Mitten in Grafing:Der Hund im Schafspelz

Lesezeit: 2 min

Hat Gotham, äh, Grafing City seinen Beschützer gefunden? (Foto: Jonathan Olley/Warner Bros.)

Eine neue empirische Studie zeigt: Auch Tiere haben manchmal Identitätskrisen.

Glosse von Anja Blum

Ein Hase ist ein Hase, ein Pferd ist ein Pferd und ein Hund ist ein Hund. Verdammt logisch. Oder? Möglicherweise sind Zweifel angebracht. Eine Studie aus Grafing zumindest hat nun gezeigt, dass diese Klassifizierungen - wie so viele andere auch - vielleicht nur mit Einschränkungen gültig sind. Den neuen Erkenntnissen zufolge gibt es nämlich auch in der Selbstwahrnehmung von Tieren den ein oder anderen Bruch. Sprich: Sie glauben, ein anderer zu sein, als sie sind. Fast könnte man von Identitätskrisen sprechen.

Dass ein Hund durch das hohe Gras hüpft wie ein Reh, oder wie ein Weidetier an langen Halmen herumknabbert, mag ja noch arttypisch sein. Und dass ein langgliedriger Über-20-Kilo-Kurzhaarcollie ab und zu das Bedürfnis hat, zum kraulbedürftigen Schoßhündchen zu mutieren - geschenkt. Da sitzt man dann im Ohrensessel und versucht, sich ohne allzu schlimme Verrenkungen den wenigen Platz zu teilen... Wer aus der Familie wollte nochmal dieses Kalb?

Manchmal meint der Hund aber auch, eine Katze zu sein. Und zwar immer dann, wenn die Langeweile sehr groß ist und es ausnahmsweise mal gerade nicht regnet in Grafing. Wenn dann auf dem Rasen im Garten ein Vögelchen herumhüpft, entdeckt der Hütehund plötzlich seinen eigentlich nicht existenten Jagdtrieb. Dann wird der Piepmatz fixiert, der Körper angespannt. Ganz langsam schleicht der Collie sich an, Pfote um Pfote. Doch leider, viel mehr: Gott sei Dank, ist er viel zu groß und zu ungelenk, um sich unbemerkt in diesem Garten zu bewegen. Das Vögelchen hat immer, wirklich immer, den Schnabel ganz weit vorne.

Besonders komisch aber wird es, wenn der Hund in den Schafspelz schlüpft. Sprich: Sich in ein Fluchttier verwandelt. Zum Beispiel, wenn die Freunde mit dem forschen Nachwuchs zu Gast sind. Ein kleiner Zweibeiner, der sich irgendwie komisch verhält? Das muss ein Monster sein, scheint der Hund zu denken. Wenn also die Einjährige sich ihm bloß nähert, steht er sofort auf und trottet in eine andere Ecke. Zum Glück ist das Kind schnell abgelenkt, sodass es dann oftmals gleich seinen Kurs ändert. Wenn dann aber der Wauwau wieder Interesse findet, geht das drollige Spiel von vorne los. Nicht einmal Leckerlis können dieses Schaf zum Bleiben bewegen.

Seine wahre Natur jedoch offenbart der Hund beim Spaziergang. Und zwar immer dann, wenn die Sonne im Rücken schon tief steht und die tierische Silhouette auf den Asphalt wirft. Dann wird klar: Das ist kein Colli, sondern ein Batman! Dieser schlanke Kopf, diese spitzen Ohren, kein Zweifel. Gotham, äh, Grafing City, du hast deinen Beschützer gefunden. Er selbst weiß das leider bloß noch nicht. Aber das wird schon.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRenaturierung in Ebersberg
:Wie man Moore wieder nass macht

Wie fast alle Moore in Deutschland, ist auch das Brucker Moos größtenteils entwässert. Nun wollen Naturschützer es wieder renaturieren. Das ist wichtig für den Klimaschutz.

Von Merlin Wassermann und Christian Endt

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: