Hölzerbräugelände Ebersberg:Warten auf ein Angebot

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Aus dem Ebersberger Rathaus (rechts am Bildrand) hat man einen guten Blick auf das Hölzerbräugelände, aus dem Ebersberger Stadtrat gibt es nun neue Ideen für das Grundstück. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Ebersberg überlegt man nach der Pleite des Investors Euroboden, das zentral gelegene Hölzerbräu-Grundstück selbst zu kaufen. Über die möglichen Kosten kann man nur spekulieren - die leeren Stadtkassen sind indes bekannt.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Krise des einen ist die Chance des anderen - diese Weisheit scheinen einige im Ebersberger Stadtrat auf die aktuell wohl interessanteste Immobilie in der Kreisstadt anwenden zu wollen. Die Rede ist vom Hölzerbräugelände, das der Investor Euroboden eigentlich entwickeln wollte. Doch nachdem dieser Anfang August Insolvenz angemeldet hat und ankündigte, die meisten seiner Grundstücke zu verkaufen, könnte die Stadt Ebersberg in die Baulücke springen.

Zumindest theoretisch, denn, wie Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) erklärt, gilt das Grundstück als städtebaulich wichtig, so dass die Stadt ein Vorkaufsrecht geltend machen könnte. Dies habe die Regierung von Oberbayern der Stadt bereits beim Besitzerwechsel 2018 bestätigt, damals hatte Ebersberg die Option indes nicht gezogen, auch aus Zeitmangel, wie Proske nun sagt.

Ein Umstand, der auch die SPD-Fraktion im Stadtrat bewegt, sie hat bereits Mitte August einen Antrag eingereicht, in dem es unter anderem darum geht, die Möglichkeiten eines Vorkaufsrechts zu eruieren. Hintergrund ist, wie nun auch Christoph Münch im Ferienausschuss den Antrag seiner Fraktion erläuterte, dass man "diesmal besser vorbereitet sein" wolle als 2018. Daher sollten sich die politischen Gremien zusammen mit der Verwaltung Gedanken dazu machen, was man tun wolle, falls es zum Verkauf kommt.

Ob und wenn ja wann das Hölzerbräu-Areal verkauft wird, ist derzeit offen

Dass das überhaupt der Fall ist, steht laut Proske indes noch nicht endgültig fest. So habe die Stadt mit dem Insolvenzverwalter bereits Kontakt aufgenommen und die Auskunft erhalten, dass ein Verkauf des Hölzerbräuareals zumindest in nächster Zeit nicht ansteht. Es sei sogar möglich, dass das Grundstück nach der Stabilisierung der Firma von dieser selbst entwickelt wird.

Dass ein Besitzerwechsel des Areals aktuell wohl nicht passieren wird, dürfte auch mit der vergleichsweise langen Zeit zu tun haben, in der auf der Fläche ebenfalls nichts passieren wird. Denn die Stadt führt ungeachtet der Insolvenz des Eigentümers das Bebauungsplanverfahren fort - schon alleine damit man mit einem potenziellen neuen Eigentümer keine böse Überraschung erlebt.

So soll, egal wem das Grundstück einmal gehört, das in langen Verhandlungen zwischen Investor und Stadt entwickelte Ensemble aus Hotel, Gastronomie, Wohnen und Gewerbe umgesetzt werden. Laut Stadtverwaltung könnte der Bebauungsplan übernächstes Jahr fertig werden, bis die entsprechenden Bauanträge bewilligt sind dürfte es wohl 2026 werden.

Zumindest bei der SPD scheint man die Möglichkeit zu sehen, die Planung vielleicht doch noch umzuwerfen. So heißt es in dem Antrag "die Insolvenz der Firma Euroboden (...) bietet (...) neue Chancen für die Entwicklung des städtebaulich sehr zentralen Areals im Herzen von Ebersberg".

Möglicherweise löst das Grundstück des Investors ein altes Problem in der Kreisstadt

Um was es dabei gehen könnte, scheinen die Stadtratsmitglieder zumindest in inoffizieller Runde und nichtöffentlich bereits einmal zumindest grob eruiert zu haben. Zumindest deuteten Aussagen aus den Fraktionen von CSU und Grünen darauf hin, dass man an der ursprünglichen Planung festhalten wolle - obwohl man natürlich wisse, wie wichtig die Feuerwehr sei.

Dieser Halbsatz weist in eine für die Stadt in der Tat sehr interessante Richtung. Denn nördlich des Hölzerbräugrundstücks befindet sich das Feuerwehrhaus, das - darin herrscht Einigkeit - sowohl in die Jahre gekommen als auch zu klein geworden ist. Ein Neubau steht schon länger auf der Agenda, es wurden auch bereits potenzielle neue Standorte untersucht. Der Plan war, das Feuerwehrhaus an anderem Ort und in moderner Ausführung neu zu bauen und den alten Standort zu einem Wohn- und Gewerbegebiet zu machen. Der Architektenentwurf für das Hölzerbräugrundstück umfasst darum auch das städtische Areal im Norden.

Das mehr als 50 Jahre alte Ebersberger Feuerwehrhaus soll neu gebaut werden, die Frage ist nur wo. (Foto: Christian Endt)

Nun könnte - vorausgesetzt die Stadt bekommt das Euroboden-Areal - die Feuerwehr ein neues Haus in Sichtweite des alten bekommen. Nach dem Umzug könnte das Grundstück im Norden dann trotzdem von der Stadt entwickelt werden. Auf Nachfrage bestätigt Proske, dass es diese Überlegungen zwar gebe - aber dass man von konkreten Planungen dazu weit entfernt sei. Er verweist auf die Aussage des Insolvenzverwalters, wonach es unklar ist, wann und ob überhaupt verkauft wird. Ebenfalls noch offen ist auch, in welchem Umfang ein solcher Verkauf stattfinden würde. Laut Bauamt könnte das Grundstück auch parzelliert werden und an mehrere neue Eigentümer gehen.

Über die Kosten kann man nur spekulieren - die leeren Stadtkassen sind indes bekannt

Der limitierende Faktor bei all diesen Überlegungen sind indes die derzeit sehr angespannten städtischen Finanzen. So gelang es heuer nur mit viel Mühe, einen genehmigungsfähigen Haushalt zu verabschieden. Entspannung ist angesichts der zahlreichen anstehenden Investitionen in Pflichtaufgaben wie Kinderbetreuung für die kommenden Jahre nicht in Sicht, einer Prognose der Kämmerei zufolge könnte die Schuldenlast der Kreisstadt bis 2026 auf bis zu 45 Millionen Euro steigen.

Darüber, wie viel das Hölzerbräugrundstück - oder gegebenenfalls ein Anteil daran kosten könnte - lässt sich nur spekulieren. Beim Verkauf im Jahr 2018 machte eine Summe von bis zu vier Millionen Euro die Runde - für das Grundstück alleine ohne die darauf befindlichen Gebäude. Angesichts der Preissteigerungen der vergangenen Jahre, dürfte ein deutlich zweistelliger Millionenbetrag also wohl realistisch sein.

Doch vielleicht ist die Krise des Investors für die Stadt auch eine finanzielle Chance: Ebersberg könnte, ähnlich wie 2021 in Hörmannsdorf, vielleicht sogar profitieren. Damals hatte man ein ursprünglich für den neuen Wertstoffhof - der dann aber in Langwied entstand - angekauftes Grundstück für insgesamt rund 5,5 Millionen Euro als Bauland veräußert.

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