Ebersberger Kulturfeuer:Magische Flammen

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Das Ebersberger Kulturfeuer im Klosterbauhof bietet Biergartenbetrieb bis in den späten Abend. Im Zentrum: die große Feuerschale. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Festival im Klosterbauhof bietet eine einmalige Atmosphäre unter freiem Himmel, aber auch hochkarätige Veranstaltungen im Saal. Der Vorverkauf startet am Montag.

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg

Dieses Feuer ist magisch. Wohl kein Wort wird an diesem Nachmittag im Alten Speicher in Ebersberg ähnlich oft bemüht wie "Feuer" - in Worteinheit mit "Kultur" natürlich, denn darum geht es ja, aber auch ganz pur. Weil es einfach so schön ist, sich an einem oder mehreren oder gleich an allen elf Hochsommerabenden an der Larasser-Feuerschale im Klosterbauhof zu treffen, zu einem Gläschen von diesem oder jenem, zum Ratschen, zum Musikhören oder einfach nur, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu beschwören. Dass das im zweijährigen Rhythmus stattfindende Ereignis einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran hat, wird wohl keiner bestreiten, der das Ebersberger Kulturfeuer schon einmal erlebt hat.

Fast so oft wie das erwähnte Feuer wird beim Pressegespräch im Festsaal noch der Name Movimento bemüht, schließlich gehören die Grafinger Bewegungskünstler seit jeher zu den tragenden Säulen dieser Sommerveranstaltung in der Kreisstadt. Deren ehemaligen Bürgermeister Walter Brilmayer hat das Festival sogar mal zu der gleichsam beseelten Aussage gebracht: "Ebersberg strahlt." Zuletzt hatte das Kulturfeuer 10 000 Gäste in die Kreisstadt gelockt.

Freuen sich schon aufs Kulturfeuer 2024: Stefan Eberherr, Uli Proske, Markus Bachmaier, Michael Baier, Bastian Wagner (Cheftechniker), Magda Maillinger, Babsi Lux und Uschi Treffer (beide Altes Kino). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vielleicht noch nicht beseelt, aber doch begeistert und voller Vorfreude zeigen sich an diesem Nachmittag das Team des Alten Kinos um Markus Bachmeier, Movimento-Chef Stefan Eberherr sowie Michael Baier, der als Sponsoringbeauftragter der Kreissparkasse den größten Geldgeber der Traditionsveranstaltung vertritt. "Sehr gern, schon lange, und weil Kultur einfach wichtig ist, machen wir das", erklärt er. Und nicht zuletzt steht Rathauschef Ulli Proske seinem Vorgänger in Sachen Enthusiasmus nicht nach: Das Kulturfeuer im Klosterbauhof, "das ist einfach der Ort, wo man sich trifft, da wo man ratschen kann, wenigstens für ein paar Tage im Jahr", schwärmt er. "Wenn Ebersberg das nicht hätte, würde es weniger leuchten, wäre es eine Kommune wie jede andere."

Und so meint man das Feuer bereits lodern zu sehen an diesem Frühlingsnachmittag, der beinahe auf den Tag genau noch fünf Monate entfernt ist von dem beschworenen Ereignis. Elf Tage lang, vom 10. bis 21. Juli, soll es diesmal wieder ein "echtes Kulturfeuer" geben, wie Bachmeier ankündigt, bei dem das Zusammenkommen die Hauptsache und das Feuer der Mittelpunkt sein soll. Zuletzt nämlich hatte man aus Pandemie-Gründen ein reines Open-Air-Musikfestival veranstaltet und dafür den Klosterbauhof quasi zu einer einzigen Bühne umfunktioniert.

Das "Desmadre Orkesta" wird beim großen Sommerfest aufspielen. (Foto: Ezequiel Sambresqui/oh)

Diesmal also soll laut Bachmeier draußen im Hof schon auch Kultur stattfinden, aber lediglich auf einer kleineren Freiluftbühne, vor der man stehen und lauschen könne, aber nicht müsse. Doch die größeren Veranstaltungen, von Movimento etwa, werden nun wieder im Alten Speicher stattfinden - und Eintritt kosten. "Gar nichts zu verlangen, das ist leider auf Dauer nicht zu finanzieren", erklärt Bachmeier, zumal es nun keine Corona-Zuschüsse mehr gebe, und das liebe Geld ohnehin kein ganz kleines Problem für die Festival-Macher sei.

Ausgaben von rund 150 000 Euro erwarte man, lässt sich Bachmeier entlocken, und auch, dass die Summe ohne den Anteil der Kreissparkasse - über den Stillschweigen vereinbart ist -, nicht zu stemmen sei, zumal sich die finanziell klamme Stadt vorwiegend mit Manpower seitens des Bauhofs an der Sache beteiligen kann. Zum Missfallen des Bürgermeisters. Proske spricht von einem "Flächenbrand", den es geben werde im Hinblick auf die immer weiter zurückgehenden Zuschüsse der Kommunen für die Kultur im Allgemeinen, angesichts der immer größer werdenden Aufgaben, welche sie zu schultern hätten.

Die Veranstalter hoffen also auf ordentlich Einnahmen aus dem Kartenverkauf für jene Künstler, die kommen, um den Alten Speicher zu füllen. Den Auftakt werden Movimento mit ihren spektakulären Shows aus Tanz, Akrobatik, Jonglage und Einradkunst machen. Auf dem Programm steht diesmal eine Geschichte rund um die "Central Station", die den Artisten an Trapez, Aerial Net, Vertikaltuch und Cyr-Ring viel Stoff für dynamische Interpretationen bietet. Ein Geschwisterpaar, das am Bahnhof verloren gehe, dort auf Abreisende, Ankommende, Geschäftsleute ebenso wie Partygänger und müde Nachteulen treffe, webe dabei den roten Faden, erklärt Stefan Eberherr. Und Turnerin Magda Maillinger bietet einen kleinen Vorgeschmack auf das, was da kommen wird: Ihre Kurzvorstellung am eigens aufgebauten Stangenzelt endet mit einem halsbrecherischen Abseilmanöver.

Atemberaubend: Magda Maillinger gibt einen Vorgeschmack auf die Bewegungskünste von "Movimento". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gleich drei Mal hintereinander tritt Movimento beim Kulturfeuer auf. Der volle Terminkalender der Truppe ist dafür verantwortlich, dass das Festival heuer eine Woche früher startet als sonst. Die Folge davon ist, dass das Feuer am Abend vom Samstag, 13. Juli, nicht brennen wird, weil man dem gleichzeitig stattfindenden Weinfest des Spielmannszugs am Marienplatz auf keinen Fall Konkurrenz machen will. Danach geht es weiter, noch einmal mit Movimento, dann mit viel Musik und Kabarett. Auf der Gästeliste stehen Dreiviertelblut, Günter Grünwald, die Monika Roscher Big Band, Vince Ebert, Quadro Nuevo und das Sternschnuppe-Familienmusical "Die Kuh, die wollt ins Kino gehen". Zwischendurch, am Freitag, 19. Juli, lädt das Alte Kino ein zum Kulturfeuer-Sommerfest mit der argentinischen Band Desmadre Orkesta, gefeiert wird erst im Hof und später im Speicher, der Eintritt ist frei.

Zwischen 14,50 und 35 Euro kosten die Karten, der Vorverkauf startet am kommenden Montag, 18. März. Vor allem für Movimento erwartet Bachmeier eine reißende Nachfrage. Wer schließlich keine Karten mehr bekommen sollte, wird dennoch nicht ohne Trost bleiben, denn es gibt ja noch das magische Feuer und die Vorhersage des Chefs vom Alten Kino: "Man hält sich halt im Hof auf und ist hoffentlich glücklich".

Karten für die Veranstaltungen im Alten Speicher sind ab Montag, 18. März an der Ticketstelle im Foyer, telefonisch unter (08092) 255 92 05 oder unter www.kultur-in-ebersberg.de zu bekommen.

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