Mitten in Grafing:Bauer macht lustig

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Ein überfüllter Weißglas-Container am Stadtrand von Grafing, daneben ein offenbar weniger stark frequentiertes Pendant für Braunglas. (Foto: Christian Endt)

Ein überfüllter Glascontainer lässt Rückschlüsse auf das Wohnen in Grafing zu, wo es mal weniger läuft - und mal mehr.

Glosse von Korbinian Eisenberger

Glas ist ein sensibles Thema, allein schon wegen seines zerbrechlichen Charakters. Überhaupt, die Sache mit der Vergänglichkeit. Wenn der letzte Tropfen einmal entschwunden ist, ist das Glas nicht mehr halb oder ein Viertel oder ein Achtel voll. Da kann man noch so sehr Optimist sein. Dann landet es entweder in der Spüle - oder in einem Abfallbehälter. In diesem Fall - darüber und davor.

Es geht um einen Altglascontainer, der sich am Stadtrand von Grafing befindet, genauer in der Siedlung am Aiblinger Anger. Der Container war Ende vergangener Woche nicht halb oder sieben Achtel voll, sondern bei deutlich mehr als hundert Prozent. Auffällig raffiniert ist die Nutzung der Oberflächenspannung eines solchen Containers - was nur möglich ist, weil ein findiger Entsorger den Deckel geöffnet hat. Und so ergeben sich gläserne Einblicke in das Leben am Stadtrand von Grafing.

Offenbar neigen die Bewohner dieses Viertels (oder Achtels?) mehr zu Weiß- als zu Braunglas. Das kann verschiedene Gründe haben, nicht nur die Tatsache, dass saure Gurken so gut wie nie in Dunkelglas gereicht werden. Und bei Weißwein ist es auch nicht unbedingt üblich. Egal, wie gut es gerade läuft. Was diese eine entscheidende Frage aufwirft: Ist in Grafing eher Saure-Gurken-Zeit? Oder die Renaissance von Wein und Gesang?

Vielleicht lässt sich aus dem Container tatsächlich mehr herauslesen als Rebenerzeugnisse. Nicht nur, dass man ihn bei Bedarf entleeren könnte. Womöglich handelt es sich um einen dieser kleinen, aber sichtbaren Hinweise darauf, dass der Druck steigt. Auf Glascontainer - und Wohnhäuser der Region. Nicht zuletzt wegen dieses ebenfalls sensiblen Themas lässt Grafings Bürgermeister Christian Bauer genau hier am Aiblinger Anger Wohnungen für um die 250 Menschen errichten. Also nicht zwingend Anlass für eingelegte Essigware. Eher für eine Reihe an Einzugspartys - und den ein oder anderen zusätzlichen Weißglas-Behälter.

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