Wochen der Büchereien:Von singenden Helden und dunklen Familiengeheimnissen

Lesezeit: 4 min

Sei es als Marianne alias Lady Marian oder als Sheriff Kaiserschmarrn aka Nottingham, Stefan Murr (links) und sein Kollege Heinz-Josef Braun (rechts) bringen Schwung in jede Lesung. (Foto: Hans Grünthaler/oh)

Mit bunten Märchenstunden, abenteuerlichen Buchreisen und Geschichten über das schönste Gefühl der Welt wartet das Katholische Kreisbildungswerk Ebersberg bei der zehnten Ausgabe der Wochen der Büchereien auf.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Wenn einem König langweilig ist, kommt er schnell mal auf richtig blöde Ideen. Heinrich Bärenherz beschließt nämlich im faden Nichtstun, eine Weltreise zu machen. An sich ja schön und gut - aber richtig blöd für sein Volk, über das nun der zwielichtige Sheriff von Kaiserschmarrn herrschen will. Zum Glück kommt jetzt Robert von Fuchsling ins Spiel, der dem Sheriff das Handwerk legen will - als der bayerische Robin Hood.

Die Schauspieler Stefan Murr und Heinz-Josef Braun, die in die verschiedenen Rollen dieser spannenden - aber gut endenden! - Geschichte schlüpfen, geraten schon beim Erzählen davon richtig in Fahrt. Im Rahmen der Wochen der Büchereien werden sie am Sonntag, 10. März, in der Poinger Grundschule an der Karl-Sittler-Straße auftreten.

Murr und Braun haben schon mehrere Märchen verbairischt. Ihr neuester Geniestreich ist die Neuerzählung des Robin Hood, der sich im Finsterwald herumtreibt. (Foto: Murr und Braun/oh)

"Es ist ausdrücklich für Kinder im Schulalter und Erwachsene", will Braun betont wissen. Eine Stunde lang werden er und sein Kollege Murr die Geschichte, die sich anno dazumal im Sherwood Forest - Verzeihung, im bayerischen Finsterwald abgespielt hat, in allen Facetten beleuchten. "Die Art des Vortrags ist außerordentlich vital", warnt Heinz-Josef Braun. Dabei würde das Publikum immer wieder mit eingebunden.

Zusammengefasst brauchen die, die zuhören, Folgendes: Gesangstalent - oder auch nicht. Bairischkenntnisse - oder auch nicht. Aber auf jeden Fall: Begeisterungsfähigkeit. "Gute Laune bringen wir mit", so Braun. Acht Songs, sagt Stefan Murr, würden das bunte Spektakel abrunden - "die Zuschauer dürfen bei allen mitmachen". Begleitet werden sie dabei von einer Gitarre und einer Triangel, und natürlich dem Gesang des Schauspieler-Duos.

Ausdrücklich auch Erwachsene einladen zu ihrer Lesung wollen Stefan Murr (links) und Heinz-Josef Braun (rechts). (Foto: Hans Grünthaler/oh)

Seit 15 Jahren sind die beiden gemeinsam unterwegs, um in Schulen und Kindergärten und Büchereien ihre bayerischen Märchen unters Volk zu bringen. Den Robin Hood haben sie seit vier Jahren im Repertoire - glaubt Stefan Murr. Fünf sind es, sagt Heinz-Josef Braun. Eigentlich ist das auch egal. Klar ist aber jetzt schon, dass nach diesem farbenfrohen, melodienreichen Märchen viele Zuschauer, ob groß, ob klein, mit einem Lächeln nach Hause gehen werden.

Der Bayerische Robin Hood wird im Rahmen der Wochen der Büchereien gezeigt, die zum zehnten Mal im Landkreis Ebersberg stattfinden und vom Katholischen Kreisbildungswerk Ebersberg veranstaltet werden. Schirmherr ist Landrat Robert Niedergesäß, der in den Workshops, Lesungen und Veranstaltungen einen Spiegel der "Leidenschaft und des Engagement" sieht, die in den Büchereien des Landkreises täglich zum Tragen kommen.

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Durch den Auftakt am Mittwoch, 21. Februar, führt von 19 Uhr an der Schauspieler Thomas Maria Peters in der Stadtbücherei Grafing. Für die ganz kleinen Leser wartet beispielsweise ein Bilderbuchkino unter dem Titel "Seepferdchen sind ausverkauft" am Freitag, 23. Februar, um 16 Uhr in der Gemeindebücherei Poing. Wer es lieber spannend will, kann sich am Dienstag, 27. Februar, einen Oberbayern-Krimi zu Gemüte führen: Autor Guido Buettgen liest aus seinem Werk "Champagnergrab" - nicht unbedingt leicht verdaulich: In einem Adlernest im Kloster Andechs finden sich die inneren Organe eines Mannes. Kriminalrat Madsen macht sich auf die Suche nach dem Täter - und muss sich bald fragen, ob er auf der richtigen Seite steht.

Dem Gefühl aller Gefühle gehen Maria Reiter und die Schauspielerin Michaela May in ihrer musikalischen Lesung "Liebe und weitere Katastrophen" nach. In der Vaterstettener Gemeindebücherei lesen die beiden am Freitag, 22. März, ab 19 Uhr Texte von Doris Dörrie oder Axel Hacke. Eine Rundreise durch Europa für Grundschulkinder zwischen sechs und acht Jahren gibt es am Dienstag, 12. März, ab 15 Uhr in der Gemeindebücherei Zorneding.

Kerstin Groeper ist für ihre historischen Romane bekannt. Warum nicht mal in der eigenen Familiengeschichte graben?, hat sie sich bei ihrem neuesten Werk gefragt. (Foto: privat)

Tief in die eigene Familiengeschichte taucht die Tuntenhausener Autorin Kerstin Groeper in ihrem Roman "Brennnesseln schmecken nicht im Frühling", aus dem sie am Mittwoch, 28. Februar, von 19.30 Uhr an in der Gemeindebücherei Oberpframmern liest. Der SZ erzählt sie, dass eigentlich Corona Schuld ist an der Entstehung des Romans: "2020 habe ich viel Familienforschung betrieben und den ganzen Nachlass meiner Großeltern gefunden." In einer Mappe seien etwa der Wehrpass ihres Opas gewesen, sein Lebenslauf für den Antrag der Rente, aber auch Briefe und Dokumente aus den Kriegszeiten.

Dies sei Ausgangspunkt für ihre Recherchen gewesen, in denen sie dem Leben ihrer Großeltern nachspürt. Auch im Gespräch mit ihrer hochbetagten Tante, die in Berlin lebt, hat Groeper so manches Familiengeheimnis gelüftet. "Mir ist immer erzählt worden, meine Patentante sei von ihrem Mann Julius Süßmann zurückgelassen worden, als dieser in den 1920ern in die USA auswanderte", sagt die Autorin. Ihre Recherchen haben ergeben, dass ein Julius Süßmann nach Singapur ausgewandert ist - und ein anderer 1945 im KZ gestorben ist. "Warum gab es diese Lüge?", fragt Kerstin Groeper sich. Heute glaubt sie, ihre Familie wollte oder konnte sich der Wahrheit nicht stellen.

"Brennnesseln schmecken nur im Frühling": Der Titel, so Autorin Kerstin Groeper, soll verdeutlichen, wie wenig die Menschen nach dem Krieg zu essen hatten. (Foto: privat)

Eine weitere Geschichte, der sie in ihrem Roman auf den Grund geht, ist die ihrer Tante Rosemarie: Sie ist das uneheliche Kind ihrer Oma und eines SS-Arztes, der Frau und Kind sitzen lässt. Weil Groepers Urgroßvater, ein harter Mann, kein uneheliches Kind in seinem Haus duldet, lässt Groepers Oma Rosemarie in einem Lebensbornheim zurück. "Für mich als Mutter von drei Kindern unvorstellbar", so Kerstin Groeper. Erst zwei Jahre später, als die Großmutter ihren Ehemann kennenlernt und heiratet, wird Rosemarie zurückgeholt.

"Das Schicksal meiner Großeltern ist millionenfach passiert", sagt Kerstin Groeper. Bei ihrer Lesung will sie ihren Roman in Auszügen vorstellen, aber auch historische Dokumente zeigen und von ihren Recherchen erzählen.

Die Wochen der Büchereien finden in Form von Lesungen, Workshops und Veranstaltungen von Mittwoch, 21. Februar, bis Freitag, 22. März, in verschiedenen Büchereien im Landkreis Ebersberg statt. Das gesamte Programm findet sich auf der Homepage des KBW .

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