Die Welt ist in Staaten aufgeteilt. Eroberungen gehören dazu, ebenso kriegerische Auseinandersetzungen. Laut dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gibt es zurzeit mehr als hundert bewaffnete Konflikte weltweit. "Menschen bringen sich gegenseitig um. Dafür werden Waffen produziert", konstatiert Künstler Peter Kees. "Klingt eigentlich absurd, scheint aber ein wesentlicher Bestandteil unseres Menschseins zu sein."
Es war der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau, der in seiner 1755 veröffentlichten "Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen" Eigentumsverhältnisse mit einem Fragezeichen versah: "Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und dreist sagte: 'Das ist mein' und so einfältige Leute fand, die das glaubten, wurde zum wahren Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, Leiden und Schrecken würde einer dem Menschengeschlecht erspart haben, hätte er die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinesgleichen zugerufen: 'Hört ja nicht auf diesen Betrüger. Ihr seid alle verloren, wenn ihr vergeßt, daß die Früchte allen gehören und die Erde keinem."
Peter Kees, ein für seine Provokationen bekannter Aktionskünstler aus Steinhöring, hat nun eine neue Form der Intervention ersonnen und sich dafür ein ganz besonderes Flatterband besorgt: "Niemandsland" steht darauf geschrieben. "Dieses Band um ein Gebiet zu spannen, ist ein Eingriff in Eigentumsverhältnisse, zugleich eine Auseinandersetzung mit Rousseau, den existierenden gesellschaftlichen und politischen Ungleichheiten, auch mit den grausamen Kriegen der Gegenwart", erklärt der Künstler. Am vergangenen Wochenende hat er ein erstes Gebiet in einem Waldstück nahe Grafing (bei Seeschneid) abgesteckt. Weitere sollen folgen.
Mit diesen Aktionen knüpft Kees auch an die Jahresausstellung des Ebersberger Kunstvereins an, denn diese steht heuer unter dem Motto "Grenzverschiebungen". Von Freitag, 19. Januar, an werden in der Galerie im Klosterbauhof zahlreiche, von einer Jury ausgewählte Werke zu diesem spannenden Thema zu sehen sein. Schließlich können Grenzen nicht nur räumlicher, sondern auch politischer, moralischer oder ethischer Natur sein.