Grafing:Wie die Polizei Ebersberg eine verabredete Hooligan-Schlägerei verhinderte

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Symbolfoto. (Foto: dpa)

Die gewaltbereiten Eishockey-Anhänger der "Höchstadt Alligators" waren bereits polizeibekannt - und hatten am Freitag in Grafing einiges vor.

Von Andreas Junkmann, Grafing

Auf dem Eis war es das Spiel zwischen dem EHC Klostersee und den Höchstadt Alligators, für einige Anhänger der beiden Eishockey-Vereine sollte am vergangenen Freitag aber das Duell "Red Society" gegen "Fanatics" über die Bühne gehen. Wie die Polizei am Dienstag auf Nachfrage der SZ mitteilt, wollten sich die Ultra-Gruppierungen der Teams im Anschluss an das Bayernligaspiel zu einer Schlägerei verabreden. Das konnten die Beamten zwar gerade noch verhindern, bereits zuvor war es allerdings zu massiven Ausschreitungen gekommen.

Drei Polizisten sind nach Angaben von Ebersbergs Polizeichef Ulrich Milius durch Tritte aus dem Block der Gästefans herab verletzt worden. Zudem wurden die eingesetzten Beamten "massiv beleidigt". Die Eskalation während des Spiel hatte ihren Anfang bereits vor Anpfiff. Etwa 15 Kilometer vor Grafing zogen die Beamten den aus dem mittelfränkischen Höchstadt kommenden Fanbus aus dem Verkehr - aufgrund entsprechender polizeilicher Erkenntnisse, wie es zunächst hieß. Milius zufolge hätten die "Fanatics", wie viele andere Ultra-Gruppierungen, bereits eine entsprechende Vorgeschichte. Vor zwei Jahren etwa griffen gewaltbereite Hooligans einen Fanbus des ESC Dorfen an. Deshalb habe man im Vorfeld der Partie von sogenannten szenekundigen Beamten Hinweise bekommen, besonders aufmerksam zu sein.

Bei der Kontrolle des Busses wurden dann schließlich auch Gegenstände gefunden, die in einem Eishockey-Stadion nichts zu suchen haben: Sturmhauben, Kampfsport-Zahnschützer und Quarzsandhandschuhe, die eigentlich von Sicherheitsdiensten eingesetzt werden, um die Wirkung von Schlägen zu verstärken. Diese Gefechtsausrüstung hatte wohl den Grund, dass sich nach Informationen der Polizei am Freitagabend auch Anhänger des EHC Bayreuth in Grafing angekündigt haben - dem erklärten Erzfeind der Höchstädter.

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Gästefans des Höchstadter EC haben am Freitagabend Ordner und Polizeibeamte angegriffen. Es gab zwei Festnahmen.

Eine Schlägerei zwischen den Fanlagern konnten die Beamten jedoch verhindern, die Anfeindungen aus dem Gästeblock mussten sie zunächst aber über sich ergehen lassen. "Unsere Kollegen haben versucht, deeskalierend einzuwirken", sagt Milius. Das sehen die Höchstadt-Anhänger etwas anders, in einem Statement zu den Ausschreitungen ist von einer "gezielten Provokation" seitens der Beamten die Rede. Die Polizisten hätten "ihrem Wunsch nach Ärger freien Lauf gelassen und ohne Rücksicht auf Verluste in unseren Block eingeknüppelt". Diese Anschuldigungen weist Milius entschieden zurück. Das seien typische Rechtfertigung, die man nach solchen Vorfällen immer zu hören bekomme, so der Leiter der Ebersberger Polizeiinspektion.

Es war am Freitag nicht das erste Mal, dass es in Grafing zu Zwischenfällen während eines Eishockey-Spiels gekommen ist. Auch die EHC-Ultras waren in der Vergangenheit keine Kinder von Traurigkeit. Der harte Kern, die sogenannte "Red Society", hat inzwischen aber zu großen Teilen Stadionverbot, außerdem setzt der Verein mittlerweile wieder Sicherheitskräfte ein. Dennoch sollte es nun im Anschluss an das Match - das die Grafinger übrigens mit 7:6 nach Penaltyschießen gewonnen haben - zu einem Nachspiel zwischen den Fanlagern kommen, das die Beamten aber unterbinden konnten. Im Rahmen der Vorkommnisse hatte es zunächst zwei Festnahmen gegeben, die weiteren Ermittlungen laufen.

© SZ vom 26.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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