Tierschutz im Landkreis Ebersberg:Krach für Kitze

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Landwirtin Lisa Gassner und Jägerin Astrid Brenninger bringen ein Rehkitz vor dem Mähen in Sicherheit. (Foto: privat/oh)

Um junge Rehe vor der Mähmaschine zu retten, fördert der Jagdverband die Anschaffung sogenannter Wildscheuchen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Mit Lärm Leben retten, dazu soll ein Förderprogramm des Jagdverbandes beitragen. Konkret geht es darum, zu vermeiden, dass Rehkitze von Mähmaschinen erfasst werden. Dazu fördert die Kreisgruppe Ebersberg des Landesjagdverbands Bayern nun sogenannte "Kitzretter". Diese Geräte sollen Rehgeißen, die auf der Suche nach einem Versteck für ihre Jungen sind, verscheuchen.

Rehkitze haben noch keinen Fluchtreflex - das kann tödlich enden

Wenn im späten Frühjahr die erste Wiesenmahd ansteht, fällt das genau in die Zeit, in der die jungen Rehe geboren werden. Die Rehgeißen verstecken die Kitze oft in Wiesen nahe des Waldrandes, die Jungtiere bleiben dort regungslos im Gras liegen, um keine Fressfeinde anzulocken. Wird die Wiese jedoch gemäht, kann dieses fehlende Fluchtverhalten fatal sein, so Karem Gomaa, Vorsitzender der Kreisgruppe Ebersberg im Landesjagdverband Bayern.

Grundsätzlich dafür verantwortlich, dass kein Kitz von der Mähmaschine überfahren wird, sei "der Landwirt beziehungsweise der tatsächliche Maschinenführer", so Gomaa, dies ergebe sich aus dem Tierschutzgesetz. Demnach "darf niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leid oder Schäden zufügen", bei Verstößen können hohe Geldstrafen fällig werden. Darum sei es wichtig, vor dem Mähen die Wiesen abzusuchen - was aber nicht ganz einfach sei. Denn, so Gomaa, Rehkitze haben in den ersten Wochen ihres Lebens kaum einen Eigengeruch, so dass zwar Feinde, aber auch Spürhunde sie nur schwer finden können. Daneben sei es vor allem die Größe und Vielzahl der Mähflächen, die ein systematisches Absuchen erschwert.

Zwischen Ende April und Anfang Juni sind auf vielen Wiesen Kitze versteckt

Dazu, wie viele Wildunfälle mit Mähmaschinen es tatsächlich gibt, seien allerdings kaum Daten vorhanden, sagt Gomaa. Er schätzt aber, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt, nicht zuletzt, weil der Fahrer der Mähmaschine nicht unbedingt merkt, wenn er ein Kitz überfahren hat. Dass sich gerade in Wiesen in Waldrandnähe zwischen Ende April und Anfang Juni so gut wie immer junge Rehe verstecken, habe aber eine Suchaktion in der vergangenen Woche gezeigt: Dabei kam eine Drohne mit Wärmebildkamera zum Einsatz damit spürte Pilot Peter Schöpperle gleich drei junge Rehe auf der Wiese auf. Diese wurden in Sicherheit gebracht, wichtig dabei ist, dass die Tiere keinen menschlichen Geruch annehmen, sonst nimmt die Mutter sie nicht wieder an.

Peter Schöpperle mit seiner Drohne zum Aufspüren von Rehkitzen. (Foto: privat/oh)

Diese Drohnen seien sehr effektiv, betont man beim Jagdverband, allerdings mit um die 10 000 Euro auch sehr teuer. Vom Bund gibt es daher ein entsprechendes Förderprogramm, Jagdgenossenschaften, Naturschutzverbände oder auch mehrere Landwirte, die sich zusammentun, könnten diese Fördermittel beantragen. Dennoch sei eine flächendeckende Ausrüstung mit diesen Geräten wegen der hohen Kosten wohl nicht realistisch, sagt Gomaa, die Ebersberger Kreisgruppe des Jagdverbandes zumindest werde zunächst keine solchen Drohnen in Dienst stellen.

Mit sogenannten Kitzrettern sollen die Rehe von den Wiesen ferngehalten werden

Stattdessen setzt man auf einen anderen Ansatz: Was nicht da ist, muss man nicht suchen. Die Rehe sollen davon abgehalten werden, überhaupt in den Wiesen ihre Kitze abzulegen. Dazu kommen sogenannte Wildscheuchen und Kitzretter zum Einsatz. Dies sind Geräte, die mit akustischen und optischen Signalen die Tiere stören und abschrecken sollen. Im Gegensatz zu Drohnen sind diese Scheuchen für einen niedrigen dreistelligen Betrag zu haben, zudem gibt es Zuschüsse vom Jagdverband Ebersberg.

Dessen stellvertretender Vorsitzender Marcus Schmid sagt dazu: "Damit leistet die Jägerschaft einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz wie auch für die Hege des Wildes. Den Kitzen wird damit viel Leid erspart. Es ist kein schöner Anblick, ein vom Mähwerk erfasstes Kitz zu sehen oder es gar von seinem Leid erlösen zu müssen."

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