Grafinger Greathon:24 Stunden für die Zukunft

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Kreative Köpfe, Coaches und eine Jury haben sich im Grafinger Greathon mit Ideen für eine nachhaltigere Zukunft beschäftigt. (Foto: Christian Endt)

In einem Kreativmarathon des Grafinger Gründerzentrums geht es um nachhaltige Konzepte für Mobilität, Energie und Wohnen. Eine Jury entscheidet am Ende über ihre Favoriten.

Von Pia Hitzer und Saladin Salem, Grafing

Der Auftakt des ersten Grafinger Greathons ist für Freitag 17 Uhr angesetzt. Während die meisten Leute sich ins Wochenende verabschieden, beginnen im Gründerzentrum "Zamstarten" die Köpfe zu rauchen. 24 Stunden lang wollen Freiwillige aus der Region sich hier austauschen und an möglichen Innovationen in den Bereichen Verkehr, Energie und Wohnen tüfteln. Thomas Schönweitz, Gründer der Unternehmensberatung "whitespring" moderiert das Event mit der Erfahrung aus Hunderten von Workshops. Er mache das seit etwa 15 Jahren, erzählt der 41-Jährige.

Der Zeitrahmen für den Greathon - der sich eigentlich vorne mit großem G und R für Grafing schreibt - sei allerdings wesentlich enger, als er es sonst gewohnt sei, erklärt Schönweitz. Normalerweise nehme man sich eher 48 Stunden oder gar drei Tage Zeit. Umso energischer fällt die Begrüßung des Moderators aus. Mit einer Handhupe um den Hals hört er sich die ersten Ideen aus der Gruppe an. Jede Idee, jeder "Pitch" wird im Chor von den Teilnehmern eingezählt: "Drei, Zwei, Eins, Go!" In einer Minute sollen die Gruppen jeweils darlegen, welches Thema ihnen besonders am Herzen liegt. Anschließend finden sich die Teams basierend auf ihren Interessen zusammen.

Moderator Thomas Schönweitz, Workshopmoderator und Gründer einer Unternehmensberatung hat den Kreativmarathon geleitet. (Foto: Christian Endt)

Schönweitz wird von Experten aus dem Gründerzentrum unterstützt, etwa Klaus Obermaier, der sich mit Marketing-Fragen auskennt. Die Schwerpunktbereiche des Greathons seien besonders für Grafing sehr relevant, sagt er.

Auch Gaby Köhler, Gründerin des Coworking-Spaces "Zamworking", ist an dem Wochenende mit dabei. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien in den ersten Stunden noch etwas vorsichtig gewesen, erzählt sie am zweiten Tag. Spätestens beim Abendessen am Freitag seien die Teams aber "zusammengewachsen".

Am Samstagnachmittag dann sollen sich die drei Gruppen mit ihren Ideen vor einer Jury präsentieren. Neben den Jurymitgliedern hat auch der Grafinger Bürgermeister Christian Bauer eine Stimme bei der Preisvergabe. Was die Teams präsentieren, ist eine Mischung aus altbekannten Ansätzen und teils neuen Anwendungsbereichen. Während eines der Teams um ein besseres Konzept für Mehrgenerationenwohnen wirbt, widmet sich eine andere Gruppe einer verbesserten Plattform für Mobilitätsangebote. Man wolle möglichst alle Transportmöglichkeiten im Landkreis bündeln, erklären sie in ihrer Präsentation. Egal, ob Auto, Rad, Lastenrad oder Mitfahrgelegenheit - die unterschiedlichen Angebote sollen zentral über eine regionale Plattform buchbar sein.

Ein drittes Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Alternative zur Ölheizung zu entwickeln. Dafür hat es sich auf das Konzept eines "Riesentaschenwärmers" konzentriert. Ähnlich wie ein herkömmlicher Taschenwärmer, den einige Leute im Winter gerne bei sich tragen, solle die große Version mit thermischer Energie be- und entladbar sein. Grundlage dafür sei eine in dem Taschenwärmer enthaltene Salzlösung, die beim Prozess der Kristallisation, die darin gespeicherte Wärme abgibt. Das Besondere sei unter anderem, dass die Energie in dem Taschenwärmer über einige Zeit gespeichert werden könne, erklärt das Team.

Die Jury ist sich nicht sofort einig über den Sieger - über die Ideen wird in der Punktevergabe reichlich diskutiert. Thomas Schönweitz macht den Teams deutlich, man habe "in allen Ideen Potenzial gesehen". Den ersten Platz sichern sich schließlich Cornelia Gütermann, Miriam Boehlke und Christoph Horninger. Mit ihrer Idee zu einer zentralisierten Mobilitäts-Plattform für den Landkreis überzeugen sie die Jury. Unter anderem der regionale Charakter und die Umsetzbarkeit der Idee seien hervorgestochen, heißt es in der Begründung. Für die Anbieter einzelner lokaler Mobilitätsangebote könne sich dadurch ein Vorteil bieten, da womöglich deren Nutzung über eine regionale Plattform steige.

Das Team um Cornelia Gütermann (rechts), Miriam Boehlke (Mitte) und Christoph Horninger (links) wurde mit dem ersten Platz ausgezeichnet. (Foto: Christian Endt)

Neben einem Preisgeld, das entsprechend der Platzierung der drei Gruppen ausgeschüttet wird, erhielten alle Teilnehmer Zugang zu einem Online-Seminar, um die in den 24 Stunden gesammelten Erfahrungen weiter zu vertiefen. Für Gaby Köhler steht am Ende fest: Alle drei Teams sollen im Gründerzentrum weiter unterstützt werden. Dort stehe es ihnen frei, weiter an ihren Ideen zu arbeiten, bis sie vor dem Förderverein von Zamstarten eine fertige Geschäftsidee präsentieren können.

Thomas Schönweitz ist am Ende zufrieden, ein "grandioses Wochenende", urteilt er. Er sei immer wieder fasziniert, "wie sich Menschen, die sich vorher nicht kannten, um eine Idee versammeln können." Der Austausch unter den Teilnehmern sei enorm wichtig und das Wochenende eine gute Balance zwischen Spaß und Lernen gewesen. Nun müsse man gemeinsam kreativ dranbleiben und zeigen, was möglich ist, anstatt alleine hinter einem Schreibtisch zu hocken. Ein erneutes Treffen der Teams ist bereits für Mitte Februar angesetzt. Und der nächste Greathon sei auch schon in Planung, erzählt Gaby Köhler. In der zweiten Jahreshälfte soll es soweit sein.

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