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Der italienische Star-Trompeter Paolo Fresu kommt mit seinem Projekt "Heroes", einer Hommage an den eigentlich so gar nicht jazzigen David Bowie. Man darf also gespannt sein. (Foto: Roberto Cifarelli/oh)

Das Internationale Festival "EBE-Jazz 23" will Musikbegeisterte aller Genres und Altersklassen begeistern. Es findet statt von 13. bis 22. Oktober in Ebersberg und Grafing.

Von Anja Blum, Ebersberg

"Jazz für alle!" So lautet das Motto der fünften Ausgabe des Internationalen Jazzfestivals "EBE-Jazz", das den Ruf genießt, nicht nur eingefleischte Kenner, sondern Musikbegeisterte aller Genres und Altersklassen in einem hoch emotionalen Umfeld für die Vielfalt des Jazz zu sensibilisieren. Es gibt Konzerte, klar, aber darüber hinaus auch Performances, Jam-Sessions, Workshops, Filmabende, Lesungen und Ausstellungen. Die Genres reichen von klassischem Bebop, Swing und Brazil über Kehlkopfgesang bis hin zu unerhörtem Techno-Jazz. Das Festival vereint dabei Internationalität mit Lokalkolorit, denn es holt sowohl Stars als auch hochkarätigen Nachwuchs und ambitionierte Amateure auf die Bühnen. Zehn Tage lang wird gefeiert: die Geschichte, Gegenwart und Zukunft improvisierter Musik.

Die Verantwortlichen der Interessengemeinschaft IG EBE-Jazz setzen jedenfalls vielfältige Akzente, um "ihr" Musikgenre an neue Zuhörer aller Generationen heranzutragen. Und die Liste der Beteiligten wird jedes Mal ein wenig länger. Zur IG gehören grundsätzlich schon mal die Initiatoren der Jazzinitiative Grafing, die Macher des Alten Kinos rund um Markus Bachmeier, die Ebersberger Musikschule sowie der international aktive Bassist Martin Zenker als künstlerischer Leiter und Sepp Ametsbichler als Chef der EBE-Jazz-Bigband. Als Partner hinzu kommen heuer der Kunstverein sowie erstmals das Jugendzentrum (JUZ).

Das Organisationsteam hat viel Arbeit - aber auch Spaß

"Wir von Jazz Grafing allein sind schon 17 Leute - und alle von der IG zusammen ein tolles Team", schwärmt Sprecher Frank Haschler. Allerdings sei das auch bitter nötig, denn ein Festival zu planen, zu organisieren und dann auch umzusetzen sei mit sehr, sehr viel Aufwand verbunden. "Das hört beim Erstellen des Programms ja noch lange nicht auf", so Haschler: "Werbung, Fördergelder, Vorverkauf, Transport, Technik, Finanzen, Hotels und Essen - man muss sich einfach um wahnsinnig viel kümmern." Im Team herrsche aber eine sehr routinierte Arbeitsteilung, sodass nicht zu viel auf einzelnen Schultern laste.

Frank Haschler kann gut organisieren, aber auch Schlagzeug spielen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Und: "Es macht Spaß - immer wieder", sagt Haschler. Vor allem am Networking hat der Grafinger großen Gefallen gefunden. Klar, denn die deutsche Jazzszene ist vergleichsweise fein und klein, "da kennt quasi jeder jeden". Weshalb er und seine Mitstreiter dann auch immer wieder "lustige Geschichten" erlebten: wie vom Himmel geschickte Begegnungen, schier unglaubliche Zufälle, ungeahnte Querverbindungen. "In Burghausen zum Beispiel war ich nur als Besucher, habe dann aber einen Redakteur des Bayerischen Rundfunks getroffen, woraus sich - neben den üblichen Konzertmitschnitten - eine neue Art der Kooperation ergeben habe. Genaueres soll noch nicht verraten werden, deswegen nur so viel: "Es ist ein ganz neues Format, und damit eine tolle Anerkennung für uns und ein großer Vertrauensbeweis."

Ein Doppelkonzert bietet vielversprechenden jungen Jazz

Zwei Spitzenevents - der italienische Trompeter Paolo Fresu mit "Heroes", einer Hommage an David Bowie, sowie das bereits nahezu ausverkaufte John Scofield Trio - bilden die Höhepunkte des abwechslungsreichen Festival Line-ups. Aber auch verheißungsvolle Newcomer werden dem Publikum vorgestellt: Renner, der Gewinner des diesjährigen Förderpreises des Bayerischen Jazzverbands, und Narcis, ein Septett rund um den Leipziger Pianisten Jonas Timm. Dieses Doppelkonzert am Freitag, 20. Oktober, wird von BR-Klassik mitgeschnitten.

Zahlreiche weitere Live-Acts wie ein Bebop-Tentett um den Baldhamer Pianisten Claus Raible mit dem Saxofonisten Brad Leali aus New Orleans und weitere regionale Künstler wie die EBE-Jazz-Big-Band kommen auf die Bühne, um deren unverzichtbaren Beitrag zur heimischen Jazzkultur hervorzuheben.

Claus Raible aus Baldham wird als "Europas Bebop-Pianist Nr. 1" gehandelt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Neben etlichen Veranstaltungen bei freiem Eintritt gibt es für die jüngere Generation "Boom!": ein Projekt mit der gerade mal 18-jährigen Rapperin Layla Carter, die am Samstag, 21. Oktober, im Jugendzentrum Ebersberg ihre Altersgenossen mit auf eine höchst tanzbare Reise durch die Gefilde von improvisiertem Jungle, Drum'n'Bass, Techno, Trap und House begleitet.

Besucher können sich auch von Jazzfilmen, der Fotoausstellung "Vote for Jazz!", einer Konzertlesung zum 100. Geburtstag von Dexter Gordon, Solo-Performances und nächtlichen Jam-Sessions begeistern und inspirieren lassen. Am letzten Festivaltag unterstreicht eine Performance für Kids, dass der Jazz auch in Zukunft noch jede Menge Zukunft hat.

Und wer Lust verspüren sollte, mal selbst in die Welt der Improvisation einzutauchen, ist am Samstag, 14. Oktober, herzlich zu einem Workshop der Musikschule eingeladen. Frei nach dem Motto "Kein Ton ist falsch, jeder Ton stimmt!" führen Heinz Dauhrer (Trompete) und Edi May (Saxofon, Klarinette, Bass, Keyboard) mit verblüffend einfachen Methoden in die Jazzimprovisation ein. Alle Altersstufen und Instrumente sind willkommen.

Das Internationale Jazzfestival EBE-Jazz 23 findet von Freitag, 13. Oktober, bis Sonntag, 22. Oktober, in Ebersberg und Grafing statt. Alle Infos und Tickets gibt es online unter ebe-jazz.de oder telefonisch unter (08092) 255 02 95. Ein übertragbarer Festivalpass zum Beispiel kostet 150 Euro.

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