Grafinger Marktplatz:Das Warten hat ein Ende

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Am Grafinger Marktplatz dominieren meist die Autos, das soll sich ändern. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mehr als sechs Jahre nach dem Stadtratsbeschluss ist nun die Grafinger Gesamtverkehrsuntersuchung fertig. In der Sitzung am Dienstagabend präsentieren die Verkehrsplaner die Ergebnisse. Unter anderem schlagen sie einen verkehrspolitischen Paradigmenwechsel am Marktplatz vor - in Form einer umfassenden Tempo-20-Zone.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Eine ganze Dreiviertelstunde veranschlagt die Stadtverwaltung als grobe Hausnummer für die Präsentation der Gesamtverkehrsuntersuchung nebst der Debatte über die nächsten Schritte. Bei der städtischen Stellungnahme zur Brenner-Nord-Zulauftrasse sind es fünf, beim geplanten Einstieg der Stadt in die Betreiber-GmbH des Seniorenhauses zehn Minuten. Nur zum Vergleich.

Doch selbst mit einigen Zugaben wäre die Spanne noch angemessen. Wenn sich der Stadtrat am Dienstagabend trifft, geht es nämlich um nicht weniger als den Auftakt einer verkehrspolitischen Weichenstellung auf Jahrzehnte: Darum, ob Grafing eine Verkehrsberuhigung für seinen Marktplatz schafft - oder an der Aufgabe scheitert?

Die Fachleute empfehlen drei Maßnahmen

Die Verkehrsplaner aus der Münchner Obermeyer-Gruppe, nach eigenen Angaben immerhin eine der größten unabhängigen Planungsgesellschaften im Land, sind der Ansicht: Möglich ist es. Allerdings sind größere Operationen in Form von drei zentrumsnahen Verkehrsbypässen notwendig.

Erstens betrifft dies die Gartenstraße, die zu einer solchen Funktion ausgebaut werden müsste. Zusätzlich ausgestattet mit einem Durchstich zwischen ehemaliger Post und früherem Hut-Mayr-Haus könnte der Verkehr von der Glonner Straße ohne Umweg über den Marktplatz direkt in die Bahnhofstraße fließen. Der Vorschlag ist nicht neu. Aber erstmals bescheinigt eine wissenschaftliche Untersuchung, dass Grafing sich ohne ihn von der Marktplatzberuhigung verabschieden müsste.

Die Gartenstraße könnte zu einem zentrumsnahen Verkehrsbypass ausgebaut werden. (Foto: Christian Endt)

Im Umkehrschluss eröffnet der Bypass die Möglichkeit, eine ganze Fahrspur an der Marktplatz-Westseite rückzubauen. Und zwar jene vom Rathaus in Richtung Norden in die Bahnhofstraße. Die ebenfalls einmal angedachte Sperrung auch der zweiten Spur sehen die Verkehrsplaner allerdings skeptisch.

Zum Problem könnte der Verkehr nach der Beruhigung am Marktplatz anderswo werden

Zwar hätte der Vorschlag für den Marktplatz den größten Entlastungseffekt. Wahrscheinlich würde dann aber derart viel Verkehr über die Gartenstraße fließen, dass es an deren Einmündung zur Glonner Straße eine Ampel bräuchte. Die allerdings würde das Risiko langer Rückstaus - dort befindet sich bekanntlich auch noch der Fußgängerüberweg vor der evangelischen Kirche - deutlich erhöhen. Der Bauausschuss, der sich mit der Verkehrsuntersuchung vergangene Woche beschäftigte, empfiehlt dem Stadtrat deshalb, diesen Plan nicht weiter zu verfolgen.

Zweitens schlagen die Verkehrsexperten als etwas vorgelagerten Bypass eine Verlängerung des Oberangers gen Norden vor. Über die Jahnstraße würde der Durchstich dann etwa auf Goldberg-Höhe ebenfalls auf die Bahnhofstraße respektive Ebersberger Straße in Richtung Grafing Bahnhof treffen.

Drittens bräuchte es noch eine Verlegung der nördlichen Aiblinger Straße nach Westen, im Stadtrat genannt: Aiblinger Spange. Anstatt Neubaugebiet und Aldi-Markt in einem östlichen Bogen zu umfahren würde die "St 2089" etwa auf Höhe des Sanftlrings nach Norden abbiegen und nahe der Hammerschmiede auf die Glonner Straße treffen. Die Staatsstraße würde dann nicht länger über den Marktplatz führen, sondern via Grafing Bahnhof und Nettelkofen auf die bisher als Kreisstraße "EBE 8" titulierte sogenannte Westumfahrung.

Ist der Durchgangsverkehr draußen, kann das Grafinger Zentrum beruhigt werden

Die drei Punkte umgesetzt, stünde den Verkehrsplanern zufolge einer Abstufung der "St 2089" am Marktplatz zur Ortsstraße nichts mehr im Wege. Dann könne Grafing den eigentlichen Schritt in Eigenregie entscheiden, und zwar den "Umbau des Marktplatzes zum Verkehrsberuhigten Geschäftsbereich (Tempo 20)".

Die sechs Jahre zwischen Stadtratsbeschluss und Verkehrsuntersuchungsergebnis hängen übrigens weder mit Schläfrigkeit im Ingenieurbüro noch im Grafinger Rathaus zusammen: Wegen zahlreicher Straßenbauarbeiten ließen sich in den vergangenen Jahren schlicht selten valide Verkehrszählungen durchführen. Mal wurde der Kreisverkehr in Schammach gebaut, dann die "EBE 8" zwischen Nettelkofen und Seeschneid erneuert, schließlich über einen Zeitraum von zwei Jahren das Kanalnetz in Wiesham errichtet. Auch die Auswirkungen der zwischenzeitlich angeordneten Tempo-30-Beschränkung in Griesstraße und Rosenheimer Straße galt es noch in der Gesamtuntersuchung aufgehen zu lassen.

Die Sitzung ist öffentlich und beginnt am Dienstag, 4. Oktober, um 19 Uhr im Sitzungssaal im Rathaus.

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