Stadtentwicklung Ebersberg:Filetstück als Wanderpokal

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Die Entwicklung des Hölzerbräugeländes in Ebersberg könnte sich auf Jahre verzögern, der Investor Euroboden will es verkaufen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Hölzerbräugrundstück in Ebersberg steht vor dem Verkauf - mal wieder. Was das für die ehrgeizigen Pläne auf dem Areal bedeutet, ist völlig offen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Umgestaltung des Hölzerbräugrundstücks könnte sich auf unbestimmte Zeit verzögern. Hintergrund ist eine Anfang dieser Woche erfolgte Mitteilung des Investors Euroboden, darin ist von finanziellen Schwierigkeiten die Rede und davon, dass man den größten Teil des Grundstücksbestandes verkaufen muss. Davon ist auch das Areal westlich des Marienplatzes in Ebersberg betroffen.

Erst gut einen Monat ist es her, da gab es optimistisch stimmende Nachrichten von einem der ehrgeizigeren Vorhaben in der Kreisstadt: Nach mehr als einem Jahr teilweise kontroverser Verhandlungen mit dem Investor Euroboden hatte der Stadtrat die Aufstellung eines Bebauungsplans für das rund 5000 Quadratmeter große Grundstück in bester Innenstadtlage beschlossen.

Der Verkauf des Grundstücks werde bereits vorbereitet, teilt der Investor mit

Daran, so betonte es nun Bauamtsleiter Christian Stöhr in der Sitzung des Stadtrates auf Anfrage von Susanne Schmidberger (Grüne), werde sich auch nichts ändern. Denn die Bauleitplanung gälte natürlich weiter, auch falls Euroboden das Grundstück tatsächlich verkauft. Ob dem so ist, dazu habe die Stadt auch bereits eine Anfrage an die Firma Euroboden gestellt, so Dritte Bürgermeisterin Lakhena Leng, welche die Sitzung leitete. Stand Dienstagabend sei aber noch keine Antwort eingegangen.

Auf Anfrage der SZ teilt der Investor Euroboden am Mittwoch mit, man plane in der Tat, das Grundstück in Ebersberg zu verkaufen. Keine Angaben gibt es dazu, bis wann der Verkauf konkret erfolgen soll oder ob es bereits Interessenten für das Grundstück gibt. Aber der Verkauf werde derzeit bereits vorbereitet, Grundlage dafür soll "der bislang gemeinsam erarbeitete Stand des Bebauungsplans" sein.

Der geplante Bebauungsplan ist relativ strikt, eine Schlafstadt soll dort nicht möglich sein

Dieser war im Juni auf den Weg gebracht worden, zentrales Element ist, dass die Fläche auch weiterhin nicht ausschließlich für Wohnen genutzt werden soll. Dazu wird für das denkmalgeschützte Hotel im Osten des Areals auch die Nutzung gewissermaßen unter Schutz gestellt: Zusammen mit dem Anbau liegt dieses künftig in einem Sondergebiet für Gastronomie und Hotel. Was bedeutet: Selbst wenn der nicht geschützte Anbau abgerissen werden sollte, muss auch sein Nachfolger wieder entsprechend genutzt werden.

Der Rest des Areals soll vor allem mit Wohnhäusern bebaut werden, insgesamt sechs Stück sieht der Entwurf vor, außerdem soll es anstelle der 2021 abgerissenen Bäckereifiliale an der Eberhartstraße ein kleines Lokal oder eine Bar geben. Auch weitere Gewerbeansiedlung soll auf dem Grundstück stattfinden, dieses wird im Bebauungsplanentwurf als urbanes Gebiet definiert, was eine Mischung aus verschiedenen Nutzungen vorschreibt. Darauf hatte die Politik besonderen Wert gelegt, genau wie auf den Fortbestand der Gastronomie und Hotellerie. Auf keinen Fall, so die einhellige Meinung, wolle man eine Schlafstadt mitten am Marienplatz.

Der Investor hatte das Grundstück bereits 2018 erworben, seitdem laufen die Planungen - und das gewissermaßen zweispurig. Denn nördlich der Fläche von Euroboden befindet sich ein städtisches Grundstück, auf dem sich wiederum das Feuerwehrhaus befindet. Mittel- bis langfristig soll dieses an einen neuen Standort umziehen, das Gebäude ist in die Jahre gekommen und auch zu klein geworden. Dann, so der Plan, will die Stadt auch ihren Teil des Areals umgestalten.

Dass die Stadt das Grundstück kauft, gilt angesichts der Finanzen als unwahrscheinlich

Diese Zweiteilung könnte sich nun als Glücksfall erweisen. Denn die Aufgabe, welche den Planern Ende 2019 gestellt wurde, war, dass sich beide Teilflächen unabhängig und mit gegebenenfalls langem zeitlichen Abstand voneinander entwickeln lassen. Bisher galt es als sicher, dass zuerst der Investor seine Hälfte entwickeln werde. Nun könnte es vielleicht andersherum kommen. Oder die Stadt bewirbt sich als Käufer für das Eurobodengrundstück. Ein Szenario, das zumindest Leng auf Nachfrage zwar für interessant, aber auch für wenig realistisch erachtet, angesichts der städtischen Finanzen. Zumindest was das Städtebauliche angeht, drohten jedenfalls keine unangenehmen Folgen, man werde das Bebauungsplanverfahren weiter fortsetzen.

Die Lage beim Hölzerbräugelände erinnert entfernt an ein ähnlich ambitioniertes Vorhaben, das vor gut zehn Jahren in Vaterstetten umgesetzt werden sollte: die neue Ortsmitte an der Wendelsteinstraße. Der Plan damals war, dass ein Investor der Gemeinde ein neues Rathaus, eine Bibliothek und den lange gewünschten Veranstaltungssaal baut, im Gegenzug hätte dieser kommunale Flächen erhalten, um dort auf eigene Rechnung Wohn- und Gewerbegebäude zu errichten. Doch 2013 ging dem Investor das Geld aus, das Projekt wurde abgesagt und die Gemeinde bekam nicht nur kein neues Rathaus, sondern blieb auch auf Kosten von rund 300 000 Euro sitzen.

Zumindest dies dürfte den Ebersbergern nicht passieren, laut Hauptamtsleiter Erik Ipsen sei im schlimmsten Fall mit Planungskosten in Höhe eines niedrigen fünfstelligen Betrages zu rechnen, welche die Stadt übernehmen müsste.

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