Der Heimvorteil kann eine Belastung sein und zu einem Schauplatz für Dramen werden. Bayerische Fußballfans erinnern sich etwa nicht sonderlich gern an das verlorene Champions-League-Endspiel 2012 in der Münchner Allianz Arena gegen Chelsea. Der Heimvorteil beim "Finale dahoam" - an einem Torpfosten verpufft. So ein Heimvorteil kann aber auch einen gegenteiligen Effekt haben. Etwa wenn der Gegner statt Chelsea Grafing heißt, und die Arena ein See ist.
Baden vor 100 Jahren:Die Kinder vom Klostersee
1922 wurde das berühmt-berüchtigte Bad in Ebersberg eröffnet. Menschen, die ihr Leben am und im See verbrachten, erinnern sich an Kinder, die nach Kriegswaffen tauchen - und Männer, die durch Astlöcher starren.
Am Klostersee in Ebersberg gelang einer Horde stark motivierten Stadtbewohnern ein Sieg, von dem man zumindest in Ebersberg noch lange sprechen wird. Zum hundertjährigen Bestehen des dortigen Klosterseebads trat eine Ebersberger Auswahl von 13 Personen zum Städteduell gegen eine Auswahl von 13 Grafingern an. Disziplin: Fischerstechen. Genau genommen traten entsprechend gar 26 gegen 26 an. Weil bei diesem Stichspiel einer das Spielgerät - ein Standup-Brett - anpaddeln muss, während sich der Protagonist mit einer gedämpften Lanze in Position bringt. Und so kam es wie es kam.
Neunmal bugsierten die Ebersberger ihre Nachbarn aus Grafing am Sonntag vom Brett in den See. Am Ende gelang den Gästen noch eine kosmetische Ergebniskorrektur. So stand in der Best-of-13-Serie ein 9 zu 4 für Ebersberg auf der Ergebnistafel. Versenkt? Vielleicht. Dennoch hinterließen die Verlierer nicht gerade Hinweise, dass sie wochenlang mit der Verarbeitung der krachenden Niederlage zu kämpfen haben werden. In dem Fall besteht der Verdacht, dass allein die Anwesenheit am Klostersee gute Erinnerungen an dieses Wochenende hinterließ. Es war einfach ausgestochen gut. Und so bleibt nur die Hoffnung, dass dieses Fest irgendwann wiederholt wird. Möge es noch lange nicht das Finale dahoam gewesen sein.