Stadtentwicklung Ebersberg:Gesundheit!

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Die Werkshallen auf dem sogenannten Plastifol-Grundstück in Ebersberg stehen seit mehr als einem Jahr leer. (Foto: Christian Endt)

In der Kreisstadt soll in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof ein medizinisches Zentrum entstehen. Auch Wohnungen, ein Kindergarten und eine Einrichtung zur Seniorenbetreuung sind geplant.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Eine der letzten großen Gewerbeflächen innerhalb der Kreisstadt könnte sich in den kommenden Jahren in ein Vorzeigequartier verwandeln. Entsprechende Pläne für das rund 8800 Quadratmeter große Areal südlich des ehemaligen Kreissparkassengebäudes in der Kolpingstraße wurden nun im Technischen Ausschuss des Stadtrates vorgestellt. Demnach soll im östlichen Teil der Fläche ein Gesundheits-Campus entstehen, der westliche Teil Richtung Ringstraße soll vor allem mit Wohnungen bebaut werden.

Vor allem das derzeit in der Bahnhofstraße ansässige Zentrum für Orthopädie und Sporttraumatologie (ZOS) soll in einem großen fünfstöckigen Neubau an der Kolpingstraße angesiedelt werden. Daneben sollen Arztpraxen, ein ambulanter Pflegedienst, eine Apotheke, ein Orthopädietechniker und ein Reha-Zentrum einziehen. Außerdem soll es eine Kita, ein Kurzzeitpflege- und ein Tagespflege-Angebot für Senioren geben, auch Gastronomie in Form eines Cafés ist geplant. In den beiden Häusern Richtung Ringstraße sollen vor allem Personalwohnungen entstehen, zwischen fünf und zehn Prozent sind als sogenannter "preisgedämpfter Mietwohnungsbau" geplant. Unter dem Gebäude im Osten soll eine Tiefgarage mit etwa 100 Stellplätzen errichtet werden.

Die beiden Gebäude im Westen sollen vor allem Personalwohnungen beherbergen, der große Bau im Osten wird der Gesundheits-Campus inklusive Kita und Café. (Foto: Stadt Ebersberg/oh)

Die Vorgeschichte für dieses Vorhaben begann schon vor gut eineinhalb Jahren, damals diskutierte man im Stadtrat über die Teilnahme an einem Modellprojekt des bayerischen Bauministeriums zur Innenstadtentwicklung. Dass das Gremium dafür votierte, lag auch daran, dass man bereits eine Fläche als prädestiniert für eine gesteuerte Innenstadtentwicklung auf der Agenda hatte, eben jene zwischen Kolping- und Ringstraße. Dies auch, weil damals schon absehbar war, dass die Gewerbenutzung wohl nicht mehr lange bestehen würde. Tatsächlich stehen die Gebäude seit Anfang dieses Jahres leer.

Seit etwas mehr als einem halben Jahr stehen die Gewerbehallen südlich des Kreissparkassenbaus leer. (Foto: Christian Endt)

Bereits im vergangenen November trat dann der neue Eigentümer, die Vaterstettener Firma Eurythos, die in der Großgemeinde unter anderem wesentliche Teile des jüngsten Wohngebiets am westlichen Ortsrand entwickelt hatte, mit ihren Plänen an die Stadt Ebersberg heran. Die stießen im Stadtrat auf sehr wenig Gegenliebe, denn ursprünglich war ein reines Wohngebiet vorgesehen.

Dem setzte die Stadt ihre eigenen Vorstellungen in Form eines Sechs-Punkte-Katalogs entgegen. Erstens wolle man kein reines Wohnquartier an der Stelle, sondern ein "Stück Stadt". Konkret eine Kombination aus Wohnen, Gewerbe, Gastronomie und Freiflächen. Ebenfalls wichtig war der Politik, dass dort auch bezahlbare Wohnungen entstehen, idealerweise als Mitarbeiterwohnungen der dort neu anzusiedelnden Gewerbebetriebe. Drittens wünschten sich die Stadtratsmitglieder, dass auch spezielle Wohnformen, wie etwa Mehrgenerationenprojekte, umgesetzt werden. Ebenfalls gefordert wurden die Einrichtung von Co-Working-Spaces, ein integriertes Mobilitätskonzept sowie eine Energieversorgung aus regenerativen Quellen, idealerweise über eigene Solaranlagen.

Das neue Konzept findet bei der Stadtpolitik fraktionsübergreifend Zuspruch

Im nun vorgelegten Konzept des Eigentümers sei dies größtenteils verwirklicht, so die einhellige Meinung im Ausschuss. Nicht nur in Hinblick auf die erste Version der Planung, "können wir froh sein, dass jetzt eine so tolle Nutzung kommt", sagte Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos). Sicher sei noch einiges zu tun - "irgendwas kommt immer daher" - aber "es schaut gut aus".

CSU-Stadtrat Josef Riedl lobte ebenfalls den neuen Entwurf - außerdem Stadtrat und Verwaltung. "Man sieht schon, Beharrlichkeit ist wichtig, damit kann man etwas entwickeln." Mit einer Mischung aus Seitenhieb und Kompliment bescheinigte Riedl dem Bauwerber eine schnelle Lernfähigkeit, dieser habe rasch begriffen "gegen den Stadtrat geht hier gar nichts". Schön sei außerdem, dass seine Anregung für eine Kita in dem neuen Quartier in die Planung aufgenommen wurde. Auch Jürgen Friedrichs (Grüne) fand lobende Worte sowohl für den Entwurf, als auch für die Arbeit des Stadtrates. Ihm gefalle besonders, dass es weiterhin Gewerbe an der Stelle geben werde, dies sei wichtig "bei unserer finanziellen Situation".

"Für eine Kreisstadt, die nicht abgehängt werden will, ist es gut, dass wir das ZOS haben und auch behalten", sagte Stefan Mühlfenzl (SPD). Noch besser sei, dass an dessen neuem Standort außerdem noch weitere Gewerbenutzungen, Gastronomie, Kinderbetreuung und Wohnungen entstehen. Noch dazu, weil man keine neue Fläche versiegeln müsse, sondern eine bereits versiegelte umnutzen und aufwerten werde. "Wann gelingt es einer Kreisstadt, so etwas nicht am Rand, sondern mitten in der Stadt anzusiedeln?" Mühlfenzl regte aber noch an, den Anteil der vergünstigten Wohnungen zu erhöhen, dies könnte eine Maßnahme gegen den Fachkräftemangel sein.

Susanne Schmidberger (Grüne) wollte noch wissen, welche Wärmeversorgung für die Neubauten geplant sei. Dazu könne man noch nichts Konkretes sagen, so Niko Rinkes, der zuständige Architekt, derzeit prüfe man noch verschiedene Möglichkeiten. "Wir werden aber sicher nicht mit Öl oder Gas heizen."

Der Ausschuss beschloss ohne Gegenstimmen, dass für das Areal ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll, mit dem Ziel der "Wiedernutzbarmachung" der Flächen. Wie Bürgermeister Proske auf Nachfrage erklärt, sei mit Fertigstellung und Bezug des Gesundheits-Campus gegen Ende des Jahrzehnts zu rechnen.

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