Landtagswahl 2023:Da sind sie ja wieder

Lesezeit: 5 min

Bei der Landtagswahl 2018 traten Thomas Huber, Doris Rauscher und Thomas von Sarnowski als Direktkandidaten im Landkreis Ebersberg an - genau wie heuer wieder. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei der Landtagswahl im Herbst werden einige bekannte Gesichter auf den Plakaten im Landkreis Ebersberg zu sehen sein. Das hat auch mit dem Trend der vergangenen Wahlen zu tun.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

In Zeiten, in denen Sparsamkeit wieder einen Stellenwert hat, könnte man fast denken, auch der Landtagswahlkampf im Landkreis Ebersberg ordne sich diesem Prinzip unter. Rein theoretisch könnten CSU, Grüne und SPD nämlich ihre Plakate von 2018, so sie diese denn aufgehoben haben, heuer gleich nochmal aufhängen. Denn die Gesichter, die in diesem Jahr zwischen Anzing und Aßling für Schwarz, Rot und Grün werben, sind ebenjene, die das schon vor fünf Jahren taten.

Natürlich hat das nichts mit Plakate-Recycling zu tun, sondern damit, dass diese drei Parteien eben drei Personen in ihren Reihen haben, mit denen sich gut Wahlkampf machen lässt. Zwei von ihnen, der Christsoziale Thomas Huber aus Grafing und die Sozialdemokratin Doris Rauscher aus Ebersberg, sind immerhin schon im Landtag, beiden gelang der Einzug bei ihrer ersten Kandidatur im Jahr 2013. Huber beerbte damals Christa Stewens und gewann wie diese seitdem den Wahlkreis immer direkt. Rauscher musste zunächst noch zittern, zog dann aber über die Liste ins Parlament ein, genau wie 2018.

Auch wer das Direktmandat verfehlt, kann der eigenen Partei Stimmen bringen

Für Thomas von Sarnowski, der 2018 das erste Mal für den Landtag kandidierte, hatte es damals zwar nicht zum Einzug gereicht. Ein Zugpferd für die kommende Wahl ist er dennoch, schließlich ist der Ebersberger mittlerweile Landesvorsitzender seiner Partei und vertritt diese seit 2020 auch im Kreistag. Und auch wenn es vor fünf Jahren für einen Landtagssitz nicht gereicht hat - den Grünen hat er im Landkreis ein Rekordergebnis beschert: Sowohl bei den Erst- wie bei den Zweitstimmen schnitten die Grünen besser ab als je zuvor und das ist durch eine Besonderheit des bayerischen Wahlrechts durchaus bedeutsam.

Denn im Gegensatz zur Bundestagswahl sind bei der Landtagswahl die Erststimmen unterlegener Kandidaten nicht verloren, diese werden zum landesweiten Zweitstimmenergebnis hinzugerechnet. Das bedeutet, dass auch diejenigen, die den Wahlkreis nicht gewinnen, das Ergebnis der jeweiligen Partei positiv beeinflussen können - jedenfalls wenn man ordentlich Erststimmen einsammelt.

In Bayern werden auch die Erststimmen dem Gesamtergebnis zugerechnet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Besonders auffällig war das 2018 bei der SPD, die zwar im Landkreis nur neun Prozent der Zweitstimmen bekam, deren Kandidatin Doris Rauscher aber immerhin bei etwas über zwölf Prozent lag. Ziemlich nah am Zweitstimmenergebnis lag Thomas Huber: Er erzielte o,1 Prozentpunkte mehr als die CSU bei den Zweitstimmen. Thomas von Sarnowski lag zwar mehr als einen Prozentpunkt unter dem Zweitstimmenergebnis - fuhr jedoch auch bei den Erststimmen den besten Wert ein, den ein grüner Direktkandidat im Landkreis je erzielt hatte.

Bei den kleineren Parteien tritt nur die FDP mit jemandem aus dem Landkreis an

Bei den übrigen Parteien, die es 2018 in den Landtag schafften, trat nur die FDP mit jemandem aus dem Landkreis an: Der damalige Kreisvorsitzende Alexander Müller holte mit 6,7 Prozent exakt das gleiche Ergebnis, wie die Liberalen insgesamt bei den Zweitstimmen. Ein Ergebnis, das gut doppelt so hoch lag, wie bei der vorangegangenen Wahl 2013, als die FDP rekordverdächtig abgestürzt war, um mehr als sechs Prozentpunkte. Auch heuer sehen die Prognosen für die FDP eher einen Abschwung voraus. Diesen zumindest im Landkreis verhindern soll der Poinger Marc Salih - der immerhin mit dem Kandidieren schon einige Erfahrungen gesammelt hat: So trat er 2020 in Poing zur Bürgermeisterwahl an und im Jahr darauf war er der FDP-Direktkandidat für den Bundestagswahlkreis Ebersberg-Erding.

Marc Salih, hier bei der Nominierung zum Landtagskandidaten der FDP, hat sich bereits um das Bundestagsmandat und das Amt des Poinger Bürgermeisters beworben. (Foto: Christian Endt)

Erfolgreich verlief die Wahl 2018 auch für die Freien Wähler. Allerdings lag das damalige Erststimmenergebnis von 8,2 Prozent, das Markus Erhorn erzielte, gut einen Punkt unter dem, welches die Partei bei den Zweitstimmen im Landkreis holte. Das lag vielleicht auch daran, dass Erhorn zwar in Ebersberg kandidierte, aber in Dachau lebt. Auch heuer treten die Freien Wähler mit jemandem von außerhalb an: die Garmisch-Partenkirchenerin Maria Hörtrich bewirbt sich um das Direktmandat. Jedoch, so war es nach ihrer Kür im Oktober verlautet worden, plane die Kandidatin einen Umzug in den Landkreis Ebersberg.

Maria Hörtrich bewirbt sich für die Freien Wähler Ebersberg um einen Sitz im Landtag, derzeit wohnt sie noch in Garmisch-Partenkirchen. (Foto: privat/oh)

Bei der AfD setzt man wie beim letzten Mal auf externe Expertise: 2018, als die Partei das erste Mal zu einer Landtagswahl antrat, bewarb sich Hilmar Sturm für das Direktmandat. Er holte mit 7,14 Prozent nahezu das gleiche Ergebnis, das die Partei bei den Zweitstimmen einfuhr. Diesmal bewirbt sich der Erdinger Kreisrat Rainer Forster um das Mandat im Landkreis Ebersberg.

Josef Robin will erneut in den Bezirkstag. (Foto: privat/oh)

Noch keine Kandidaten benannt haben Linke, Bayernpartei und ÖDP. Alle drei sind 2018 landesweit an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert - auch im Landkreis kam keine davon über diesen Wert. Ob es diesmal anders wird, muss sich zeigen, die Ergebnisse der vergangenen Wahlen sprechen eher dagegen.

Besonders die Volksparteien haben bei vergangenen Wahlen viel verloren

Interessanter dürfte da schon das Zweitstimmenergebnis der größeren Parteien sein. Denn hier gab es besonders bei den Wahlen seit Beginn des neuen Jahrtausends jedes Mal einige Überraschungen - größere und kleinere. Eher zu letzterer Kategorie gehörte das Ergebnis der CSU, das sich in den vergangenen Jahren in einer Art Wellenbewegung befindet: Von knapp 59,5 Prozent im Jahr 1998 konnte man sich 2003 auf 63,6 Prozent verbessern - bevor 2008 ein Absturz auf 39,7 Prozent folgte. Weitere fünf Jahre später holte die CSU im Landkreis dann fast wieder die absolute Mehrheit und kam auf 49,5 Prozent, nur um bei der folgenden Wahl dann mit 31,9 Prozent den bisherigen Negativrekord einzustellen.

Wenig Stimmung kam 2018 bei der Wahlparty der CSU auf .... (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Einen solchen gab es bei der vergangenen Landtagswahl auch für die SPD, sie wurde einstellig und kam gerade noch auf neun Prozent. 2013 gaben dagegen noch 23,9 Prozent der Wahlberechtigten im Landkreis der SPD ihre Stimme. Genau das Gegenteil passierte den Grünen, sie verbesserten sich von 8,6 Prozent im Jahr 2013 auf dann 21,1 Prozent im Jahr 2018 - Rot und Grün hatten also quasi die Plätze getauscht.

... noch weniger bei jener der SPD. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Ähnliches ließ sich auch im konservativen Lager beobachten: Vom letzten Absturz der CSU profitierten die Freien Wähler, die sich von 5,8 auf 9,3 Prozent verbessern konnten, die FDP, die von 3,7 auf 6,7 Prozent stieg - vor allem aber die AfD, die aus dem Stand auf 7,5 Prozent der Zweitstimmen kam. Zum Vergleich: Das bislang beste Ergebnis für das extrem rechte Lager erzielten im Landkreis 1998 die Republikaner mit drei Prozent.

Wie sich die Stimmen in diesem Herbst verteilen, dürfte besonders spannend werden. Schließlich stehen doch nahezu alle größeren Parteien entweder in Bund oder Land in Regierungsverantwortung - was erfahrungsgemäß eher ein Malus in der Wahlkabine darstellt. Diesen auszugleichen liegt nun vor allem an den Kandidatinnen und Kandidaten, die sich in den kommenden Monaten um Stimmen bewerben - manche nicht zum ersten Mal.

Die Direktkandidaten der Parteien im Landkreis Ebersberg zur Landtagswahl 2023. In Klammern die Ergebnisse der Wahl vor fünf Jahren:

CSU: Thomas Huber (2018: 36,08 % / Zweitstimmen: 35,9 %)

Grüne: Thomas von Sarnowski (2018: 21,09 % / Zweitstimmen: 22,4 %)

SPD: Doris Rauscher (2018: 12,13 % / Zweitstimmen: 9 %)

Freie Wähler: Maria Hörtrich (2018 mit Markus Erhorn: 8,2 % / Zweitstimmen: 9,3 %)

AfD: Rainer Forster (2018 mit Hilmar Sturm: 7,14 % / Zweitstimmen: 7,5 %)

FDP: Marc Salih (2018 mit Alexander Müller: 6,7 % / Zweitstimmen: 6,7 %)

Linke: Noch nicht nominiert (2018 mit Heinz Fröhlich: 2,54 % / Zweitstimmen: 2,57 %)

Bayernpartei: Noch nicht nominiert (2018 mit Robert Böhnlein: 2,66 % / Zweitstimmen: 2,42 %)

ÖDP: Noch nicht nominiert (2018 mit Rosi Reindl: 1,88 % / Zweitstimmen: 1,49 %)

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundestagswahl in Ebersberg
:Die Stunde der Schmierfinken

Beschädigte, bemalte und beklebte Plakate ärgern die Wahlkämpfer bei fast jedem Urnengang. Doch diesmal scheint zumindest bei einigen Fällen des Vandalismus eine politische Agenda möglich

Von Wieland Bögel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: