Kunst in und aus Glonn:Viel Licht, kaum Schatten

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Richard Salobir weckt mit seinen Ölgemälden das Fernweh, hier hat er den ''Marktplatz S. Emilion" in Frankreich verewigt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Glonner Kulturverein verpasst seiner Mitgliederausstellung ein neues, durchaus gelungenes Konzept: Erstmals gibt es ein gemeinsames Thema und die Anordnung der Werke richtet sich nicht mehr an deren Schöpfern, sondern an inneren Bezügen aus.

Von Anja Blum, Glonn

Mal was anders machen - schadet meistens nicht. Das dachten offenbar auch die Organisatoren der Mitgliederausstellung des Glonner Kulturvereins und verpassten ebendieser ein ganz neues Konzept. Bislang hatten alle Aussteller eine Fläche zugewiesen bekommen und konnten dort ihre ganz persönlichen, frei gewählten Lieblingswerke zeigen. Nun hingegen gibt es erstmals ein überwölbendes Thema für die Schau in der wunderschönen Klosterschule, es lautet "Licht und Schatten". Und auch die Hängung wurde anders organisiert: Die Werke sind nicht länger nach Künstlern, sondern inneren Zusammenhängen angeordnet, so dass sich mehr wechselseitige Bezüge und Impulse ergeben. Etwas mehr Luft zwischen den Exponaten ist ebenfalls wohltuend.

Denkmalgeschützt und wunderschön: Blick in die Galerie in der Glonner Klosterschule, wo nun die Mitgliederausstellung des Kulturvereins zu sehen ist. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Insgesamt hat der Glonner Kulturverein rund 240 Mitglieder, ihnen allen liegen die Kultur, Geschichte und Schönheit ihrer Heimat am Herzen. Und das äußert sich in verschiedenen Aktivitäten, im Betrieb eines Museums unter dem Dach der Klosterschule, im Aufstellen von Ruhebänken oder im gemeinsamen Besuch von Konzerten. Außerdem gibt es diejenigen Mitstreiter, die selbst aktive Künstlerinnen und Künstler sind. Auf der ebenfalls neu gestalteten Homepage des Vereins werden sie in kleinen Porträts vorgestellt, das Kapitel befindet sich gerade im Aufbau. Und live erleben kann man sie eben immer bei der jährlichen Mitgliederausstellung.

22 Kreative stellen nun ihr Schaffen in der Klosterschule vor, viele sind in Glonn bereits bekannt, aber es sind auch jedes Jahr neue Gesichter vertreten. Zu sehen gibt es vor allem Malerei diverser Stile und Techniken, aber auch Dreidimensionales aus verschiedenen Materialien. Das Motto "Licht und Schatten" wird dabei teilweise metaphorisch gesehen, oder aber rein gestalterisch, im Sinne einer bildnerischen Komposition.

Diese malerische Reminiszenz an die "Venus von Milo" stammt von Anne Mainz. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
Florales hinter Glas hat Wiebke Regner zur Ausstellung beigesteuert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gleich der erste Raum, die Kapelle, ist dem Skulpturalen gewidmet. Hutmacherin Margreth Bilger zeigt ein lichtes Wald-Aquarell und dazu passend zwei Sonnenhüte, Anne Mainz und Reinhard Riedel haben jeweils einen sinnlichen weiblichen Torso gestaltet, der eine ist eine Figur aus Bronze, der andere eine Grisaille-Malerei.

Rüdiger Thorwart steuert wieder seine "Großkopferten in handlichem Format" aus Ton bei, witzige Szenen, die Licht und Schatten politisch verstehen. In die gleiche humorvolle Richtung zielt eine mannshohe, überbordend dekorierte Puppe von Gabi Cramer-Schaepe, sie lässt Engel und Teufel Rücken an Rücken stehen. Gänzlich abstrakt kommt dagegen der "Durchbruch" von Achim Ehaus daher, eine anmutige schwarze Steinskulptur, die wunderbar korrespondiert mit zwei floralen Hinterglasbildern von Wiebke Regner, in diesem Falle unverkennbar eine Schülerin der Moosacher Künstlerin Maja Ott.

Durch den Zentralraum, in dem drei inspirierende abstrakte Gouache-Arbeiten von Elfi Jung-Strauß ihren Platz gefunden haben, gelangt man in den sonnendurchfluteten Südraum, wo vor allem gegenständliche Malerei zuhause ist. Von Angelika Oedingen stammen drei Interieurmotive, unter anderem der Blick in einen Lost Place, ein altes Haus mit bunten, abblätternder Wandfarben und tollen Perspektiven. "Berge bei Nacht", "Stadt im Regen" und "Herbst am See" heißen die Aquarelle von Gerlinde Back, Anni Widmann zeigt in der selben Technik eine Katze im Garten, den Kasten- sowie den Steinsee. Bei Colin Duncan wiederum, der seine Aquarelle als Pigmentdrucke präsentiert, wird es ein wenig abstrakter, Blätterwerk und Wasserfall lassen hier einigen Interpretationsspielraum.

In der Mitte des Südraums steht eine fein gearbeitete Skulptur von Johannes Gottwald, sie besteht aus lediglich gefügtem und gebundenem Holz. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ebenfalls der Malerei gewidmet ist der nächste Raum, dort erwarten den Besucher zunächst drei Fernweh-Ölgemälde von Richard Salobir. In weicher Zeichnung sieht man hier einen Ostseestrand, eine französischen Marktplatz und eine mediterrane Hafenstadt. Reinhard Riedel hat wiederum zwei Frauen beigesteuert, diesmal in Form poetisch abstrahierter Porträts. Dass Glonn auch romantisch sein kann, zeigt Karin Nahr in einer zweiteiligen Arbeit auf Baumwolle: Die eine Leinwand zeigt den Furtmüllerweg bei Nacht, die zweite einen dazugehörigen Farbklang.

Karin Nahr zeigt zwei Mal den "Furtmüllerweg bei Nacht", die Arbeiten sind entstanden mit Stoffmalfarbe auf Baumwolle. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
"Red Button" nennt Vasko Kintzel diese humorvolle Tasche aus seinem Atelier. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Reduktion auf Schwarz-Weiß ist Thema des nächsten Raumes, hier treffen Zeichnungen auf Fotografie und Objektkunst. Wolfgang Lammerding zeigt einen düsteren Sonnenuntergang sowie ein Porträt im Halbschatten, Helmut Kirchlechner hingegen eine abstrakte "Sonnenfinsternis" aus seiner Kreis-Serie "Drawing Infinity", in diesem Fall geschaffen mit Bleistift und leerem Kugelschreiber. Mit besonderen Ausschnitten wiederum bestechen die Aufnahmen von Helmut Scholz, sei es beim Thema Dolomiten, Paris oder Kaffee und Tee. Und Vasco Kintzel hat sich ganz den Knöpfen verschrieben: Der eine ist überdimensional, aus verkohltem Holz und klebt auf einer Art weißem Teppich, der andere ziert, ebenfalls viel zu groß, eine Handtasche.

Und wer gerne Marmoriertes mag, der ist im Westraum richtig. Zwei dieser bunten Bilder hier stammen von Waltraud Utz, das eine ist mit Gouache gearbeitet, das andere eine Collage aus Farbe und Alufolie. Maria Teresa Schade hat zwei Korallenriffe aus Acryl beigesteuert, und Monika Müller-Huber einen "Seelengang", einen Tunnel, an dessen Ende das Licht umso heller strahlt.

Gott sei Dank noch völlig intakt: ein "Korallenriff" von Maria Teresa Schade. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Letztendlich zeigt diese Schau also, dass dem Verein die Neuausrichtung seiner Mitgliederausstellung bestens gelungen ist: Die sorgfältige Hängung verschafft dem Betrachter mehr Spannung und zugleich Abwechslung. Auch das gemeinsame Thema war offenbar gut gewählt, es hat zu mannigfachen Interpretationen geführt. Ob realistisch, detailreich oder abstrakt, humorvoll, mahnend oder beides - es gibt hier viel Spannendes zu entdecken.

"Licht und Schatten", Mitgliederausstellung des Glonner Kulturvereins in der Klosterschule, geöffnet an den Wochenenden vom 26./27. November sowie 3./4. Dezember, samstags von 14 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 19 Uhr.

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