Ergebnis. Aber auch das bringt im Raum niemanden zum Jubeln: Bei der Landtagswahl 2018 holte Rauscher 12,1 Prozent, im Jahr 2013 waren es sogar 19,1 Prozent. Und heuer liegen gleich drei Kandidaten anderer Parteien vor ihr (CSU, Grüne und FW).

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"Wir kommen aus Bremen", sagt Dirk Schött weiter und blickt zu seiner Frau Corinna Schött, ebenfalls Mitglied im Ebersberger Ortsverein. "Da sind wir absolute Mehrheiten gewohnt." Als das Ehepaar 2011 nach Bayern gezogen ist, haben sie ihre Erwartungen freilich erheblich nach unten geschraubt. "Aber da -", Schött nickt in Richtung des Fernsehers, auf dem das Balkendiagramm seiner Partei kaum mickriger aussehen könnte - "das ist schon nochmal ne Schippe obendrauf."

Die Gründe für die Wahlschlappe sind vielfältig, da ist man sich am Tisch einig. Im Wahlkampf hätten bundespolitische Themen dominiert. Zum einen bei den Gesprächen mit Wählerinnen und Wählern, zum anderen im Auftreten anderer Parteien: Ampel-Bashing von fast allen Seiten.

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"Meine Kollegin hat zwei Kinder", erzählt Corinna Schött, eineinhalb und vier Jahre alt seien der Bub und das Mädchen. "Und sie kann nicht so arbeiten, wie sie es eigentlich möchte, weil sie einfach keine entsprechende Betreuung findet." Über solche Themen sei im Wahlkampf gar nicht gesprochen worden.

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Stattdessen hätten verkürzte Botschaften vorgeherrscht. "Das hat meiner Ansicht nach im Vergleich zur letzten Wahl stark zugenommen", so Rauscher. Auch ein Wahl-O-Mat sei unter diesem Gesichtspunkt nicht gerade das Gelbe vom Ei. "Immerhin kam bei mir die SPD raus - da war ich dann doch ganz froh drüber", sagt die 56-Jährige weiter. Und: "Was mich sehr beschäftigt, ist, dass die rechten Kräfte mehr gewählt werden als die Sozialdemokratie."

Dass Rauscher trotzdem ein drittes Mal in den Landtag einziehen wird, ist Stand Sonntagabend wahrscheinlich - sie ist in Oberbayern auch auf dem zweiten Listenplatz angetreten -, aber nicht sicher. Bei ihrem früherem Arbeitgeber, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, wo sie zehn Jahre lang pädagogische Leiterin von 28 Kita-Einrichtungen war, ist sie seit ihrer Tätigkeit als Landtagsabgeordnete beurlaubt; eine Rückkehr also möglich. "Ich würde Sozialpolitik dann einfach von der anderen Seite aus machen", so die 56-Jährige. "Aber ich bin zuversichtlich, dass es dazu noch nicht kommen wird."

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