Mitten in Ebersberg:Gruselmassaker im Vorgarten

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Je näher Halloween rückte, umso verrückter wurde die Gartendeko. Schade nur, dass so manche tote Untote schon am nächsten Tag wieder ausgebuddelt wurden.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

Na, wer erkennt es? Folgendes Zitat stammt aus einer Erzählung, die im November dieses Jahres, also genau jetzt, ihren 70. Geburtstag feiert: "Es scheint doch unverwechselbare Züge der Individualität zu geben." Jeder Mensch ist also einzigartig.

Spinnt man diesen Gedanken weiter, landet man schnell in den Ebersberger Vorgärten. Je näher Halloween rückte, umso verrückter wurde es dort. Beine von Zombiepuppen ragten aus extra aufgeschütteten Gräbern, weiße Gespenster wehten in Weiden, Kettensägengeräusche überraschten den harmlosen und auch oft unvorgewarnten Passanten, zahnlose und zahllose Kürbisse leuchtender Art schmückten Gartenpfosten und Treppenaufgänge. Sogar batteriebetriebene Fledermäuse und schaurig stöhnende Totenköpfe wurden kolportiert.

Jedes Gärtlein trug seinen ganz ureigenen Stempel, jeder Gartenbesitzer, der vom Halloween-Fieber gepackt war, ließ sich etwas Einzigartiges einfallen. Vielleicht war es auch so, dass sich die gesamte Vorfreude auf die grusligste Nacht des Jahres, die in den letzten Corona-Jahren nicht so wirklich gefeiert werden konnte, in geballter Kreativität entlud. Wer auch immer sich am vergangenen Montag also bei abendlichem Klingeln an die Haustür getraut hat, oder - noch wagemutiger - sogar selbst auf der Straße unterwegs war, der kann bezeugen: Die Kinder, und sie waren in Massen unterwegs, hatten ihren Heidenspaß.

Nun wird Halloween genau einen Abend lang gefeiert, das heißt: Am nächsten Tag ist der Spuk vorbei. Eilends graben die Nachbarn ihren untoten Toten wieder aus, die Hubers drei Häuser weiter sammeln hurtig Gebeine aller Art aus ihrem Kräuterbeet, die Meiers in der übernächsten Straße befreien den Huhuuu-schreienden Opa aus seinem Gespenster-Kostüm. Alle Gärten sehen schnell wieder so aus, wie sie es immer tun. Schade eigentlich.

Wenige Wochen nämlich dauert es nur noch, und dann kommt der dekorative Gegenpol. Seien wir ehrlich: Engelchen und Christbaum kann jeder. Und die Einzigartigkeit, die muss wieder ein Jahr warten. Obwohl es ja einige Anarchos gibt, die den strengen Kalender des jahreszeitlichen Dekorierens sprengen, etwa indem sie die Ostereier sommers wie winters im Strauch baumeln lassen. Oder Familien, und wir kommen wieder auf den Anfang der Geschichte, für die einfach jeden Tag Weihnachten ist - "Friede, Friede, Friede", flüstert bei ihnen der Weihnachtsengel vom Christbaum. Und Tante Milla strahlt. Nicht nur zur Weihnachtszeit.

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