Landtagswahl im Landkreis Ebersberg:Freud und Leid

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Doris Rauscher mit Ortsvorsitzendem Dirk Schött am Wahlabend. Trotz des schlechten SPD-Ergebnisses sei sie einigermaßen zuversichtlich gewesen, was das eigene Mandat betrifft, sagt sie. (Foto: Christian Endt)

Die SPD-Politikerin Doris Rauscher schafft über die Liste erneut den Sprung in den Landtag. Für den Grünen Thomas von Sarnowski reicht es hingegen nicht - trotz eines guten Ergebnisses im Landkreis.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Es hätte ja schon fast mit dem Teufel zugehen müssen, wenn das nicht geklappt hätte: Bei den Erststimmen ein Ergebnis deutlich über dem der Partei, zudem Listenplatz 2 - das schien doch eine sichere Bank. Dennoch hat sich die alte und neue Ebersberger SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher nicht zu früh getraut, sich zu freuen - erst, als am späten Dienstagnachmittag ihr Wiedereinzug in den Landtag endgültig klar war: "Das Stimmenergebnis ist der Hammer! Ich freue mich, dass ich die Arbeit, die ich vor zehn Jahren begonnen habe, fortsetzen kann und bin sehr glücklich und erleichtert."

Die 56-Jährige hat sich seit ihrem Einzug in den Landtag im Jahr 2013 vor allem als Sozialpolitikerin einen Namen gemacht hat. Sie war in den vergangenen Jahren sowohl sozialpolitische Sprecherin ihrer Fraktion als auch Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie - ihr Vertreter war hier übrigens ihr Ebersberger CSU-Kollege Thomas Huber, der bereits seit Sonntag weiß, dass er seine Arbeit im Landtag in den nächsten fünf Jahren fortsetzen kann. Mit 38,1 Prozent der Stimmen hatte er das Direktmandat erneut erobert.

Auch wenn Doris Rauscher traurig darüber war, dass die SPD nochmals Sitze verloren hat - eine gewisse "innere Ruhe" habe sie dennoch am Wahlabend bewahrt, erzählt die Ebersbergerin. Eine "Zitterpartie" wie noch 2013 sei es diesmal nicht gewesen. Sie habe seit vielen Jahren engagierte Arbeit abgeliefert und insbesondere als Ausschussvorsitzende so viele Kontakte und Netzwerke in ganz Bayern geknüpft, dass sie sehr zuversichtlich gewesen sei, dass es mit der Wiederwahl klappen werde.

In einer Pressemitteilung weist sie darauf hin, dass sie sich über die Parteigrenzen hinweg die Anerkennung von Fachleuten und Sozialverbänden erarbeitet habe. Nicht zuletzt hätten Mitarbeitende von Kindertagesstätten und junge Eltern in ihr als ehemaliger Erzieherin und Pädagogischer Leiterin von 28 Kindertagesstätten eine Abgeordnete erlebt, "die mit Sachverstand und Herzblut für notwendige Verbesserungen in der Kinderbetreuung kämpft". Außer im Landtag ist Rauscher auch im Ebersberger Kreistag sowie im Stadtrat der Kreisstadt vertreten.

Thomas von Sarnowski (rechts) am Wahlabend mit der Co-Landesvorsitzenden Eva Lettenbauer und den Spitzenkandidaten Katharina Schulze und Ludwig Hartmann. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Nicht gereicht hat es hingegen für Thomas von Sarnowski, der zwar im Landkreis Ebersberg für die Grünen ein gutes Wahlergebnis eingefahren hat - mit 17,2 Prozent der Erstimmen liegt er über dem Landesergebnis von 14,4 Prozent -, aber dennoch den Einzug in den Landtag verfehlt hat. Wäre das Ergebnis der Grünen so ausgefallen wie bei der Wahl 2018, hätte es geklappt, erläutert von Sarnowski, doch landesweit verloren die Grünen 3,2 Prozentpunkte.

Somit ist der 35-Jährige aus Ebersberg wie auch nach der Wahl 2018 einer der Nachrücker für ein Landtagsmandat. Es als Grüner aus einem kleinen Stimmkreis wie Ebersberg in den Landtag zu schaffen, sei ohnehin schwierig, das sei ihm von vornherein klar gewesen, sagt von Sarnowski. Hier hätten die Münchner Bewerber mit ihren vergleichsweise großen Stimmkreisen Vorteile.

Seine politische Arbeit will Thomas von Sarnowski dennoch fortsetzen, zum einen als Ebersberger Kreisrat, zum anderen aber auch als einer der beiden Landesvorsitzenden der Grünen: "Ich will die Zukunftsthemen Klima und Energie weiter voranbringen." Im kommenden Januar wolle er erneut für den Landesvorsitz kandidieren, sagt von Sarnowski. Urlaub winkt für ihn auch nach der anstrengenden Wahlkampfzeit nicht - in den kommenden Wochen sind momentan aber weniger Termine eingeplant, sollte es doch zu Gesprächen über eine Regierungsbeteiligung kommen. "Die Grünen hatten das klare Ziel zu regieren", sagt er, "und eine schwarz-grüne Regierung würde dem Land gut tun." Sollten Wahlsieger Markus Söder und seine CSU nicht mit anderen Parteien als den Freien Wählern sondieren wollen, würde sich von Sarnowskis Terminkalender wohl auch so schnell wieder füllen. Mehr Zeit für die Familie muss für den Ebersberger jetzt aber auch drin sein.

FPD-Landesvorsitzender Martin Hagen weiß schon seit Sonntag, dass es mit dem Wiedereinzug in den Landtag nichts wird. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Somit wird der Landkreis Ebersberg vorerst mit zwei Abgeordneten im Landtag vertreten sein statt wie bisher mit drei: Der FDP-Landesvorsitzende Martin Hagen war zwar nicht als Direktkandidat im Landkreis Ebersberg angetreten, stammt aber aus Vaterstetten, er war bisher der Dritte im Bunde. Hagen war seit 2018 im Landtag vertreten und dort auch Fraktionsvorsitzender der FDP. Dass er künftig nicht mehr Teil des Gremiums sein würde, war für ihn schon am Wahlabend klar, denn die FDP verpasste die Fünf-Prozent-Hürde deutlich. Am Dienstag nach der Wahlniederlage hatte der Parteivorsitzende seinen Rücktritt angeboten, dies hatte der Landesvorstand aber abgelehnt. Immerhin in einem politischen Gremium bleibt Hagen auch weiterhin: im Vaterstettener Gemeinderat - hier war der 42-Jährige im Sommer 2022 für Renate Will nachgerückt.

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