Demografie im Landkreis Ebersberg:Mehr Junge, viel mehr Alte

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Die Zahl der Menschen im Rentenalter wird im Landkreis Ebersberg bis 2042 zunehmen. (Foto: Christian Endt)

Laut einer neuen Prognose wohnen in 20 Jahren rund 163 000 Menschen im Landkreis Ebersberg. Das entspricht einem Plus von elf Prozent, was bayernweit für Platz drei reicht. Doch die Altersgruppen wachsen ungleichmäßig.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Landkreis Ebersberg verteidigt seinen Spitzenplatz in der Kategorie Bevölkerungswachstum. Eine entsprechende Prognose hat nun das Landesamt für Statistik herausgegeben, demnach werden in Ebersberg im Jahr 2042 insgesamt 162 000 Menschen wohnen. Die aktuellste Zählung stammt von Ende Dezember 2022, da lebten 146 800 Personen im Landkreis, was, so die Prognose zutrifft, ein Wachstum von elf Prozent bis 2042 bedeutet.

Im bayernweiten Vergleich reicht es damit für die Top-Drei, lediglich in den Landkreisen Landshut mit 12,3 und Unterallgäu mit 11,9 Prozent nimmt die Einwohnerzahl stärker zu. In Oberbayern kommt Ebersberg zusammen mit dem Landkreis Pfaffenhofen, dort sind es ebenfalls elf Prozent, sogar auf den ersten Platz. Das zweitstärkste Wachstum in der Region erwartet man beim Statistischen Landesamt für den Landkreis Dachau mit 10,5 Prozent, es folgen Mühldorf mit 9,7 und Erding mit 9,2 Prozent.

In fünf der sieben Regierungsbezirke Bayerns gibt es ein Bevölkerungswachstum

Auch insgesamt im Freistaat steigt die Einwohnerzahl: Rund 13,98 Millionen Menschen werden laut Prognose bis 2042 in Bayern leben, 4,5 Prozent mehr als Ende 2022. Allerdings gibt es regional starke Unterschiede. Während in den Regierungsbezirken Schwaben mit 7,9 Prozent in Oberbayern mit 6,6 und in Niederbayern mit 6,2 Prozent die Bevölkerungszahlen überdurchschnittlich wachsen, werden für die Oberpfalz 3,4 und für Mittelfranken 2,8 Prozent erwartet, in Unter- und Oberfranken sogar ein Rückgang um 0,5 beziehungsweise zwei Prozent.

Bevölkerungsprognose
:Bayern wächst weiter - aber längst nicht überall

Nach Berechnungen des Landesamts für Statistik wird der Freistaat im Jahr 2042 an der Marke von 14 Millionen Einwohnern kratzen. Doch nicht alle Regionen sind im Aufwind, die Staatsregierung will das Wachstum weg von überhitzten Ballungsräumen lenken.

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Dies liegt vor allem an der sogenannten "natürlichen Bevölkerungsentwicklung", also dem Verhältnis zwischen Geburten und Sterbefällen. Dieses ist für alle sieben Regierungsbezirke negativ, in Oberbayern beträgt das Minus 7,2 Prozent, bayernweit sind es 5,2 und im Landkreis Ebersberg noch 2,7 Prozent. Aufgefangen wird es durch Zuzüge, für den Freistaat ergibt sich ein Plus von 9,7 Prozent, für Oberbayern sind es acht und im Landkreis Ebersberg 13,7 Prozent.

Doch auch wenn die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen durch Zuzüge ausgeglichen und sogar in ein Plus verwandelt wird, dürfte sich der demografische Wandel in den kommenden Jahren auch in Ebersberg bemerkbar machen. Dies ergibt sich aus dem prognostizierten Anteil der verschiedenen Altersgruppen. Demnach nimmt besonders die Zahl der Menschen über 65 Jahre zu: um ganze 37,8 Prozent bis 2042. Die Zahl der jungen Leute bis 18 steigt um sieben, die der jüngeren Erwachsenen bis 40 um 4,6 und der Anteil der 40- bis 65-Jährigen lediglich um 3,6 Prozent.

Die Zahl der Kleinkinder im Landkreis soll sich bis 2042 so gut wie gar nicht ändern

Die Fachleute vom Landesamt haben die Gruppen der Älteren wie der Jüngeren noch einmal genauer betrachtet. Demnach wird es bei den Kindern bis drei Jahre mit einem Plus von nur 0,7 Prozent nahezu keinen Zuwachs zu aktuellen Werten geben. In absoluten Zahlen sind das rund 4500. Etwas mehr, nämlich um 3,1 beziehungsweise 2,9 Prozent soll die Zahl der Kindergarten- und Grundschulkinder wachsen. Dies ist ein Zuwachs von aktuell rund 4700 auf dann 4800 Kinder bis sechs und von 6500 auf 6700 Kinder bis zehn Jahre.

Der Fuhrpark dieser Kita in Vaterstetten muss wohl nicht groß erweitert werden - die Zahl der Kindergartenkinder soll bis 2042 annähernd gleich bleiben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit 12,9 Prozent ein gutes Stück über dem Landkreisschnitt von elf Prozent wird demnach die Altersgruppe der Zehn- bis 16-Jährigen wachsen, bei den 16- bis 19-Jährigen sind es 12,3 Prozent. In Zahlen sind das ein Anstieg von 9100 auf 10 300 beziehungsweise 4600 auf 5200. Dahinter steht die Prognose, dass vor allem Eltern mit nicht mehr ganz kleinen Kindern in den Landkreis zuziehen werden.

Für die Altersgruppe der 60- bis 75-Jährigen ergibt sich ein Plus von 22,5 Prozent bis 2042 - bei den Über-75-Jährigen sind es ganze 38,4 Prozent. In absoluten Zahlen ist das ein Anstieg in der ersten Gruppe von 23 100 auf 28 200 Personen, in der zweiten von 15 000 auf 20 700. Allerdings fällt eine Besonderheit auf: Während die Zahl der Über-75-Jährigen laut der Prognose über die kommenden 20 Jahre kontinuierlich steigt, gibt es bei den 60- bis 75-Jährigen bis Anfang der 2030er-Jahre einen Anstieg auf 29 600 Personen, danach geht die Zahl bis zum Jahr 2042 kontinuierlich zurück.

Die Alten werden nicht nur mehr, sie werden auch immer älter

Dies hat mit der allgemeinen demografischen Entwicklung zu tun. So wandern die geburtenstarken Jahrgänge gewissermaßen in der Alterspyramide immer weiter nach oben, während die Jüngeren zahlenmäßig schwächer vertreten sind. Dies, verbunden mit einer steigenden Lebenserwartung, führt dazu, dass die Gruppe der jüngeren Alten kleiner, die der älteren größer wird.

Was wiederum zu einem höheren Altersdurchschnitt führen werde, so die Prognose. Lag dieser Ende 2022 noch bei 43,1 Jahren, soll er zwei Jahrzehnte später bereits 44,7 Jahre betragen. Womit Ebersberg dann allerdings im bayernweiten Vergleich noch zu den eher jüngeren Landkreisen zählen wird. Dieser liegt bei 45,4, in Oberbayern allerdings nur bei 44,4 Jahren. Wozu wohl der prognostizierte Wert in der Landeshauptstadt beiträgt, der Durchschnittsmünchner ist 2042 laut Prognose 42,1 Jahre alt, der niedrigste Wert im Freistaat. Am ältesten sind in 20 Jahren demnach die Einwohner im Landkreis Kulmbach mit im Schnitt 48,9 Jahren.

Das starke Wachstum in der Gruppe der Älteren und das solide in der Gruppe der Unter-18-Jährigen hat für den Landkreis zur Folge, dass der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung weiter sinkt. So liegt aktuell der sogenannte Jugendquotient, also die Zahl der Personen unter 19 Jahren pro 100 Einwohner zwischen 20 und 64 Jahren, bei 35,1. Entsprechend berechnet sich der Altenquotient, er beträgt derzeit 31,9. Im Jahr 2042 wird ersterer auf 36,4, letzterer auf 42,4 steigen.

Dies bedeutet, dass im Landkreis Ebersberg derzeit auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter noch 67 Personen kommen, die entweder zu alt oder zu jung fürs Berufsleben sind. In 20 Jahren verschiebt sich dies deutlich nach oben auf dann 78,8 Personen im nicht erwerbsfähigen Alter.

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