Bildung im Landkreis Ebersberg:Herrje, die Schule schwimmt

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Bei schönem Wetter gibt es an der Realschule in Ebersberg keine Probleme, bei schlechtem allerdings schon. Dann nämlich dringt Regenwasser in das undichte Gebäude ein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wenn es draußen regnet, steht in den Fluren der Ebersberger Realschule regelmäßig das Wasser. Der Grund dafür ist das alte undichte Dach, das nun schnellstens saniert werden muss.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Den deutschen Komödienklassiker "Hurra, die Schule brennt!" hätte Regisseur Werner Jacobs wohl nicht in Ebersberg drehen können, zumindest nicht in der Dr.-Wintrich-Realschule. Denn dort ließe sich dieser Tage nur schwer ein Feuer entzünden. Wenn es regnet, verwandelt sich die Bildungseinrichtung nämlich in ein Schwimmbad. In den Fluren bilden sich riesige Pfützen, hinter den Tafeln läuft das Wasser herunter und auf den Treppen müssen Eimer aufgestellt werden, damit im Gebäude kein noch größerer Schaden entsteht. "Das zu sehen tut mir weh als Verwalter dieser Einrichtung", sagte Schulleiter Markus Schmidl dazu in der jüngsten Sitzung des Kreis-Liegenschaftsausschusses. Dort ging es darum, wie man die Realschule schnellstmöglich wieder dicht bekommt. Fest steht bereits jetzt: Das wird nicht billig.

Im zweiten Obergeschoss der Realschule steht das Wasser in großen Pfützen auf dem Boden. (Foto: Landratsamt/oh)

Schuld an der Misere ist das Flachdach auf dem Gebäude, das inzwischen fast 60 Jahre alt ist - und entsprechend marode. Bei stärkeren Regenfällen kommt die veraltete Entwässerung regelmäßig an ihre Grenzen. "Die Fotos, die wir gesehen haben, zeigen den alltäglichen Zustand in der Schule", sagte Rektor Schmidl in der Sitzung, nachdem sich die Kreisräte in einer Präsentation selbst ein Bild von der Lage machen konnten. Zu sehen bekamen sie Flure, in denen das Wasser steht und Wände, die von der andauernden Feuchtigkeit bereits zu bröckeln beginnen. Schulleiter Schmidl zufolge sind davon nicht nur die Klassenzimmer im Altbau betroffen, sondern das Wasser bahne sich inzwischen auch seinen Weg in die recht neu sanierten Fachräume - "und das ist einfach schade", so der Rektor.

Auch die Wände, an denen das Regenwasser herabrinnt, werden durch die Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen. (Foto: Landratsamt/oh)

Um der Nässe Herr zu werden, hat der Hausmeister sogar kleine Gräben in das Kiesbett der Flachdächer gegraben, eine dauerhafte Lösung ist das jedoch nicht. Eine solche kann nur die Komplettsanierung der Abdeckungen über dem Hauptgebäude und der angrenzenden Fachklassenerweiterung sowie der Terrasse über dem Gartengeschoss sein, wie Architekt Matthias Garbe den Kreisräten erklärte. Die Fassade auf dem Hauptdach sei "am Ende" sagte der Experte. Es brauche nur wenig Wasser, um dort ins Schulgebäude hineinzulaufen. Je nach Stärke der Regenfälle bahne sich das Wasser seinen Weg sogar bis in die Aula im Erdgeschoss. Die Landkreisverwaltung fasst den Stand der Dinge in einer Stellungnahme deshalb so zusammen: "Um das Gebäude langfristig zu erhalten, ist es daher dringend angeraten, den circa 55 Jahre alten Flachdachaufbau so bald als möglich zu sanieren."

Dafür hat Architekt Garbe bereits einen Plan ausgearbeitet. Statt eines Flachdachs soll auf das Hauptgebäude eine leicht schräge Abdeckung kommen, über die das Wasser besser ablaufen kann. Eine Bepflanzung soll zusätzlich dafür sorgen, dass keine Staunässe entsteht. Eine ähnliche Konstruktion könnte auch auf dem Dach des Fachklassentrakts errichtet werden. Die Terrasse über dem Gartengeschoss, die auch als Pausenhof dient, muss jedoch logischerweise wieder flach gebaut werden. "Da bleibt uns nichts anderes übrig", so Garbe, der allerdings für eine bessere Entwässerung des Areals sorgen will. Neben diesen Maßnahmen zur Abdichtung des Gebäudes soll auf dem Dach zudem noch eine Photovoltaikanlage installiert werden.

Auf ein begrüntes Dach wollen die Kreisräte trotz der höheren Kosten nicht verzichten

Kosten soll das Ganze durchaus stolze 1,84 Millionen Euro, inklusive Risikoreserve aber noch ohne mögliche Fördergelder. "Das ist viel Geld für eine Dachsanierung, aber viel günstiger geht es meiner Meinung nach nicht", sagte Herbert Feicht vom Landratsamt. Hauptamtsleiterin Brigitte Keller war da anderer Ansicht: Sie schlug vor, auf die geplante Dachbegrünung zu verzichten und dadurch Kosten einzusparen. Von dieser Idee hielten die Kreisräte, Architekt und auch Kellers Kollegen im Landratsamt eher wenig. "Wir spüren alle den Klimawandel und haben gesehen, wie warm es im Februar war", sagte etwa Renate Ellmann, die Leiterin der Liegenschaftsabteilung mit Blick auf die positiven Folgen für den Klimaschutz. Architekt Garbe ergänzte, die Dachbegrünung sei auch zu Zwecke der Regenrückhaltung sehr zu empfehlen.

Dass die Baumaßnahme an der Realschule gemacht werden muss, wollte auch Brigitte Keller nicht abstreiten, allerdings gab sie den Kreisräten zu bedenken: "Wenn das Geld hier ausgegeben wird, dann fehlt es halt an anderer Stelle." Dennoch votierte das Gremium mit zehn zu fünf Stimmen für die Sanierung. Diese soll im Sommer mit dem ersten Bauabschnitt starten, der zweite Bauabschnitt folgt im nächsten Jahr. Mit einer endgültigen Fertigstellung rechnet die Verwaltung aktuell im Oktober 2025. An der Ebersberger Realschule wird man bis dahin hoffen, dass sich die Regenfälle in Grenzen halten.

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