Bäckerhandwerk:Zeigt her eure Krapfen!

Lesezeit: 3 min

Bei der Bäckerei Freundl in Ebersberg zeigt Produktionsleiter Richard Freundl eine ganz neue Kreation: den Kaiserschmarrnkrapfen - weil es doch heuer zum ersten Mal ein Ebersberger Kaiserpaar gibt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zur Faschingszeit lassen sich die Bäckereien im Landkreis Ebersberg allerhand neue Kreationen einfallen - so experimentierfreudig wie im vergangenen Jahr der Protein-Krapfen aus Anzing mit verarbeitet Insekten sind sie dann aber doch nicht mehr. Welche Sorte ist denn nun die beliebteste?

Von Anna Steinhart, Ebersberg

Lecker sah sie aus, die neueste Krapfen-Kreation, die die Anzinger Bäckerei Postel in der Faschingszeit im vergangenen Jahr in ihrer Auslage anbot: eine ordentliche Schoko-Füllung, obendrauf eine Schokoglasur. Und der Geschmack enttäuschte auch nicht: saftig-fluffig der Krapfen an sich, cremig die Füllung. Ja, genau so soll er doch auch schmecken, so ein Faschingskrapfen. Doch wer ganz genau hinschaute, bevor er den ersten Bissen nahm, der erkannte im Guss ein paar Insektenstückchen.

Alles Absicht: In der Glasur des Protein-Krapfen, wie die Bäckerei ihn taufte, waren geriebene Grillen und im Teig Mehlwurmmehl verarbeitet - Insekten sind wunderbare Protein- und Omega-3-Fettsäure-Lieferanten, und in anderen Regionen auf der Welt, beispielsweise in afrikanischen Ländern, Teilen Asiens und Lateinamerika ein völlig normaler Bestandteil der Nahrung. Aus gutem Grund. So ist die Insektenaufzucht laut Bäckerei-Chef Florian Postel nämlich viel platzsparender und besser für die Umwelt als so manch andere Lebensmittel.

Und wie sieht es in diesem Jahr aus? Die SZ Ebersberg hat sich umgehört im Landkreis Ebersberg, auf der Suche nach den neuesten, beliebtesten und vielleicht auch verrücktesten Faschingskrapfen-Kreationen.

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Bei der Bäckerei Freundl in Ebersberg bleibt man mit einer Auswahl von acht Sorten im Vergleich eher bescheiden - aber aus gutem Grund. "Zu viele Sorten bringen einen ganz durcheinander", sagt Richard Freundl, der die Produktion in der Bäckerei leitet. "Und am Ende des Tages muss man bei so vielen Sorten dann doch auch viel wegschmeißen." Eine Sorte ist jedoch trotz des schlanken Angebots neu in diesem Jahr. Passend zum ersten Ebersberger Kaiserpaar gibt einen Kaiserschmarrn-Krapfen, gefüllt mit Apfelmus und Vanille, im Teig sind Rosinen. Der Lieblingskrapfen von Richard Freundl ist er aber nicht - er hat gar keinen Favoriten. "Dafür schmecken einfach alle zu gut!" So gut, dass er an einem Tag gleich sechs von ihnen verdrückt hat - sein bisheriger Rekord, wie er sagt.

Bei der Bäckerei Schwaiger in Glonn setzt man auf eine andere Devise, dort wurde heuer das Sortiment rund um die süße Verführung in Krapfenform nämlich erweitert. Neu dazugekommen sind der Blueberry-Cheesecake-Krapfen und der Pistazienkrapfen. Und komplettiert wird das 14-krapfige Sortiment durch einen echten Hingucker, nämlich den Krümelmonster-Krapfen: ein ordentlicher Schwung bunter Zuckerperlen, zwei schielende Zucker-Schoko-Augen und natürlich darf auch ein kleiner Keks dort, wo der Mund ist, nicht fehlen - alles wie beim echten Krümelmonster. Nur eine Vanille-Cookie-Füllung, die gibts bei der berühmten Muppet-Figur wohl eher nicht.

Der Krümelmonster-Krapfen ist in diesem Jahr neu im Sortiment bei der Bäckerei Schwaiger in Glonn. (Foto: Bäckerei Schwaiger/oh)

Eine ähnliche Kreation gibt es bei den Hasi-Bäckereien, mehr als 20 Filialen gibt es im Landkreis Ebersberg mittlerweile. Bei Hasi heißt der Krapfen mit bunten Zuckerperlen jedoch Regenbogenkrapfen, gefüllt ist er mit einer Himbeer-Johannisbeerkonfitüre. Wer sich mit einem Krapfen auf die Faschingsparty einstimmen möchte, der findet sogar alkoholhaltige Sorten - zum Beispiel mit einer Erdbeerlimes-Füllung oder Baileys. "Der mit Eierlikör ist aber der Beste", ist sich ein Kunde in einer der drei Ebersberger Filialen sicher.

Die meisten jedoch bevorzugen es dann doch ganz klassisch. Denn trotz der großen Vielfalt bleibt der Krapfen mit Aprikosenfüllung der beliebteste. Aber auch die eher schlicht gehaltenen Varianten mit Vanillefüllung, Puderzuckerglasur und Hagebutten- oder Johannisbeermarmelade seien allseits beliebt, da sind sich die Bäckereien einig.

Wegen des Protein-Krapfens war die Bäckerei Postel heftigen Anfeindungen ausgesetzt

Und so konnte sich der Protein-Krapfen der Bäckerei Postel in Anzing letztlich auch nicht durchsetzen. Zwar sei die jüngere Kundschaft durchaus experimentierfreudig gewesen und habe den Protein-Krapfen probiert, insgesamt jedoch sei er allerdings schlecht angenommen worden, sagt Filialleiterin Gabi Knieb-Stark. Deshalb fehlt die Neu-Kreation aus der vergangenen Faschingszeit heuer - auch, weil man die teils heftigen Anfeindungen nicht noch einmal erleben wollte. "Das war wirklich eine schlimme Zeit, für unser ganzes Team."

Den Anfang nahm der Sturm im Internet, nachdem der BR in der Abendschau über die Anzinger Bäckerei berichtet hatte. Danach ging es los mit negativen Google-Rezensionen - "Insekten im Mehl - nicht hingehen" war da noch einer der harmlosen Kommentar, "eine Schande seid ihr, für das Bäckerhandwerk" oder "du Drecksau, du wirst deine Strafe noch bekommen" dann schon nicht mehr. Selbst beleidigende Anrufe habe es gegeben, erzählt Knieb-Stark. "Dass die Anfeindungen so stark sein werden, damit hätten wir niemals gerechnet." Neues ausprobieren wollte man trotzdem, so gibt es heuer Krapfen in einer Brownie-Karamell- und Kokos-Mango-Ausführung - ganz ohne Insekten.

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