Bildung im Landkreis:Eine Berufsschule aus dem 3-D-Drucker?

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So könnte die Berufsschule in Grafing-Bahnhof einer Machbarkeitsstudie zufolge einmal aussehen. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Für den Bau der Bildungseinrichtung in Grafing-Bahnhof gibt es einen neuen Vorschlag - und der klingt ziemlich kurios.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Ein Drucker war früher vor allem dazu da, um digitale Schriftstücke zu Papier zu bringen. Doch mit Fortschreiten der Technik haben sich auch die Möglichkeiten der haptischen Realisierung weiterentwickelt. So können 3-D-Drucker heute auch Hörgeräte, Waffen oder Lebensmittel erstellen - und nicht zuletzt sogar ganze Häuser. Das mit 54 Metern Länge, elf Metern Breite und neun Metern Höhe größte "gedruckte" Gebäude Europas steht derzeit in Heidelberg. Doch diese Bestmarke könnte womöglich vom Landkreis Ebersberg übertroffen werden - zumindest wenn es nach der AfD-Fraktion im Kreistag geht. Diese bringt in Person von Kreisrat Manfred Schmidt nun die Idee ins Spiel, die geplante Berufsschule in Grafing-Bahnhof per 3-D-Druckverfahren zu realisieren.

Was zunächst kurios klingt, wäre zumindest theoretisch denkbar. Schmidt jedenfalls bezieht sich bei seinem Vorschlag auf einen Artikel der Süddeutschen Zeitung , bei dem es um eben jenes Gebäude in Heidelberg geht. Lediglich 170 Stunden habe es gedauert, bis der Rohbau stand; von Baubeginn bis Fertigstellung waren es nur zehn Monate. Bei dem Verfahren wird der flüssige Beton Schicht für Schicht über ein bewegliches Rohr aufgetragen, das gehe nicht nur schnell, sondern sei auch umweltfreundlich, heißt es dazu vom Bauherrn. Diese Vorteile greift auch Manfred Schmidt in einem Schreiben an Landrat Robert Niedergesäß (CSU) auf: Die Hinweise auf Kosten-, Material- und Zeitersparnis würden sich verlockend lesen "und erscheinen mir einer eingehenden Prüfung wert".

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In Heidelberg steht das größte Haus Europas, das im 3-D-Druck entstanden ist. Dass das Bauen dadurch rasend schnell geht, ist nicht der einzige Vorteil des innovativen Verfahrens.

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Warum es überhaupt so scheinbar abwegige Ideen zum Bau der Schule braucht, liegt in erster Linie am Geld. Weil der Landkreis ohnehin knapp bei Kasse ist und in den nächsten Jahren auch noch ein fünftes Kreis-Gymnasium in Poing bauen muss, sind für die Berufsschule nicht mehr allzu viele finanzielle Mittel übrig. Der Kreistag hatte deshalb Ende vergangenen Jahres beschlossen, das Projekt in Grafing-Bahnhof sowie den Bau des Gymnasiums vorerst auf der Warteliste zu lassen und eine Umsetzung im Jahr 2025 anzupeilen. In der Zwischenzeit soll nach Mitteln und Wegen gesucht werden, wie sich beide Vorhaben deutlich kostengünstiger umsetzen lassen. Denn das ursprüngliche Preisschild von rund 100 Millionen Euro pro Schule ist für den Landkreis schlicht nicht zu stemmen.

Von seinem Vorstoß verspricht sich Manfred Schmidt nicht nur die Kosten zu senken, sondern womöglich auch eine staatliche Finanzspritze zu bekommen: "Soweit für mich ersichtlich, ist bislang im Freistaat Bayern noch keine einzige Bildungsstätte im Computer entworfen und im 3-D-Betondruck-Verfahren entstanden", schreibt er an den Landrat. Und weiter: "Deshalb könnten beide Schulneubauten im Zuge geschickter und hartnäckiger Verhandlungsführung als musterhafte Pilot-Projekte eventuell mit attraktiven staatlichen Sonderzuschüssen bedacht werden." Auch beim Oberbayerischen Regierungspräsidenten Konrad Schober hat sich der AfD-Kreisrat bereits für seinen Vorschlag starkgemacht.

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Der Landkreis Ebersberg will für seine beiden großen Bauvorhaben einen Projektsteuerer engagieren. Dieser hat vor allem eine Aufgabe: die Kosten zu senken.

Von Andreas Junkmann

Die Idee eines solchen Sonderzuschusses ist nicht ganz neu. Auch am Landratsamt gab es bereits Bestrebungen, für die Berufsschule eine sogenannte "Innovationspartnerschaft" einzufädeln. Die Voraussetzung dafür ist, dass Bauleistungen beschafft würden, die so nicht auf dem Markt verfügbar seien und erst für das Projekt entwickelt werden. Im Gegenzug könnte es attraktive Fördergelder geben. Um die Baukosten allgemein zu senken, wird in der für die Schulneubauten eingerichteten Arbeitsgruppe zudem über eine Errichtung in Form von fertigen Modulen diskutiert. Welche Variante es letztendlich wird, soll sich Anfang 2025 zeigen. Bis dahin wird sich ein Projektsteuer der beiden Schulen annehmen und Nutzungsszenarien entwickeln, am Ende dieses Prozesses soll dann auch ein konkreter Kostenrahmen vorliegen.

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