Klimaschutz im Landkreis:2030 fest im Blick

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Dass Klimaschutz kein Kinderspiel ist, wissen Landrat Robert Niedergesäß (rechts) und die Ebersberger Kreisräte. Sie haben sich deshalb ein ambitioniertes Ziel gesetzt, um frei von fossilen Energieträgern zu werden. (Foto: Christian Endt)

Der Landkreis Ebersberg möchte an seinem Ziel festhalten, in sechs Jahren frei von fossilen Energieträgern zu sein. Am ursprünglichen Beschluss wird nun allerdings nachgeschärft - und ein Missverständnis aus der Welt geräumt.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Es bleibt dabei: Der Landkreis Ebersberg will bis zum Jahr 2030 frei von fossilen und endlichen Energieträgern sein. Auf diese Empfehlung an den Kreistag hat sich der Kreis- und Strategieausschuss in seiner jüngsten Sitzung geeinigt. Der ursprüngliche Beschluss von 2006, der 2015 modifiziert worden ist, soll aber nicht einfach so weitergeführt werden. Stattdessen hat eine interfraktionelle Arbeitsgruppe das Papier grundlegend überarbeitet - und dabei auch ein Missverständnis beseitigt, das seit Jahren über dem Klimaschutzplan geschwebt ist.

"Mir ist wichtig, dass wir Ziele definieren, die wir auch beeinflussen können", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), als er das überarbeitete Konzept vorstellte. Dieser direkte Einfluss des Landkreises ist dann auch die größte Änderung, die der Klimaschutzplan in den verbleibenden sechs Jahren mit auf den Weg bekommen hat. Bisher haftete dem Konzept nämlich immer der fade Beigeschmack einer Mogelpackung an, denn natürlich wird der Landkreis Ebersberg bis 2030 nicht gänzlich frei von fossilen Energieträgern sein. Dazu müsste jede Gemeinde, jeder Betrieb in der Region und vor allem jeder einzelne Ebersberger Bürger seinen CO₂-Ausstoß auf null senken - was nach menschlichem Ermessen innerhalb von sechs Jahren nicht passieren dürfte. "Wir können also nicht sagen, der komplette Landkreis ist bis 2030 frei von fossilen und endlichen Energieträgern", so Landrat Niedergesäß. Im bisherigen Konzept konnte man das aber durchaus so verstehen.

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Bis zum Jahr 2030 will der Landkreis Ebersberg die Nutzung von fossilen Energieträgern beendet haben. In der Fläche betrachtet, dürfte das kaum zu schaffen sein - das Landratsamt selbst ist jedoch auf einem guten Weg.

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Mit diesem Missverständnis soll nun Schluss. Der neue Passus, den die Arbeitsgruppe ausformuliert hat, lautet wie folgt: "Der Kreistagsbeschluss aus dem Jahr 2006, modifiziert 2015, wird als sehr ambitioniertes Ziel und als Ansporn beibehalten, insbesondere dort, wo wir in eigener Zuständigkeit handeln können." Soll heißen, vor allem das Landratsamt selbst will mit seinen Liegenschaften innerhalb von sechs Jahren CO₂-frei werden - und hier sieht die Sache auch gar nicht so schlecht aus. Einige Landkreisgebäude kommen bereits jetzt ohne fossile Energieträger aus, bis 2030 soll das bei allen Liegenschaften der Fall sein. Das Verhalten der einzelnen Bürger liege schlichtweg nicht in der Verantwortung des Landkreises, sagte der Landrat dazu, "aber unsere eigene Zuständigkeit spiegelt sich jetzt in dem neuen Ziel wider".

Tatsächlich nimmt der Landkreis seine Verantwortung beim Klimaschutz schon seit Jahren sehr ernst, wie auch aus der Präambel der neuen Zielvorgabe hervorgeht. Darin sind die Meilensteine aufgelistet, die das Ebersberger Landratsamt seit 2006 erreicht hat, als der Kreistag sich die Selbstverpflichtung auferlegte, bis 2030 ohne endliche Energieträger auszukommen. Darunter fallen etwa die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes im Jahr 2010, die Gründung der Energieagentur 2014, die Erstellung eines Energienutzungsplans 2015 oder der Bürgerentscheid von 2021, in dem sich eine Mehrheit für den Bau von fünf Windrädern im Ebersberger Forst ausgesprochen hat. Neben dieser Rückschau wirft ein neuer Passus nun aber auch einen Blick in die Zukunft. Auf Drängen der Grünen-Fraktion im Kreistag steht in der Präambel künftig auch zu lesen, dass für die kommende Jahre "eine erhebliche Steigerung der Aktivitäten zum Ausbau der erneuerbaren Energien und die dazugehörige Infrastruktur" notwendig seien.

Künftig soll noch mehr Strom durch Photovoltaikanlagen erzeugt werden

Komplett neu in das Klimaschutzziel mit aufgenommen wurde auch ein Satz, wonach der Landkreis künftig noch enger "im partnerschaftlichen Dialog" mit den Gemeinden zusammenarbeiten und sie bei der Energiewende unterstützen will. Überhaupt rückt das Thema erneuerbare Energien mehr in den Fokus. Konkret soll das Potenzial von Photovoltaik an den landkreiseigenen Liegenschaft noch mehr ausgeschöpft werden - auch über den Eigenbedarf hinaus. Neue Techniken, etwa an Fassaden oder Dächern mit Nordausrichtung, sollen dabei berücksichtigt werden.

Gänzlich wird das Landratsamt den Ausstoß von CO₂ allerdings nicht verhindern können. Deshalb hatte der Umweltausschuss bereits 2022 den Beschluss gefasst, dass von 2024 an alle unvermeidbaren Emissionen der Kreisbehörde und ihrer Liegenschaften durch den Kauf von Klimazertifikaten ausgeglichen werden sollen. Auch diese Richtlinie wird künftig im Klimaschutzplan festgehalten. Wie bisher soll die Energieagentur Ebersberg-München den Kommunen als Partner zur Verfügung stehen. Sie soll "eine zentrale Rolle spielen, die Gemeinden im Landkreis bei der Energiewende zu unterstützen", wie es jetzt heißt.

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Während es bei all dem wenig Widerrede gab, sorgte ein Passus für etwas Diskussionsbedarf - zumindest bei AfD-Kreisrat Manfred Schmidt. Der bekennende Gegner der Windräder im Ebersberger Forst wehrte sich gegen die Formulierung, dass der Kreistag sich dafür ausspreche, dass auch außerhalb des Forstes Windenergieanlagen verwirklicht werden. Das, so Schmidt, impliziere, dass man die Windräder im Ebersberger Waldgebiet gutheiße - und da könne er keinesfalls mitgehen. Letztendlich wurde der AfD-Mann aber ohnehin überstimmt.

Unterm Strich überwog im Gremium die Freude darüber, dass man sich mit breiter Mehrheit auf dieses "Update" des Klimaschutzplans verständigen konnte. "Ich bin froh, dass das Ziel 2030 nicht aufgegeben worden ist", sagte etwa Renate Glaser (ÖDP). Ambitionierte Ziele seien nie verkehrt, schloss sich Alexander Müller (FDP) an und Waltraud Gruber (Grüne) versuchte zum Abschluss, den großen Bogen zu spannen: "Das Ganze ist etwas, wo sich hoffentlich alle wiederfinden."

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