Flüchtlingsunterbringung:Leichte Entspannung

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In der Flüchtlingsunterkunft in Pöring werden Zweibett- in Vierbettzimmer umgewandelt, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Derzeit kommen etwas weniger Geflüchtete in Deutschland an als noch vor ein paar Wochen. Große Spielräume verschafft das dem Landkreis dennoch nicht.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Man hangelt sich von Monat zu Monat, Vorhersagen bleiben ein Blick in die Glaskugel. Derzeit allerdings sieht es so aus, als profitierten die Landkreise im Münchner Umland von einem leichten bundesweiten Rückgang bei der Zuwanderung von Geflüchteten. Bleibt dies so, rechnet man im Ebersberger Landratsamt damit, bis in den Juli hinein die Menschen unterbringen zu können, die die Regierung von Oberbayern neu nach Ebersberg schickt.

Am 12. April war der vorerst letzte Bus angekommen; vor allem besetzt mit Schutzsuchenden aus der Türkei, Jemen und Jordanien sowie aus verschiedenen afrikanischen Ländern. In dieser und der kommenden Woche werden erst einmal keine neuen Flüchtlinge erwartet, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und Brigitte Keller, Leiterin der Abteilung Zentrales im Landratsamt, kürzlich bei einem Pressegespräch erläuterten. Das betrifft nicht nur den Landkreis Ebersberg, auch die übrigen oberbayerischen Landkreise haben eine kleine Pause.

In Grafing wird erneut eine Containerunterkunft aufgebaut

Als eine "vorübergehende Entwarnung" beschrieb der Landrat die Situation. Allerdings gehen Niedergesäß wie Keller davon aus, dass nach dieser Pause wieder im zweiwöchentlichen Rhythmus neue Flüchtlinge kommen werden. Für die Geflüchteten in den nächsten zwei Bussen wird Platz in der Unterkunft in Pöring sein, die derzeit umgebaut wird. Statt Zweibett- wird es dort künftig Vierbettzimmer geben, bis zu 120 Geflüchtete werden dann in Pöring leben können. Zudem wird der Landkreis erneut auf dem Bolzplatz beim Gymnasium Grafing eine Containerunterkunft aufbauen, hier hatten schon während der großen Zuwanderungsbewegung im Jahr 2015 und in den Jahren danach Geflüchtete gelebt. Auch hier finden bis zu 100 Menschen Platz.

Etwas Luft verschafft hat dem Landkreis laut Niedergesäß auch die Tatsache, dass eine Unterkunft im nördlichen Landkreis für mehr als 100 Menschen doch weiterbetrieben werden kann. Hier sei eine Kündigung im Raum gestanden, so der Landrat, die wie ein "Damoklesschwert" über den Verantwortlichen im Landratsamt geschwebt habe.

Auch wenn der Platz schon im Sommer wieder knapp werden könnte, bleibt Niedergesäß dabei, dass die Unterbringung von Geflüchteten in landkreiseigenen Turnhallen nicht in Frage komme. Andere Landratskollegen verträten hier indes eine andere Haltung, so Niedergesäß: "Sie sagen, man muss über die Turnhallen eskalieren, sonst bekommen viele gar nicht mit, wie schwierig die Lage ist."

Um den Ernst der Lage ging es auch beim Asyl-Gipfel der Union in Berlin Ende März, bei dem der Ebersberger Landrat mit von der Partie war. Es seien beeindruckende Statements gefallen, der Austausch unter den Kollegen sei sehr gut gewesen, so Niedergesäß. Eine vergleichbare Einladung der Bundesregierung wäre ihm sehr willkommen, umso mehr, weil sich der Bund Forderungen der betroffenen Kommunen gegenüber desinteressiert zeige. Unverständlich sei, so Niedergesäß, dass der Bund die eigenen Liegenschaften nicht für die Unterbringung von Geflüchteten öffne und nicht einmal Freiflächen - etwa von Kasernen - für die Einrichtung von Unterkünften zur Verfügung stelle.

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