Fasching im Landkreis:Royales Doppel

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Das Ebersberger Kaiserpaar Sissi und Franz führt die Parade an. (Foto: Christian Endt)

Beim Ebersberger Faschingsumzug steht die Gaudi im Vordergrund, politische Botschaften gibt es kaum. Dafür bejubeln die zahlreichen Närrinnen und Narren am Dienstag neben einem Prinzenpaar sogar ein Kaiserpaar.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Wer auf der Faschingsparty zu tief ins Glas schaut, dem kann es durchaus passieren, dass er manche Dinge doppelt sieht. Ganz ähnlich dürfte es am Dienstagnachmittag den zahlreichen Närrinnen und Narren ergangen sein, die in der Kreisstadt dem Ebersberger Gaudiwurm zugejubelt haben - selbst ohne Alkohol. Denn zusätzlich zu Prinzessin Paula I. und Prinz Max I. aus Grafing stürzten sich heuer noch zwei weitere Royals samt Hofstaat ins bunte Getümmel: Das Ebersberger Kaiserpaar Sissi und Franz feierte in diesem Jahr seine Faschingspremiere. Die Ritter beider Seiten konnten jedoch ihre Rüstungen im Kleiderschrank lassen, denn trotz aller Konkurrenz der Landkreis-Städte feierten deren Königshäuser in harmonischer Eintracht.

Handschlag mit dem Ebersberger Eber - das gibt es so auch nur an Fasching. (Foto: Christian Endt)

Dennoch ließen es sich die Ebersberger nicht nehmen, den Umzug in ihrem Heimatort anzuführen. "Jetzt übernehmen wir", haben Kaiserin Sissi und ihr Faschingsgatte Franz - im echten Leben Sissi Heimgartner und Franz Otter - auf ein Schild geschrieben und ließen sich von den mehreren tausend Menschen feiern, die am Dienstag die Straßen der Kreisstadt säumten. Die Idee, dem Grafinger Prinzenpaar heuer royale Konkurrenz zu machen, war recht spontan bei einer Sitzung der Faschingsgesellschaft entstanden. Am königlichen Glanz muss das Ebersberger Kaiserpaar allerdings noch etwas feilen, waren sie im Gegensatz zu ihrem Pendant aus der Bärenstadt lediglich zu Fuß unterwegs. Prinzessin Paula I. und Prinz Max I. hingegen ließen sich ganz standesgemäß auf einem Thron durch die Menge kutschieren.

Bei den Kostümen haben sich die Närrinnen und Narren wieder viel Mühe gegeben. (Foto: Christian Endt)
Der Ebersberger Hauptkommissar Martin Schedo macht Bekanntschaft mit Darth Vader. (Foto: Christian Endt)

Apropos Menge: Auch dieses Jahr haben sich die Narren aus dem Landkreis wieder viel Mühe mit ihren Kostümen gegeben. Da waren etwa Stinktiere, laufende Bierflaschen oder ein stattlicher Tyrannosaurus unterwegs, der die übrigen Zuschauer um mehrere Köpfe überragte. Aber auch die ewigen Klassiker der Faschingsgarderobe kamen zum Einsatz, darunter Clowns, Prinzessinnen oder die besonders bei Kindern sehr beliebten Bienenoutfits.

Auf einem der aufwendigsten Wagen feiert der Nachwuchs der Grafinger Faschingsbären. (Foto: Christian Endt)
Beim "Healiner Zirkus" ging es tierisch zu. (Foto: Christian Endt)

Sehr liebevoll und aufwendig gestaltet waren auch die Wagen, mit denen sich die Faschingsgesellschaften und Burschenvereine durch die Stadt ziehen ließen. Besonders herausgestochen ist das Gefährt der Kindergruppe der Grafinger Faschingsbären, die nach einer Zeitreise im vergangenen Jahr heuer einen thematischen Ausflug in Peter Pans Nimmerland unternommen haben.

Direkt aus einem kleinen gallischen Dorf ist diese Narrentruppe nach Ebersberg gekommen. (Foto: Christian Endt)

Aber auch der "Healiner Zirkus" mit seiner angehängten Rutschbahn oder der Ebrachtaler Trachtenverein mit dem Motto "Asterix und Obelix" begeisterten das Publikum.

Das Feiern kam auch heuer nicht zu kurz. (Foto: Christian Endt)
Mehrere Burschenvereine waren mit ihren Partywagen unterwegs. (Foto: Christian Endt)

Die Partyfraktion wurde schließlich angeführt von den Mitgliedern des Burschenvereins Eichhofen, die auf ihrem Wagen nicht nur donnernde Lautsprecherboxen installiert hatten, sondern sogar waschechte Pyrotechnik einsetzten - mit lodernden Flammen und Rauchmaschinen. Dass an diesem Dienstag offenbar keine Bauerndemo im Landkreis stattfand, war spätestens dann klar, als die Landjugend Steinhöring oder die Burschenvereine Schlacht und Jakobneuharting vorbei getuckert sind - an Fasching müssen die Traktoren schließlich als Zugmaschinen herhalten.

Eine der wenigen politischen Botschaften an diesem Tag: Das Handwerk und die Landwirtschaft werden zu Grabe getragen. (Foto: Christian Endt)

Aber auch beim Umzug selbst hielten sich die politischen Botschaften heuer sehr in Grenzen. Eine Ausnahme bildete der Wagen vom "Haberer Oberdorf", der sich die Bundesregierung vorknöpfte. Vom "Berliner Kinderfasching" und von "Mittelstands-Zerstörern" war dort zu lesen. Auch hatten sich die Narren einen Sarg auf ihr Auto geschnallt, in dem sie das Handwerk, die Landwirtschaft und die Industrie zu Grabe trugen, denen von der Ampelregierung der Garaus gemacht werde. Und auch ein etwas verloren wirkender Björn Höcke, der wild auf dem Grundgesetz herumtrampelte, mischte sich unter die Parade.

Den Abschluss der Parade bildet traditionell "Josefine", die Lokomotive der Faschingsgesellschaft Ebersberg. (Foto: Andreas Junkmann)

Den Abschluss bildete wie immer "Josefine" von der Faschingsgesellschaft Ebersberg, in deren Adern Benzin statt blauem Blut fließt. Aber vielleicht wäre die kleine Lokomotive ja dann im nächsten Jahr das passende Gefährt für die neuen Royals aus der Kreisstadt.

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