Finale in der Grafinger Bücherei:Die Nase vorn - dank Rennschwein

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Die beiden Julias kamen auf Platz drei (links) und zwei (rechts). Zwischen ihnen sitzt Nikolaus Klein. Für den Gewinner des Kreisentscheids geht es nun in die nächste Runde. (Foto: Christian Endt)

Nikolaus Klein vom Franz-Marc-Gymnasium Markt Schwaben gewinnt den Kreisentscheid im Vorlesewettbewerb. Doch auch die anderen Sechstklässlerinnen und Sechstklässler begeistern mit Freude und Tempo.

Von Michaela Pelz, Grafing

"Rudi vor, noch ein Tor!" - Das Publikum im Saal der Stadtbücherei Grafing steht kurz davor, einzustimmen, hält sich aber gerade noch zurück. Der Vorleser jedoch gibt nun so richtig Gas: Schneller und immer schneller eilt Nikolaus Klein mitreißend, ausdrucksstark und komplett fehlerlos durch den immerhin 15 Zeilen langen Absatz, der die letzten Augenblicke des atemlosen Rennens zwischen Rennschwein Rudi Rüssel und seinem Konkurrenten beschreibt.

Der Schüler vom Markt Schwabener Gymnasium ist einer der zwölf Finalisten, die sich im Landkreis beim Vorlesewettbewerb erst klassen-, dann schulintern gegen die Konkurrenz durchsetzen konnten. Wie dort dürfen sie auch beim Regionalentscheid in der Bücherei zunächst mit einem selbst gewählten Buch ihre Lesetechnik- und Interpretations-Fähigkeiten unter Beweis stellen.

In Runde zwei müssen die Teilnehmenden einen unbekannten Text präsentieren

Oft geht es dabei um Zauberei: Die einschüchternde Medusa hat einen ebenso überzeugenden Auftritt wie der schüchterne Herr Turtur, wilde Animox-Kämpfer oder eine Gedanken lesende Zwölfjährige. Auch der Fremdtext nach der Pause - "Agalstra" von Anna Herzog, ausgewählt von Organisatorin Daniela Molle-Thiel - ist in der Fantasy-Welt angesiedelt.

Wie schwer die Lektüre vom Blatt ist, wissen die Mitglieder der aufmerksam lauschenden Jury genau. Denn auch Brigitte Binder (bis 2018 Leiterin der Grafinger Bücherei), Axel Kajnath (evangelischer Pfarrer im Ruhestand), Margit Napieralla (Leiterin der Bücherei Ebersberg), Hedwig Wobken (Inhaberin des Kirchseeoner Buchladens) und Michaela Pelz ( Süddeutsche Zeitung) haben selbst oft genug vorgelesen oder Profi-Lesungen beigewohnt. Gar zu weit entfernt davon sind manche der Vortragenden an diesem Nachmittag gar nicht. Am Blickkontakt mit dem Publikum hapert es zwar generell noch ein wenig, doch das Lesetempo ist gerade in Runde zwei, im Umgang mit dem unbekannten Text, bei allen vorbildlich.

Nächster Schritt für den Gewinner aus dem Landkreis ist der Bezirksentscheid

Absolut herausragend ist die Freude, mit der die aus allen Schularten stammenden Kinder auf der Bühne stehen. Ein wenig Anspannung ist schon auch dabei - "aber beim Finale in der Schule war es noch aufregender", sagt Julia Schmid von der Realschule Ebersberg, die den dritten Platz erreicht hat. Trainiert wurde in erster Linie daheim, wie die Zweitplatzierte, Julia Sauter vom Grafinger Gymnasium, schildert. "Seit der ersten Klasse übe ich jeden Tag und lese meinem kleinen Bruder oft zum Einschlafen vor."

Bundesweit hätten sich heuer mehr als 500 000 Sechstklässler an dem Wettbewerb beteiligt, teilt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit, dessen "Stiftung Buchkultur und Leseförderung" Veranstalter des 1959 von Erich Kästner mitbegründeten Wettstreits ist. Als Schirmherr fungiert stets der Bundespräsident. Ob der im Juni beim Finale in Berlin persönlich dabei sein wird, weiß man nicht. Versammeln werden sich dort auf jeden Fall alle Vorlesetalente, die auf Länderebene gewonnen haben werden. Davor aber steht noch der Bezirksentscheid - nächster Schritt auch für Nikolaus aus Markt Schwaben. Den wird er sicher mit ebenso viel Verve und Souveränität absolvieren wie das Ebersberger Kreisfinale. Und mit der Zuversicht, die ihm seine Lehrerin (die leider nicht da sein kann) mit auf den Weg gab. "Sie hat gesagt, dass sie an mich glaubt!"

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