Straßenbau:Fünf Wochen Ruhe

Lesezeit: 3 min

Hier ist Schluss: Fünf Wochen lang ist eine Verkehrs-Hauptschlagader im Landkreis Ebersberg abgeklemmt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Sanierung der Staatsstraße 2080 durch den Ebersberger Forst hat begonnen. In manchen Teilen Forstinnings ist es so still wie seit Jahrzehnten nicht, und so mancher Autofahrer muss sich erst umstellen.

Von Barbara Mooser, Forstinning/Ebersberg

Montagmorgen, die goldene Herbstsonne strahlt, die Vögel zwitschern. Auf einmal ist ein leises Rumpeln und Surren zu hören: ein Rasenmäherroboter, der beharrlich versucht, unter eine Hecke zu kriechen. Wäre es ein normaler Montagmorgen, würde man von der Existenz des Roboters nichts mitbekommen, denn wenige Meter weiter würde der Verkehrslärm dröhnen, würden sich Autos und Lkw durch die Schwaberwegener Ortsdurchfahrt schieben. An diesem Montagmorgen aber kann man als Fußgänger nicht nur ohne Probleme und ohne minutenlanges Warten die andere Straßenseite erreichen, man könnte sogar mitten auf der Ebersberger Straße entlangspazieren, auch wenn das trotzdem nicht unbedingt ratsam wäre - schließlich rattert immer wieder ein Lkw durch, der Material von der Baustelle abtransportiert oder leer wieder zurück fährt.

Fünf Wochen lang ist eine der Hauptschlagadern des Verkehrs im Landkreis Ebersberg abgeklemmt: die Staatsstraße 2080, die die A94 mit dem Landkreissüden verbindet und auf der an jedem Werktag mehr als 9000 Fahrzeuge unterwegs sind, wie Verkehrszählungen im Jahr 2021 ergeben haben. Das sind knapp doppelt so viele wie im Schnitt auf oberbayerischen Straßen unterwegs sind - und wahrscheinlich liegt die Zahl inzwischen sogar noch höher, schließlich war 2021 noch ein Corona-Jahr mit entsprechend vielen Beschäftigten im Home-Office. Nicht nur viele Pendler sind hier unterwegs, auch viele Laster nehmen den Weg durch den Forst: Das Aldi-Zentrallager im Ebersberger Gewerbegebiet ist eines ihrer Ziele, ein anderes eine Spedition ein paar Häuser weiter.

Ein Teil des Asphalts wird aufbereitet und wiederverwendet

Die ständige Beanspruchung der knapp neun Kilometer langen Straße durch den Forst hat ihre Spuren hinterlassen: Die Schäden in den oberen Asphaltschichten sind nun so groß, dass eine Fahrbahnsanierung notwendig geworden ist. Die Tragfähigkeit des Oberbaus soll erhöht werden, wie das Staatliche Bauamt Rosenheim mitteilt. Rund zehn Zentimeter werden im Mittel abgefräst, acht Zentimeter Asphaltbinderschicht und vier Zentimeter Deckschicht wieder eingebaut. Dabei wird teilweise das Material verwendet, das nur ein paar Kilometer von der Baustelle entfernt wieder aufbereitet wird.

Hinter dem Kreisel am Ebersberger Gewerbegebiet sind die Arbeiten schon voll im Gang. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
Der Asphalt wird abgefräst und nur wenige Kilometer weiter wieder aufbereitet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
Der Straßenbelag hatte durch die starke Verkehrsbelastung Schaden genommen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am ersten Tag der fünfwöchigen Bauzeit mag so mancher Autofahrer und manche Autofahrerin nicht recht glauben, dass die Sperrung auch für sie gilt - sie kurven lässig an der rot-weißen Begrenzung vorbei, nur um dann ein paar hundert Meter weiter festzustellen, dass es wirklich nicht weitergeht. "Heute früh war schon sehr viel los - lauter Autofahrer, die hier umdrehen mussten", erzählt eine Anwohnerin in der Buchenstraße. Eine Forstinningerin, die ihren Hund spazieren führt, ist gerade vom Urlaub zurück gekommen und hat von den Bauarbeiten noch gar nichts mitbekommen. Auch sie muss gleich noch Richtung Ebersberg - und beeilt sich, schnell heimzukommen, um genügend Zeit für den Umweg zu haben. Eine Plieningerin lässt die Seitenscheibe herunter und fragt, ehrlich ratlos, wie sie denn nun sonst nach Ebersberg komme? Dabei wäre die Umleitung an der Kreuzung beim Gasthaus Vaas eigentlich durchaus ausgeschildert gewesen: Es geht erst einmal ein gutes Stück Richtung Osten bis Hohenlinden, dann erst nach Süden.

Normalerweise muss man hier als Fußgänger lang warten, bevor man über die Straße kommt. Momentan nicht - und man kann sich beim Hinüberspazieren viel Zeit lassen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein Radler steuert zielstrebig den Forst an, im Vorbeifahren ruft er, dass er sich die Baustelle mal ansehen wolle. Würde er weiter fahren wollen, müsste auch er einen Umweg in Kauf nehmen, denn sogar der Geh- und Radweg entlang der Staatsstraße 2080 ist gesperrt. Die Umfahrung für Radler ist freilich weniger weit, sie führt auf Waldwegen zum Forsthaus Hubertus und dann weiter zum Ebersberger Gewerbegebiet.

SZ PlusEbersberger Forst
:Gespenster, Irrlichter, kopflose Reiter

Immer wieder geistern verkleidete Menschen in Gestalt der berüchtigten Weißen Frau durch den Ebersberger Forst. Was es mit dem Mythos der Geisterfrau in Weiß und anderen gruseligen Gestalten im Forst auf sich hat, weiß Kreisheimatpfleger Thomas Warg.

Von Charlotte Haft

In Ebersberg ist zwar am Kreisel im Industriegebiet wenig los, dafür umso mehr in der Hohenlindener Straße, über die die Umleitung geführt wird. Hier bilden sich morgens schon lange Staus an der Ampel. Insgesamt aber bleibt der erste Tag der Sperrung ohne besondere Vorkommnisse - das sagen sowohl Sprecher der beiden Polizeiinspektionen als auch der Forstinninger Bürgermeister Rupert Ostermair. Auch wenn es an manchen Stellen der Ebersberger Straße jetzt erst einmal so ruhig ist wie wohl seit Jahrzehnten nicht mehr, bleibt Forstinning vom Durchgangsverkehr geplagt. Nur wälzt er sich jetzt eben in einer anderen Richtung durch die Ortschaft.

Eine dauerhafte Entlastung der Ortsdurchfahrt in Schwaberwegen, wie sie sich viele Anwohner wünschen, wird wohl noch eine Weile dauern. Der Bau einer Umgehungsstraße durch den Forst wird zwar weiterverfolgt, doch der Weg dahin ist noch weit. Nach den Erörterungsterminen im Herbst 2022 werde vom Staatlichen Bauamt Rosenheim zur Zeit die erste Tektur der Planunterlagen erarbeitet, teilt eine Sprecherin mit. Unter anderem müsse über die Vegetationsperiode im Jahr 2023 der Bestand an Tieren und Pflanzen neu erhoben werden, zudem werde das Verkehrsgutachten so überarbeitet, dass damit auch die durchgängige A94 abgebildet wird. Eine aktualisierte Kostenschätzung gibt es bisher aber noch nicht. Ziel ist es, die Unterlagen für die erste Tektur im Laufe des Jahres 2024 bei der Regierung von Oberbayern einzureichen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusHistorische Rarität
:Die Zeit läuft

In Ebersberg schlägt eine etwa 300 Jahre alte mechanische Turmuhr, über drei Stockwerke zieht sich ihre Mechanik. Doch das bisweilen wetterfühlige Unikum muss dringend saniert werden.

Von Anja Blum und Peter Hinz-Rosin

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: