Stille Wasser sind tief, heißt es, und so passt es, dass Marc Salih, FDP-Landtagskandidat im Landkreis Ebersberg, sich im Restaurant Neuwirt in Zorneding ein stilles Wasser bestellt. Denn tief sind für die Liberalen bei dieser Landtagswahl die Umfragewerte und dementsprechend auch die Stimmung bei der Wahlparty an diesem Abend. "Das ist keine Wahlparty", konstatiert einer der Anwesenden denn auch. "Eher eine Trauerfeier."
Über Monate hinweg haben die Prognosen den Liberalen ein bescheidenes Ergebnis vorhergesagt, jetzt steht fest: Sie scheitern mit etwa drei Prozent auf Landesebene an der Fünf-Prozent-Hürde und fliegen somit aus dem Landtag. Für Salih ist das "selbstverständlich bitter". Er hat sich aber auf das schlechte Ergebnis eingestellt und ein paar Erklärungen dafür parat: Die FDP bewege sich in Bayern traditionell auf "schwierigem Terrain", konkurriere etwa mit den Freien Wählern um die bürgerliche Mitte. Außerdem seien viele Wähler unzufrieden mit der Rolle der FDP in der Bundesregierung. "Als kleinster Koalitionspartner muss man eben viele Kompromisse eingehen."
Doch eigentlich dominiert Ratlosigkeit unter den acht FDP-Mitgliedern, die sich im Neuwirt eingefunden haben. Ausdrücke wie "ich versteh's halt nicht" und "völlig unverständlich" schwirren durch den Raum. Schließlich sei man während des Wahlkampfs in allen Medien und auf allen Kanälen präsent gewesen.
Die Plakate von Marc Salih und Bayern-FDP-Chef Martin Hagen, die wochenlang den Ebersberger Landkreis schmückten, haben es sich nun auf der Bank des Restaurants bequem gemacht und blicken jedem, der den Raum betritt, mit vergeudetem Optimismus entgegen: "Servus Zukunft".
Mit dem eigenen Wahlkampf zeigt sich Salih trotz allem zufrieden
Am Ende hat es jedoch schlicht nicht gereicht, auch wenn die Ergebnisse im Landkreis Ebersberg etwas besser sind als auf Landesebene und bei etwa vier Prozent liegen. Am meisten Stimmen konnte die Landkreis-FDP in Vaterstetten und in Poing sammeln, dort holte sie je etwa sechs Prozent. Besonders unbeliebt sind die Liberalen bei dieser Wahl hingegen in Aßling und Hohenlinden, wo sie nur knapp über zwei Prozent erlangen konnten.
Am Ende sucht jeder der Liberalen seinen eigenen Umgang mit dem Ergebnis, sei es Fachsimpeln - "das Polarisierende verfängt, da wird die FDP zerrieben" -, das Schwelgen in Erinnerungen an bessere Zeiten oder auch Galgenhumor: "Immerhin führt Bayern drei zu null."
Mit seinem eigenen Wahlkampf zeigt sich Marc Salih allerdings - den Umständen entsprechend - zufrieden. Er und sein Verband hätten "alles gegeben" und er sei froh, dass sein Ergebnis besser sei als das der FDP auf Landesebene.