Vernissage am Freitag:Wasser, Welten und Visionen

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Dieses Foto trägt völlig zu Recht den Titel "Harmonie". Es wurde von den Mitgliedern des Clubs in diesem Monat zum Siegerbild und damit Plakatmotiv gekürt. (Foto: Hilde Jüngst/oh)

Der Fotoclub Vaterstetten stellt im Rathaus Zorneding aus. Seine Mitglieder bespielen dabei die gesamte Klaviatur der modernen Fotografie.

Von Anja Blum, Zorneding/Vaterstetten

47 Bilder umfasst die Herbstausstellung des Fotoclubs Vaterstetten. Das ist schön für alle Besucher - stellt aber die Hängekommission an diesem Mittwochvormittag vor eine große Herausforderung. "Das ist die Quadratur des Kreises", sagt Bettina Obert, stöhnt und lacht. Denn die gute Laune lassen sie sich hier nicht so schnell verderben.

Das Foyer des Zornedinger Rathauses, wo der Fotoclub traditionell ausstellt, ist zwar schön und lichtdurchflutet, doch die Kapazitäten an den Wänden sind eben begrenzt. Deshalb müssen viele Bilder in direkter Nähe zueinander platziert werden, neben- oder übereinander. Umso wichtiger also, dass die Kombinationen wohlkomponiert sind, dass die Exponate miteinander korrespondieren.

Die Mitglieder des Fotoclubs achten also bei der Hängung jeweils auf Stilistik, Motiv, Farbigkeit und die Art der Aufnahme, um den Besucherinnen und Besuchern einen ungestörten Augenschmaus zu bieten. Doch das ist gar nicht so einfach, denn der Fotoclub hat auch diesmal auf ein übergeordnetes Thema verzichtet - zu vielfältig sind die Interessen seiner rund 30 Mitglieder. Jede und jeder darf seine Lieblingsmotive beisteuern und so seine individuellen Stärken zeigen.

Manche Fotografen verzichten gerne auf Farbe, so wie bei dieser Gegenlichtaufnahme. (Foto: Ulrich Steger/oh)

Die Ausstellung spiegelt also die Vielfalt der Interessen und Perspektiven der Clubmitglieder wider, die ihre Motive mit viel Kreativität und Leidenschaft in Szene setzen. Ihr Anspruch ist, die Realität durch ihre Kunst zu veredeln. Dazu bespielen sie die gesamte Klaviatur der modernen Fotografie, vom besonderen Ausschnitt über Spiegelung, Doppelbelichtung, Collage und bewusste Inszenierung. So entstehen Effekte, die Wirkung zeigen.

Stark vertreten ist der Bereich der Natur- und Landschaftsfotografie - auf internationalem Niveau. Von Island über Utah bis zum Chiemsee. Gleichfalls weltweit waren die Clubmitglieder unterwegs, um architektonische Perlen mit nach Hause zu bringen. Von der Abendstimmung in Florenz über eine Kirche in Barcelona bis zu einem Rate-Bild in kühl-eleganter Ästhetik aus Berlin: "Another Sphere" hat Wolfgang Göbler es genannt.

Diese Aufnahme hat beim Wettbewerb "Bavarian Unseen" einen Preis gewonnen. (Foto: Wolfgang Göbler/oh)

Es gibt starke Abstraktionen, aber auch sehr Malerisches, Wolfgang Schneidt etwa hat am Gipsloch in Füssen wunderschöne "Herbstfarben" eingefangen. Und ebendort am Mittersee entdeckte er ein zauberhaftes Beispiel für die Faszination von Spiegelungen: zwei zarte Stängel samt Blättern, die sich auf der hellen Wasseroberfläche jeweils doppeln.

Eine Untersparte der Landschaftsfotografie sind die Nebelbilder. Hilde Jüngst zum Beispiel war früh am Morgen am herbstlichen See unterwegs, doch nicht nur weiße Schwaden, sogar einen tapferen Schwimmer hat sie dort angetroffen. Und Ulrich Steger beweist, dass selbst die "Feldarbeit" etwas Mystisches bekommt, wenn am Abend der Bodennebel aufzieht. Überhaupt lebt Fotografie freilich sehr oft vom richtigen Moment - und vom wachen Blick dafür.

"Auf der Stecke geblieben": Auch dieses Fahrrad am Geisterbahnhof am Olympiapark wird wohl niemals mehr fahren. (Foto: Hans Simon/oh)

Wer Tiere vor der Kamera hat, sollte ebenfalls schnell sein. In der Ausstellung kann man einem Frosch begegnen, der neugierig aus einem über und über mit grünen Pflanzen bedeckten Teich im Botanischen Garten Würzburg lurt, sowie einem wachen Äffchen im Gegenlicht, gesehen auf einer Safari in Botswana.

Manchmal ist es aber auch die Bearbeitung, die ein Bild ganz besonders macht. Etwa bei den beiden "Traumschichten" von Bettina Obert. Hier kombiniert sie verschiedene Aufnahmen miteinander und verleiht ihren Collagen so einen märchenhaften Charakter. Zu sehen gibt es zum Beispiel eine winterliche Allee am Egglburger See in Ebersberg als Landschaft voller Rätsel. Oder die Treppe in der berühmten Pyramide des Louvre: Diesen belebten Transitbereich hat Eleisa Caro mit einem speziellen Filter bearbeitet, der die Aufnahme aller Farbe beraubt, dafür aber jegliche Kontur weiß hervortreten lässt. Ein ganz besonderer Effekt!

Dies ist eigentlich eine Plexiglasinstallation in der Pinakothek der Moderne - die hier zu einer neuen, futuristischen Welt wird. (Foto: Bettina Obert/oh)

Großen Raum nimmt bei der Schau allerdings auch die Kategorie "Humorvolles" ein. Mittels einer Glaskugel lässt Petra Kreis die Römer - genauer gesagt das Nordtor eines Kastells in Weißenburg - auf dem Kopf stehen. Irmi Wurdack hat in ihrer "Hexenküche" mit Trockeneis experimentiert. Und Josef Pfiffer zeigt "Zorneding im Jahre 2050": Schrauben aller Formen und Größen bilden eine silberne Skyline vor schwarzem Hintergrund. Eine elegante, aber eher unwahrscheinliche Vision.

Wird so die Skyline von Zorneding einmal aussehen? Wer weiß. (Foto: Josef Pfiffer/oh)

Neben seinen gerahmten Aufnahmen präsentiert der Club während der Vernissage zwei Diaschauen: Die Sitzungsräume werden kurzerhand umfunktioniert in Kinosäle, in denen die Besucher eine Vielzahl farbenprächtiger und überraschender Bilder im großen Format genießen können - in Endlosschleife, sodass niemand befürchten muss, die Vorführung zu verpassen. Außerdem freuen sich die Fotografen darauf, mit ihren Gästen deren Fragen und Eindrücke zu besprechen. Und angesichts einer Menge von 47 Bildern gibt es bestimmt so einiges zu diskutieren.

Fotoclub Vaterstetten: Ausstellung im Rathaus Zorneding (Schulstraße 13), Vernissage am Freitag, 17. November, ab 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, für das leibliche Wohl gesorgt. Zu sehen ist die Schau anschließend noch bis 8. Januar zu den Öffnungszeiten des Rathauses.

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