Politik im Landkreis Ebersberg:Grüne Angriffslust

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Erinnert sich noch jemand an Errungenschaften der CSU? Mit der Frage bringt Grünen-Landesvorsitzender Thomas von Sarnowski seine Parteifreunde in Stimmung. (Foto: © Christian Endt)

Bei ihrer Kreisversammlung zeigen die Mitglieder der Ökopartei Einigkeit, bringen ihre Vorfreude auf die Landtagswahl zum Ausdruck und erlauben sich Scherze über die CSU.

Von Ulli Kuhn, Kirchseeon

Großes Gelächter erfüllt den Raum, als Grünen-Landesvorsitzender Thomas von Sarnowski fragt, an welche großen Errungenschaften der CSU man sich denn noch erinnere. Die Zwischenrufe übertreffen sich mit ihren Anekdoten über CSU-Pannen und deren vermeintlich leere Ankündigungen. Es herrscht gute Stimmung im Saal - und das über den ganzen Abend hinweg.

Angelika Obermayr, stellvertretende Landrätin und ehemalige Bürgermeisterin von Grafing, bringt dazu gute Nachrichten und großes Lob für den Kreisverband mit. So habe sich die in der Vergangenheit mitunter schlechte Vernetzung der einzelnen Ortsverbände deutlich verbessert. Und gleich noch ein Grund zur Freude: der Kreisverband werde immer größer. Mit mehr als 300 Mitgliedern in mittlerweile zwölf Ortsverbänden so groß, dass nun eine Kreisgeschäftsführerin eingestellt werden musste. Ihr Name ist Anne Rabea Gattinger, sie ist 28 Jahre alt und und seit 2022 Mitglied der Grünen Jugend und des Grünen-Kreisverbands. Bei ihrer kurzen Vorstellung zeigt sie sich hoch motiviert und freudig diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.

Bayern habe viel Potenzial für erneuerbare Energien, betont der Landesvorsitzende

Bei Thomas von Sarnowski geht es dann um die aktuelle politische Lage. Er zeigt seinen Unmut über den Aufschub des Atomausstiegs, für den der Ukraine-Krieg keine Entschuldigung sei. Er betont die Wichtigkeit der Nutzung von Geothermie, Sonnen- und Windkraft, wofür er in Bayern eines der Länder mit dem größten Potenzial sehe. Er plädiert für mehr Engagement der Regierung beim Thema Integration, zum Beispiel durch den Ausbau von Deutschkursen - auch um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. "Das passiert nicht von alleine, wenn wir nichts tun, wird sich nichts ändern", so von Sarnowski. Man müsse investieren, um auch künftig Spitzenwirtschaftsstandort zu bleiben. Das findet durchgängig Zuspruch im Publikum. Eine Einigkeit, die den ganzen Abend prägt.

Grünen-Bezirkstagskandidatin Ottilie Eberl, Landtagskandidat und Landesvorsitzender Thomas von Sarnowski, Martha Maier, Schatzmeisterin, die Kreisverbandssprecher Christoph Lochmüller und Sarah Onken sowie Schriftführerin Nici Augustin (von links). (Foto: Christian Endt)

In einer anschließenden Diskussionsrunde lobt von Sarnowski die Entscheidung des Ortsverbands Glonn, eine Initiative zu unterstützen, welche die Entscheidungsfreiheit über Geschwindigkeitsbegrenzungen in die Kommunen holen möchte. Auf die Anmerkung des Landesvorsitzenden, dass dies vielleicht ein Vorbild für die anderen Ortsverbände sein könnte, antwortet Christoph Lochmüller, Sprecher des Kreisverbandes, scherzhaft, dass man ja nicht einmal genug Ortsschilder dafür hätte - unschwer erkennbar eine Spitze an den liberalen Koalitionspartner in Berlin.

Ein Mitglied regt ein Bürgerbegehren für mehr Windräder im Landkreis an. So sei beispielsweise im Jahr 2021 nicht ein einziger Antrag für ein neues Windkraftrad eingegangen. "Der Wind hat sich in dieser Sache mittlerweile gedreht", sagt von Sarnowski. So sei die Stimmung darüber in der Bevölkerung mittlerweile durchaus besser und man werde es weiterhin verfolgen. Neue Windräder seien durch längere Rotorblätter heute auch viermal so effektiv, so der Landesvorsitzende. Eine weitere Teilnehmerin macht die Versammlung auf die dringend gesuchte Unterstützung im Bereich der Flüchtlingshilfe im Landkreis aufmerksam. "Wer jemanden kennt, der helfen möchte, wir suchen dringend mehr Kräfte." So solle man sich jedoch im Hinterkopf behalten, dass ein unterstützter Amtsbesuch oft einen halben Tag dauern könne, man jedoch den Flüchtlingen unbedingt helfen müsse.

Den von der CSU angekündigten Ausbau der Radwege kritisiert man als unzureichend

Ein großes Thema ist auch wieder der nur schleppend voranschreitende Ausbau der Radwege, auch im Landkreis Ebersberg. Man lacht noch einmal über das Versprechen der Regierung Söder, bis 2030 in Bayern rund 1500 Kilometer neue Radwege erschließen zu wollen. Das entspräche nur wenigen Metern pro Gemeinde, so der Tenor. Wenn dann in einer Gemeinde mal ein Radweg von ein oder zwei Kilometern Länge gebaut werden, müssten andere Gemeinden gänzlich ohne auskommen. Das, so der Tenor im Saal, werde man im Falle eines Wahlsieges besser machen.

Einen so reibungslosen Ablauf wie bei den Wahlen der Mitglieder des Kreisvorstandes in Ebersberg wünschen sich wohl so manche Kreisverbände. Alle Wahlgänge bringen ein einstimmiges Ergebnis. Christoph Lochmüller bleibt Sprecher des Kreisverbands. Angelika Obermayr hingegen lässt sich nicht mehr aufstellen - ihren Platz übernimmt nun Sarah Onken. Die 42-Jährige ist seit 2011 Beisitzerin im Kreisvorstand. Sie beginnt ihre Antrittsrede mit warmen Worten. Sie finde es schön, dass die Grünen eine Partei seien, die versuchen die Welt zu verbessern.

Als sich der gesellige Abend dem Ende zuneigt, bringen die Mitglieder noch ihre Vorfreude auf die Landtagswahl zum Ausdruck. Abschließend, quasi den Gehenden hinterherrufend, erinnert der Landesvorsitzende von Sarnowski noch daran, dass man dringend Schöffen für die Gerichte suche und die Bewerbungsanforderungen auch angenehm niederschwellig seien. Gerade vor dem Hintergrund, dass AfD-Mitglieder vermehrt Anschluss in solchen Positionen suchen würden, sei es umso wichtiger hier Engagement zu zeigen.

Das ist der neue Kreis-Vorstand der Grünen: Sarah Onken (Sprecherin), Christoph Lochmüller (Sprecher), Nici Augustin (Schriftführerin), Martha Maier (Schatzmeisterin), Christian Haindl (Rechnungsprüfer). Die acht Beisitzer sind: Jürgen Friedrichs, Waltraud Gruber, Traudi Höpfner, Angelika Obermayr, Adrian Kunze, Wolfgang Huber, Thomas Huber, Anja Wosch.

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