Kunst in der Glonner Klosterschule:Acht kreative Essenzen

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Das sind "Sieben Frauen und ein Mann": Birgitt Huber, Gisela Ringseisen, Peter Kastl, Gabriele Schall, Kari Deho, Karin Hentschel, Barbara Funk und Barbara Spielmann plus Dozentin Gisela Heide (von links). (Foto: Christian Endt)

20 Jahre "Offene Malwerkstatt" mit Gisela Heide: Das wird nun mit einer Ausstellung gefeiert. Mit von der Partie sind "Sieben Frauen und ein Mann", so der Titel der Schau.

Von Anja Blum, Glonn/Moosach

Viel Kreativität, Liebe und selbst gemachte Suppe - das sind, ein wenig scherzhaft gesprochen natürlich, die Zutaten der "Offenen Malwerkstatt" von Gisela Heide. Deren Mitglieder stellen nun gemeinsam in der Glonner Klosterschule aus, und beim Pressetermin vorab ist die Laune prächtig. Alle freuen sich, lachen und schwärmen von ihrer Dozentin, nicht nur wegen der Suppe. Sie habe einen sehr professionellen Blick und viel Empathie für den Einzelnen, heißt es da, manchmal sei sie streng, aber immer ermutigend und aufgeschlossen für Ideen.

Seit 20 Jahren gebe es diesen Kurs nun schon, erzählt Heide, Künstlerin und Kunsttherapeutin aus Moosach, und das sei doch durchaus ein Grund zum Feiern. Zumal die Gruppe nicht wie so viele andere an Corona zerbrochen sei, sondern wieder zusammengefunden habe - und zwar vollzählig. Deswegen habe man beschlossen, mal wieder an die Öffentlichkeit zu gehen. "Sieben Frauen und ein Mann" - so der Titel der Schau - zeigen ihre Werke in der Glonner Klosterschule, Vernissage ist am Freitag, 12. April.

Die Gemälde von Gisela Ringseisen sehen allesamt aus wie abstrakte Landkarten. (Foto: Christian Endt)

Anfangs lag Heides "Malwerkstatt" in Pullenhofen, inzwischen ist sie umgezogen nach Moosach. Einmal pro Monat treffen sich die Mitglieder zum gemeinsamen Kreativsein, jeweils für einen ganzen Tag. Drei der Frauen sind bereits von Anfang an dabei, viele andere schon seit vielen Jahren. "Das ist ein sehr gewachsener und daher stabiler Kurs", sagt Heide und lächelt. Die aktuelle Schau sei allerdings erst die zweite. Zu sehen gibt es Werke von Kari Deho, Barbara Funk, Karin Hentschel, Birgitt Huber, Peter Kastl, Gisela Ringseisen, Gabriele Schall und Barbara Spielmann.

Freilich lebt auch dieser Kurs vom Austausch und der gegenseitigen Inspiration, das betonen alle Mitglieder. Doch ganz wichtig sei ihr, erklärt Heide, dass jeder ihrer Schüler zu einer eigenen Arbeitsweise, eigenen Themen und einem authentischen Ausdruck finde. "Auf sich selbst geworfen zu sein, ist zwar nicht immer einfach, aber die Freude dann umso größer", so die Dozentin. Deswegen gebe sie zwar technische Hilfestellungen und kreative Impulse, gestalte den Kurs aber generell sehr frei.

"Delta" heißt diese Collage von Barbara Spielmann. Sie hat darin Plakatfetzen aus Argentinien verarbeitet. (Foto: Christian Endt)

Das hat zur Folge, dass diese Gruppenausstellung in der Klosterschule sehr vielgestaltig ist. Im Dialog haben sich die Teilnehmenden auf die Suche gemacht nach der jeweiligen Essenz eines jeden, nach einem homogenen Eindruck ihrer Künstlerpersönlichkeiten. Und nach einem stimmigen Gesamteindruck trotz aller Diversität natürlich. Das bedeutet, dass die Werke einer Person oft nebeneinander hängen, manchmal aber auch, wo es passend erschien, eine Vermischung stattfindet.

Den wunderschönen, großen Kapellenraum zum Beispiel teilen sich Birgitt Huber, Barbara Funk und Gisela Ringseisen. Huber aus Buch bei Kirchseeon ist erst seit zwei Jahren dabei und damit das Nesthäkchen des Kurses. Als Kind habe sie sehr gerne Pferde gemalt, erzählt sie, und auch jetzt arbeite sie noch sehr gegenständlich, ihre Malweise sei eher vortastend. Menschen und Tieren - auch Pferden - gelte ihr Interesse, doch unter Heides Anleitung entstehen auch mal Experimente wie eine Collage.

Barbara Funk aus Moosach hingegen hat schon ihre ganz persönliche Leidenschaft gefunden: Sie malt nicht nur, sondern gestaltet auch Objekte, "die mein Herz erwärmen". Unter dem Titel "Diamonds and Rust" kombiniert sie verrostete Eisenfundstücke und Schwemmhölzer mit funkelnden Schmuckstücken. So sind zum Beispiel ein einmaliges "Schlangennest", ein "Schornsteinfeger-Schatz" oder eine Arbeit in Gedenken an "Oma Netti" entstanden.

Barbara Funk erschafft Objekte aus alten Eisenteilen und glitzerndem Modeschmuck. (Foto: Christian Endt)

Ebenfalls eine eindeutige Handschrift präsentiert Gisela Ringseisen: Die abstrakten Gemälde der Grafingerin sind alle demselben Duktus verpflichtet. Doch das ist kein Wunder, hat Ringseisen doch früher ein paar Semester Kunst studiert und ist bereits seit 20 Jahren Mitglied der Malwerkstatt. "Der Strich an sich interessiert mich", sagt sie, "außerdem liebe ich Schwarz." Dieses bildet stets das Gerüst ihrer Bilder, das die übrigen Farben frei umspielen dürfen.

Weiter geht es mit Peter Kastl aus Brannenburg, dem einzigen Mann. Doch sobald er spricht, erübrigt sich die Frage, warum er sich wohlfühlt zwischen all den Frauen. Ihm gehe es darum, mit dem Pinsel Stimmungen einzufangen, erklärt er, deswegen male er "Seelenbilder". Stets sei er auf der Suche nach schönen Farbkompositionen, die ihn dann leiteten, ihm den Weg zeigten zu einem Motiv. Gelbes Licht strahlt hinter düsteren Baumstämmen, das Abendrot leuchtet über Bergen.

Peter Kastl tankt in der Natur neue Kraft. Dieses Bild hat er schlicht "Abend" genannt. (Foto: Christian Endt)

Ergänzt werden Kastls Gemälde um die Werke von Kari Deho. Die Grafingerin erklärt, dass sie vor allem nach fotografischen Vorlagen arbeite, aber nicht mit dem Ziel, ein möglichst getreues Abbild zu schaffen, sondern etwas Eigenes. "Meist male ich ohne Planung, ganz intuitiv." Ihren Lieblingsfluss, die Mangfall, zum Beispiel hat sie auf Leinwand gebannt, einen rundlichen gelben Fisch oder ein "Traumgesicht".

Kari Deho malt laut eigener Aussage intuitiv. Ihr Lieblingsbild ist dieses "Traumgesicht". (Foto: Christian Endt)

Auf eher abstrakte Collagen spezialisiert hat sich Barbara Spielmann aus Aßling. Angefangen habe sie mit dieser Spielart der Kunst in Buenos Aires, dort nämlich sei sie fasziniert gewesen von den vielen großen zerfledderten Plakatwänden. "Und wenn es geregnet hat, bin ich dorthin und habe ganz viele Stücke mitgenommen." So sei ein großer Fundus an "Fetzen" entstanden, aus dem sie immer noch schöpfe, um das Thema weiterzuentwickeln.

Von Gabriele Schall stammt dieses Porträt von Harriet Tubman. Die Stoffmuster im Hintergrund dienten den Fluchthelfern damals als geheime Zeichen. (Foto: Christian Endt)

Viele verschiedene Techniken zeigt Gabriele Schall aus Grafing, nämlich Aquarell- und Acrylbilder sowie Scherenschnitte. Das verbindende Element ist bei ihr nämlich nicht die Art der Kunst, sondern, dass dahinter stets "wahre Geschichten" stecken. Zur Hilfsorganisation Underground Railroad etwa, die versklavten Afroamerikanern zur Flucht aus den Südstaaten verhalf, gibt es ein Porträt von Harriet Tubman sowie einen zauberhaften Objektkasten mit Scherenschnitten. Aber auch dem Brucker Moos oder diversen Schmetterlingsarten hat Schall Arbeiten gewidmet.

Karin Hentschel malt immer ausdrucksstarke Porträts - allerdings auf stets sehr unterschiedliche Weise. (Foto: Christian Endt)

Genauso wie Schall von Anfang an bei Heides Malwerkstatt dabei ist Karin Hentschel, ebenfalls aus Grafing. Trotzdem gibt sie sich ganz bescheiden, bezeichnet ihre Exponate als "Übungen". Hentschels Metier sind Porträts, ausgeführt nach Vorlagen und in verschiedenen Techniken. "Wichtig ist mir, Stimmungen zum Ausdruck zu bringen, ein Gegenüber", sagt sie. Und das gelingt ihr zweifelsohne: Sofort assoziiert man mit jeder abgebildeten Person ein Adjektiv, von freundlich über traurig bis stolz. So verschieden also wie diese sieben Frauen und ein Mann, die nun gemeinsam ausstellen.

Glonner Klosterschule: "Sieben Frauen und ein Mann" - 20 Jahre Offene Malwerkstatt mit Gisela Heide. Vernissage am Freitag, 12. April, um 19 Uhr, geöffnet am Samstag, 13. April, von 13 bis 18 Uhr und am Sonntag, 14. April, von 11 bis 18 Uhr.

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