Fehlende Sportstätten:Glonner Sportler geben den Kampf nicht auf

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Die Glonner Turnhalle reicht nach Meinung der Sportvereine nicht mehr aus. Sie wünschen sich eine zusätzliche Halle, am besten gleich nebenan - doch die Gemeinde hat kein Geld. (Foto: Christian Endt)

Seit mehreren Jahrzehnten wird in Glonn über den Bau einer zweiten Sporthalle debattiert. Nach Ansicht der örtlichen Sportvereine besteht dringender Bedarf. Ihre Mitglieder wenden sich nun an das Bayerische Innenministerium.

Von Jakob Heim, Glonn

"Nach Zinneberg, Piusheim, Kirchseeon und gar nach Ebersberg weichen wir aus", sagt Joachim Stefer, erster Vorsitzender des ASV Glonn. "Die Badminton-Abteilung trainiert in Egmating, die Tanzgruppe muss im Pfarrsaal oder einem Konferenzraum des Hotels Schwaiger unterkommen und kein einziges Fußballtraining findet im Winter in Glonn statt", ergänzt Jugendleiter Rainer Ebenwaldner. Untragbare Zustände sind das aus seiner Sicht. In den Wintermonaten müssten vielfach Sportangebote gestrichen werden, da die Kapazität der einzigen vorhandenen Turnhalle im Ort schlicht nicht ausreiche.

"Eine Einfachturnhalle ist einfach zu wenig", sagt auch Joachim Stefer, "zumal wir immer mehr Kinder und Jugendliche haben, die Sport treiben möchten." Seit der Bau einer weiteren Sporthalle in den 1970er Jahren erstmals durch ASV und WSV ins Gespräch gebracht worden sei, habe sich nun mal auch die Einwohnerzahl Glonns mehr als verdoppelt, führt Ebenwaldner an.

Gemeinsam mit Amtskollege Josef Axenböck vom WSV hat Joachim Stefer im Gemeinderat, dem beide angehören, schon mehrmals versucht, den Bau einer zusätzlichen Halle voranzutreiben. Zwischenzeitlich habe es auch schon recht gut ausgesehen, berichtet er heute. Anfang der 2000er Jahre habe die Gemeinde sogar bereits ein Grundstück zu diesem Zweck gekauft. Dann sei allerdings 2002 das verheerende Hochwasser dazwischengekommen, das die Finanzen der Kommune belastet habe. Auch vor der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine, die zu einem Anstieg der Baukosten geführt haben, gab es Hoffnung. Damals gab sich auch Bürgermeister Josef Oswald (CSU) zuversichtlich, das Projekt innerhalb einer Wahlperiode umsetzen zu können.

Zeitverschwendung ist die Diskussion nach Ansicht von Bürgermeister Oswald

Heute sieht das anders aus. "Es ist ja nicht so, dass die Gemeinde das nicht bauen möchte", sagt Oswald, "es hängt am Geld." Mit sechs Millionen Euro sei das Projekt längst im Finanzplan der Kommune hinterlegt. "Aber durch die gestiegenen Baukosten sind wir jetzt sicher bei acht bis zehn Millionen", so Oswald. "Die Umsetzung ist sicher nicht näher gerückt in den letzten Jahren." Das liege auch daran, dass von den Gesetzgebern in Bund und Land immer mehr Pflichtaufgaben an die Gemeinden gestellt würden. "Und die kommen nun mal vorher", sagt Oswald, "der Freizeitsport ist letztlich eine freiwillige Angelegenheit." Als Pflichtaufgaben, die seine Gemeinde zu erfüllen habe, führt Oswald den jüngst beschlossenen Neubau eines Feuerwehrhauses an, als nächstes stünde der Ausbau der Kinderbetreuung an. "Es hilft sicher nicht, wenn man die wenige Zeit, die man hat, damit verschwendet über eine Turnhalle zu diskutieren", sagt Oswald.

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Für Rainer Ebenwaldner ist das Problem aber ein drängendes: "Überall liest und hört man, dass unsere Kinder immer dicker werden, nur noch am Handy hängen und immer weniger Sport treiben. Kein Wunder, wenn die Voraussetzungen fehlen", so begründet Ebenwaldner, der selbst Vater zweier Kinder ist, seinen jüngst ergangenen Aufruf an die Mitglieder des ASV, sich an das Bayerische Staatsministerium des Innern zu wenden. Die Rechtfertigung Oswalds, es fehle der Gemeinde das Geld, lässt Ebenwaldner durchaus gelten: "Ich bin auch nicht sauer auf die Kommunalpolitik." Auch wenn es schon nicht sein könne, "dass man seit über 50 Jahren redet, aber nichts umgesetzt wird" und dass "für alles mögliche" Geld da sei, "aber nicht für die Kinder." Da aber das Problem offenkundig auf kommunaler Ebene nicht zu lösen sei, ruft er die Mitglieder seines Vereins auf, dem Innenministerium zu schreiben, um darauf aufmerksam zu machen. "Wir benötigen ein Förderprogramm von Land oder Bund", sagt Ebenwaldner. "Um ein solches durchzusetzen zu können, reicht es leider nicht aus, wenn ein Einzelner den Kampf aufnimmt. Sondern nur wir als Gemeinschaft können was erreichen", appelliert er an seine potenziellen Mitstreiter.

Auch der Landtagsabgeordnete Thomas Huber hat sich bereits für eine Förderung stark gemacht - mit mäßigem Erfolg

Einen solchen hat Ebenwaldner unter anderem im Landtagsabgeordneten Thomas Huber (CSU) gefunden. Dieser wandte sich Anfang September an Innenminister Herrmann (ebenfalls CSU). In einem Schreiben, das der SZ vorliegt, machte auch er den "lieben Joachim" auf die Lage der Sportvereine in Glonn aufmerksam und regte "für die nächste Legislaturperiode unbedingt an, die Förderlücke für Kommunen wie die Marktgemeinde Glonn, die über sehr viele sportbegeisterte Einwohner, aber keine Landkreisschule verfügen, unbedingt zu schließen". Auf Anfrage erklärt Huber allerdings bislang keine Rückmeldung aus dem Ministerium erhalten zu haben. Soweit er über den Inhalt der gerade abgeschlossenen Koalitionsverhandlungen informiert sei, sei "die Breitensportförderung im Allgemeinen" zwar Thema gewesen, "allerdings wurden keine Details zu möglichen Förderprogrammen entschieden."

Der Weg für Ebenwaldner und seine Mitstreiter dürfte somit noch ein weiter sein. Vereinsvorstand Stefer hält die Initiative dennoch für "sehr unterstützenswert". "Wenn niemand die Initiative ergreift und die richtigen Stellen auf Missstände aufmerksam macht, dann kann auch nichts passieren", sagt Stefer. Bürgermeister Oswald hingegen ist spürbar genervt von der Aktion. Von den E-Mails, welche die Sportler an das Staatsministerium richten, weiß er bereits, schließlich hat Ebenwaldner dazu aufgerufen, die Amtsleitung des Glonner Rathauses jeweils ins CC zu setzen.

"Wenn da viele immer mit dem gleichen Thema kommen", sagt Oswald, "wäre bei mir sicher nie etwas vorwärtsgegangen." Letztlich stellt Oswald gar die Notwendigkeit einer zusätzlichen Turnhalle in Frage. Außenstehende Ingenieurbüros seien zu der Einschätzung gekommen, dass diese schlicht nicht gegeben sei. Und als die Glonner 2020 dazu eingeladen waren, an der Entwicklung eines städtebaulichen Konzepts mitzuwirken, das dazu dient, Mittel aus der Städtebauförderung zu akquirieren, "da kam kein einziger Bürger und hat sich eine Turnhalle gewünscht", sagt Oswald.

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