Klimaschutz im Landkreis:Seltener duschen, weniger Kaffee

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Klima-korrekte Kartoffelwoche: Clara Kühar mit selbstgemachtem Kartoffelstampf mit Sojaschnitzel, Wirsinggemüse und Oliven. (Foto: privat)

Beim landkreisweiten Wettbewerb "Klimathon" sollen die Teilnehmer spielerisch zu einer umweltfreundlicheren Lebensweise gelangen. Diese Umstellung aber fällt nicht immer leicht.

Von Viktoria Niggemann, Ebersberg

Da bliebe man vielleicht besser im Home-Office, scherzten sie im Kollegium der Volkshochschule (VHS) Grafing, als es darum ging, für den Ebersberger "Klimathon" eine Woche lang kürzer zu duschen. Doch auch andere Herausforderungen galt es zu bewältigen: Statt sechs Tassen Kaffee am Tag durfte Clara Kühar, Fachbereichsleiterin bei der VHS und Klimathon-Teilnehmerin, in der Ernährungswoche nur drei trinken. Denn der Anbau und die Verarbeitung von Kaffee sind oft nicht besonders umweltfreundlich. "Das war nicht mal so einfach", gesteht sie. Andere Aufgaben fielen ihr da leichter, wie etwa die "Vegane Woche". Hier hatte sie einen entscheidenden Vorteil, da sie sich ohnehin vegan ernährt.

42 Tage lang sollen die Teilnehmer des sogenannten Klimathon versuchen, zu einer umweltfreundlicheren Lebensweise zu gelangen. Der Name des Wettbewerbs ist angelehnt an eine Marathon-Strecke, die 42,195 Kilometer lang ist. Der symbolische Lauf fürs Klima, der Anfang März begonnen hat, kann einzeln oder in Gruppen bewältigt werden. Die Teilnehmenden können ihren CO₂-Fußabdruck über die kostenlose App "Klimakompass" berechnen lassen, wochenweise Aufgaben erfüllen und so ihre Klimabilanz verbessern. Dabei werden in den Schwerpunkten Ernährung, Mobilität und Wohnen Punkte gesammelt, die dann etwa als Rabatt im Biomarkt eingelöst werden können. Nach den 42 Tagen gibt es für diejenigen mit dem größten Durchhaltevermögen Preise zu gewinnen.

Kühar ist mit dem Team der VHS Grafing bereits mittendrin, und sie trinkt nicht nur weniger Kaffee, sondern versucht auch, die Lebensmittelverschwendung zu minimieren. Produkte mit dem am kürzesten bevorstehenden Verfallstermin platziert sie im Kühlschrank weiter vorne, damit sie nicht so schnell aus den Augen geraten - und dann aus dem Sinn. Zu Ernährungswoche zählt auch die "Kartoffelwoche". Um ans Ziel zu gelangen, sollen zu jeder Hauptmahlzeit Kartoffeln serviert werden, was sich zwar als planungsbedürftig, aber machbar - und noch dazu lecker herausgestellt habe, wie Kühar sagt.

Teilnehmerin Kühar zieht eine erste Bilanz, bevor es in die "Wohnwoche" geht: Der Klimathon mit seinen Aufgaben sei insbesondere für langfristige Änderungen sinnvoll, denn neben den "Challenges" wird beispielsweise zu einem Wechsel zu Ökostrom, zum Müllsparen sowie Hinterfragen des eigenen Konsumverhaltens angeregt. Kurzfristig aber könnten sich einige Aufgaben im Alltag als Herausforderung darstellen, so zum Beispiel die Zeit fürs Duschen zu reduzieren.

"Die Möglichkeit, nach Corona mal wieder etwas zusammen zu machen"

Die Volkshochschule Grafing ist beim Klimathon nicht das einzige Team. Auch Familien, Vereine und Schulen treten für den Klimaschutz an. So läuft auch das Schulteam des Franz-Marc-Gymnasiums aus Markt Schwaben mit und hat aktuell sogar die Nase vorn. Als Isabel Schneider, Leiterin der Umweltgruppe an der Schule, von der Aktion erfuhr, trommelte sie Schülersprecher und Verbindungslehrer zusammen, und alle waren sofort begeistert. In jeder Klasse des etwa 1300 Schülerinnen und Schüler zählenden Gymnasiums warben sie für die Teilnahme am Klimathon und gaben im Unterricht Zeit, sich zu informieren und die zugehörige App herunterzuladen. "Die Aktion wird sehr gut angenommen", freut sich Schneider über die rege Teilnahme der Schulgemeinschaft, die auch auf Instagram dokumentiert wird.

Dabei setzt das Franz-Marc-Gymnasium auf die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler - denn die Klimapunkte sammeln alle einzeln, aber fürs Team. Eine zentrale Organisation, etwa in der "Veganen Woche" das Catering für die Schul-Cafeteria entsprechend umzustellen, sei nämlich derzeit noch nicht umsetzbar. Der Ehrgeiz, auch in den kommenden Wochen bei den Alltags-Challenges viele Punkte zu sammeln und als Erste durch die Ziellinie zu sprinten, sei groß. Neben umweltbewussterem Leben sei es zudem besonders schön, dass der Klimathon für die Schule die Möglichkeit biete, "nach Corona mal wieder etwas zusammen zu machen".

Neben den wöchentlichen Challenges für Teilnehmer können auch klimafreundliche Unternehmen über die App auf sich aufmerksam machen und in den kommenden Wochen zur Teilnahme an Aktionen einladen. So bietet die Volkshochschule Grafing für gesammelte Klimapunkte beispielsweise kostenfreie Vortragskarten und Kurse zum Thema Nachhaltigkeit an, die in Absprache mit Lisa Rütgers, Kreis-Klimamanagerin und Initiatorin des Klimathons, im Rahmen der Aktion beworben werden.

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