Breitbandausbau:Die Glasfaser-Lücke schließen

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Mehr Glasfaserleitungen wie diese könnten auch in Grafing verlegt werden, wenn die Stadt sich an den Baukosten beteiligt. (Foto: Sina Schuldt/dpa)

Bei der sogenannten Nachfragebündelung für flächendeckend schnelles Internet in Grafing verfehlte der Anbieter Deutsche Glasfaser sein gesetztes Quorum knapp. Nun kommt ein Vorschlag von FDP-Stadtrat Claus Eimer, mit einer städtischen Finanzspritze einzuspringen.

Von Thorsten Rienth, Grafing

33 Prozent der Grafinger Haushalte wollte die "Deutsche Glasfaser" bis Mitte Dezember für ihr schnelles Internet begeistern - dann würde sie großflächig Glasfaserleitungen unter den Straßen der Stadt verlegen und der "Telekom" Konkurrenz machen. Doch bei 30 Prozent blieb die Anzeige auf der "Deutsche Glasfaser"-Homepage am 15. Dezember stehen. Der neue Wettbewerb, den Rathaus und Stadtrat sich gewünscht hatten, fällt demnach also aus. Oder gibt es da nicht noch eine Hintertür?

"Schnelles Internet gehört heutzutage praktisch zur Daseinsvorsorge", sagt FDP-Stadtrat Claus Eimer. "Wenn es um die neuen Leitungen geht, dann sollten wir uns eine Beteiligung der Stadt an dem Projekt ernsthaft überlegen." Glasfaserleitungen gelten als großer Schritt in der Breitbandtechnologie. Um ein Vielfaches läuft die Datenübertragung bei ihnen schneller, als in den alten Kupferleitungen.

Seine Überlegung hat Eimer in einen Stadtratsantrag gegossen und diesen kurz vor den Weihnachtsfeiertagen im Rathaus eingereicht. "Ob die fehlenden drei Prozent durch eine Ausgleichszahlung der Stadt kompensiert werden können, um den Ausbau trotzdem zu starten?"

Antragsteller Claus Eimer schätzt die Kosten für die Stadt auf um die 50 000 Euro

Eimer schätzt, dass es sich bei den drei Prozent um maximal 150 fehlende Zusagen aus der Einwohnerschaft handele. Die zweijährige Vertragsbindung mit den durchschnittlichen monatlichen Kosten eines Anschlusskunden multipliziert, kommt der Stadtrat pro Anschluss rund 1200 Euro Umsatz. In der Antragsbegründung schreibt Eimer: "Somit fehlt der Deutschen Glasfaser 180 000 Euro Umsatzvolumen im Auftragsbestand. Zieht man die Kosten ab, um auf den fehlenden Deckungsbeitrag (Marge, Ertrag) zu kommen, so reden wir hier vielleicht von 50 000 Euro. Das sollte es einer zukunftsorientierten Stadt wie Grafing wert sein, um den Glasfaserausbau nicht so knapp zu verpassen." Wer wisse schon, wann sich das nächste Mal eine Ausbaugelegenheit ergebe.

Beim jüngsten Grafinger Stadtrat, Keno Maierhofer von den Grünen, rennt Eimer mit seinem Vorschlag sprichwörtliche Türen ein. "Seinen Vorschlag finde ich absolut richtig und nachvollziehbar: Glasfaser ist bei der Datenübertragung die Technologie für die Zukunft, das sollte uns der Standort Grafing für die Unternehmen und die Privathaushalte echt wert sein", sagt der 24-Jährige. "Dass sich bei der Nachfrageaktion 30 Prozent für die schnellen Leitungen anmelden, das zeigt ja, wie hoch in der Stadt der Bedarf ist." Selbst, wenn die Kalkulation am Ende etwas über den geschätzten 50 000 Euro läge. "Da geben wir anderswo für sehr viel weniger Mehrwert sehr viel mehr Geld aus."

Bürgermeister Christian Bauer hat die Hoffnung auf einen Ausbau ohne Zuschuss

Oder gibt es vielleicht noch eine andere Option? Bürgermeister Christian Bauer (CSU) kann sich gut vorstellen, dass das Ausbauprojekt auch ohne städtische Finanzspritze anlaufen könnte. "Wir hatten vor einigen Tagen ein Gespräch mit der Deutschen Glasfaser", berichtet der Rathauschef. "Die sind optimistisch, die 33 Prozent noch zu erreichen." Bauer hält es obendrein für möglich, dass das Unternehmen auch bei einer Nachfrage knapp unter dem Zielwert aktiv werde. "Solche Beispiele gibt es aus anderen Gemeinden."

Zur Vollständigkeit gehört allerdings auch: Die Deutsche Glasfaser ist nicht das einzige Unternehmen, das in Grafing einen Netzausbau plant. Im April sprach ein Telekom-Vertreter im Stadtrat davon, in den nächsten Jahren etwa 900 Grafinger Adressen mit Glasfaseranschlüssen ausstatten zu wollen. Deckungsgleich mit dem nun gemeldeten Interesse aus der Nachfragebündelung der Deutschen Glasfaser sind diese jedoch nicht. "Die Telekom hat gerade kein Budget dafür, aber eine Absichtserklärung abgegeben", erklärt Bauer.

Welcher von beiden den Internetnutzern am Ende günstiger kommt, ist sowieso eine Frage der Perspektive. Mal sind die Anschlussgebühren etwas höher, dafür die monatlichen Kosten ein bisschen geringer. Bei letzteren spielt auch mit in die Rechnung, welche Bandbreite über den Anschluss laufen soll.

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