"Podium Junge Musik" in Vaterstetten:Offenheit wird belohnt

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Bei den Jüngsten kann es schon mal passieren, dass die Füße gar nicht bis zum Boden reichen. Trotzdem sind sie zahlreich beim Musikwettbewerb angetreten, natürlich auch am Klavier. (Foto: Christian Endt)

Der Musikwettbewerb des Landkreises geht mit einem ganz neuen Konzept an den Start - und rauscht mit einem Rekordergebnis über die Ziellinie: Knapp 90 Kinder und Jugendliche nehmen daran teil. Am Ende bleibt nur ein winziger Wermutstropfen.

Von Anja Blum, Vaterstetten

Musikschulchef Bernd Kölmel ist sogar am Montag noch im Glück - und wahrscheinlich nicht nur er. "Es war ein sehr schönes Miteinander und ein spannender Wettbewerb", schwärmt er. Am Wochenende nämlich ist das "Podium Junge Musik" in Vaterstetten über die Bühne gegangen, mit einem völlig neuen, offenen Konzept. Und das kam offenbar sehr gut an: Die Veranstalter dürfen sich freuen über eine Rekordbeteiligung. 89 Kinder und Jugendliche haben am Samstag und Sonntag ihr Können am Instrument gezeigt und wurden dafür von einer höchst professionellen Jury mit viel Lob bedacht. Außerdem gab es erstmals Geldpreise für die jeweils Besten ihrer Altersgruppe, gestiftet von der Kreissparkasse.

Schon seit Langem richten die beiden großen Musikschulen im Landkreis Ebersberg jährlich einen Wettbewerb für den Nachwuchs aus - doch zuletzt war das Interesse daran nicht mehr allzu groß. Deswegen hatten die Verantwortlichen das Podium Junge Musik diesmal ordentlich umgekrempelt. Anstatt einzelne Instrumente und spezielle Ensemblekombinationen auszuschreiben, waren erstmals alle jungen Musikerinnen und Musiker aus dem Landkreis eingeladen, teilzunehmen. Egal, ob an Klavier, Geige oder E-Gitarre, alleine oder in der Gruppe, mit Klassik oder Pop. Ziel der neuen Modalitäten war es, die Attraktivität des Wettbewerbs und damit auch die Motivation zur Teilnahme wieder zu erhöhen.

Auch traditionelle Instrumente der Volksmusik waren vertreten, allen voran die Steirische Harmonika. (Foto: Christian Endt)

Und das ist unzweifelhaft gelungen. Mit Cello, Harfe, Schlagzeug, Querflöte, Horn und vielen anderen Instrumenten mehr reiste der musikalische Nachwuchs zahlreich an. In der Altersgruppe der Sieben- bis Elfjährigen (AG 1) zählte man beachtliche 25 Solistinnen und Solisten, "in der AG 2 waren es elf Teilnehmer auf schon ganz beachtlichem Niveau", erzählt Kölmel. Die sechs Bewerber in der AG 3 hätten geglänzt mit ausgezeichneten Leistungen, die neun Talente der AG 4 "schon fast profihaftes Können gezeigt und die zwei Solisten der AG 5 wussten mit einer besonderen Vielfalt von Pop bis Klassik zu begeistern": Der 18-jährige Sven Seso brillierte mit Chopin, Debussy und dem Jazzstandard "Misty" am Klavier, die 19-jährige Stella Volkwein hingegen sang, begleitete sich selbst an der Gitarre und hatte sogar ein selbst geschriebenes Lied mitgebracht.

Am Sonntag ging es dann bis in den späten Nachmittag weiter mit dem Ensemblewettbewerb. "In der jüngsten Altersgruppe traten vier Duos an und zeigten schon tolle Leistungen", sagt Kölmel. In der zweiten AG waren ebenfalls vier Ensembles am Start, besonders begeistern konnte ein Trompeten-Quartett. Ein Akkordeon-Duo und ein Violinen-Quintett waren in der AG 3 vertreten und zeigten laut Kölmel beide bereits beachtliches Können. "Vollends zu überzeugen wusste auch ein Cello-Quartett in der AG 4." Absoluter Höhepunkt des Wettbewerbstages sei dann aber zweifellos ein Duo aus Flöte und Klavier in der AG 5 gewesen, erzählt der Musikschulleiter: Katharina Schippan und Sven Seso hätten sowohl bemerkenswertes Können als auch ihre große Musikalität eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Da darf es schon mal ein Hemd sein: Viele der Talente haben sich hübsch gemacht für den großen Auftritt. (Foto: Christian Endt)

Nun ist es freilich nicht ganz einfach, so unterschiedliche musikalische Beiträge zu vergleichen. Doch das Podium konnte aufwarten mit einer sehr kompetenten, vielseitigen Jury: Zuzanna Vojtova, Geigerin bei den Münchner Symphonikern, Henry Bonamy, Pianist und Dirigent, Franz Draxinger, Solo-Hornist der Bayerischen Staatsoper und Gottfried Sirotek, ehemaliger Solo-Oboist ebendort, waren die Garanten für eine faire Bewertung. "Deswegen sah man bei der Bekanntgabe der Ergebnisse durchweg glückliche und zufriedene Gesichter, sei es bei den Teilnehmenden, Eltern oder Lehrkräften", berichtet Kölmel. Die Wertschätzung der gezeigten Leistungen sei bei allen angekommen und eine gute, harmonische Stimmung deutlich spürbar gewesen. "Sogar als die Jury beschloss, einen der Geldpreise auf zwei ebenbürtige Solisten aufzuteilen, hat niemand gemeckert."

Der Neustart sei gelungen, bilanziert also der Vaterstettener Musikschulleiter. "An dieser Öffnung werden wir auf jeden Fall festhalten - nächstes Jahr dann in Ebersberg." Nur einen einzigen Wermutstropfen gebe es, nämlich dass die Schar der Teilnehmenden doch nicht ganz so bunt war wie erhofft. Es überwogen die klassischen Instrumente, und gerade bei den Ensembles hätte die Bandbreite gerne noch größer sein dürfen. Eine Schulband oder junge Blaskapelle jedenfalls hat sich nicht blicken lassen. "Aber ich bin mir sicher: Diese Öffnung wird sich herumsprechen. Und dann werden wir noch ganz andere Genres hören."

Eine Urkunde übrigens haben alle Talente erhalten, die Schriftstücke werden überreicht in feierlichem Rahmen von Landrat Robert Niedergesäß: beim Preisträgerkonzert am Montag, 29. April, um 19 Uhr im Seniorenwohnpark Vaterstetten.

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