Anschläge in Belgien:"Fühlte mich in Brüssel auch vorher nicht sicher"

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Angelika Niebler. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Europaabgeordnete Angelika Niebler bangte von unterwegs um ihre Mitarbeiter im Parlament. Wenige Stunden nach den Anschlägen von Brüssel kritisiert die stellvertretende Parteivorsitzende der CSU die belgische Polizei.

Interview von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Von den Anschlägen in Brüssel erfuhr Angelika Niebler (CSU) auf einer Reise in Italien. Während die Vaterstettener Europa-Abgeordnete am Dienstagvormittag von unterwegs aus arbeitete, waren drei ihrer Mitarbeiter auf dem Weg in Nieblers Brüssler Büro, das wenige hundert Meter vom zweiten Anschlagsort entfernt liegt.

Ein Telefonat zwei Stunden danach.

SZ: Erst die Explosionen am Flughafen, wenig später detonierte dann neben dem EU-Parlament eine Bombe in der Metro-Station. Wissen Sie, ob Ihre Mitarbeiter in Sicherheit sind?

Angelika Niebler: Es ist schockierend. Als ich die Nachricht bekommen habe, habe ich sofort im Büro angerufen. Eine meiner beiden Praktikantinnen fuhr am Morgen mit der Maelbeek-Linie ins EU-Gebäude, das war gegen acht Uhr. Eine Stunde später kam es dort zu den Explosionen.

Mittlerweile ist klar, dass dabei viele Menschen ums Leben gekommen sind. Wie geht es Ihrer Praktikantin und den anderen Mitarbeitern Ihres Büros jetzt?

Meiner Assistentin, die Dienst hatte, den zwei Praktikantinnen und allen anderen aus unserer Fraktion in Brüssel geht es den Umständen entsprechend gut, soweit ich weiß, ist jedenfalls niemand verletzt.

Wenn Sie in Brüssel gewesen wären, wo hätten Sie sich zum Zeitpunkt der Explosionen befunden?

Das ist schwer zu sagen. Tatsache ist, dass ich beinahe täglich an der Maelbeek-Station vorbei komme und oft zu Fuß am Morgen diese Strecke laufe. Diese Woche ist ruhig, meine beiden Hauptausschüsse Industrie, Forschung und Energie sowie der Rechtsausschuss tagen diese Woche nicht.

Die Bomben explodierten in unmittelbarer Nähe des EU-Parlaments. Der Anschlag - wie verschiedene Medien berichten - galt also wohl nicht nur der Zivilbevölkerung, sondern auch der Politik. Ist das eine neue Form des Terrorismus?

Man muss natürlich abwarten, bis gesichert ist, was genau die Hintergründe sind. Klar ist, dass das Ganze in nächster Nähe des Brüssler Parlaments, also quasi vor der Regierung von Europa stattgefunden hat.

Noch diese Woche kehren Sie nach Vaterstetten zurück, am Montag nach Ostern geht es zurück nach Brüssel. Können Sie sich als Politiker dort noch sicher fühlen?

Ich nehme die Terrorgefahr schon seit längerem bewusst wahr. Seit den Anschlägen auf Charlie Hebdo sind die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Parlamentsgebäude enorm gestiegen. Das Militär patrouilliert seitdem um das Gebäude, gerade werden die Eingänge in Sicherheitsschleusen umgebaut, ohne Ausweis kommt man nicht mehr hinein. Da war man vorher viel unbekümmerter.

Klingt, als ob man sich im Parlamentsgebäude in Sicherheit wiegen kann. Auf der anderen Seite der Mauern ist das nicht der Fall, das dürfte jetzt klar sein.

Wenn ich ehrlich bin, fühlte ich mich in Brüssel auch vorher nicht sonderlich sicher. Mein Vertrauen in die belgische Polizei hält sich in Grenzen. Vor einigen Jahren wurde ich abends auf dem Heimweg vom Parlament auf offener Straße überfallen, ich schlug mit dem Kopf auf dem Bürgersteig auf, war verletzt. Der Notarzt kam erst nach 40 Minuten, die Polizei kam gar nicht. In Bayern würde einem so etwas sicher nicht passieren.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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