Landtagswahl im Landkreis Ebersberg:Auf Wählerfang im Netz

Lesezeit: 5 min

Doris Rauscher (MdL, SPD) und Thomas Huber (MdL, CSU) im Kletterwald in Vaterstetten. Der Wahlkampf hat schon lange begonnen - auch online. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die beiden Ebersberger Landtagsabgeordneten Doris Rauscher (SPD) und Thomas Huber (CSU) sind viel online unterwegs. Wie präsentieren sie sich und ihre Parteien?

Von Merlin Wassermann, Ebersberg

Das Internet ist aus dem Wahlkampf und für die politische Selbstinszenierung nicht mehr wegzudenken. Auch die Ebersberger Landtagsabgeordneten Doris Rauscher (SPD) und Thomas Huber (CSU) sind in mehreren sozialen Medien unterwegs: Instagram, Facebook, X, ehemals Twitter, ein bisschen Youtube und Tiktok sowie natürlich auf der eigenen Homepage. Doch wie sehr unterscheidet sich die Art der beiden, wie sie diese Plattformen bespielen? Welche Posts sorgen für Kontroversen? Und wer hat die niedlicheren Tierbilder?

Allgemeines Auftreten

Thomas Hubers Internetauftritt ist weiß-blau. Er arbeitet viel mit Info-Kästen in diesem Farbschema, informiert etwa regelmäßig über "#TomsWoche - Was wird diese Woche wichtig?" Darüber hinaus zeigt er mehr Bilder in Tracht als Doris Rauscher und stellt mehr Bayernbezüge her. Insgesamt wirkt sein Auftritt sehr professionell, fast schon zu professionell. Viele Posts erinnern an Influencer-Ästhetik, immer gestyled, immer lächelnd, immer in Kontrolle.

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Was nicht heißt, dass Doris Rauscher sich nicht ebenfalls an diesem Stil orientiert. Insbesondere der rötlich gehaltene Instagram-Kanal funktioniert ähnlich: Rauscher beim Händeschütteln, beim Zuhören, beim Präsenz-Zeigen. Allerdings findet sich auch immer wieder mal ein Foto, wo sie sich der Kamera nicht gewahr ist oder ein Selfie ohne den perfekten Hintergrund oder ein total überblendetes Foto von einer Straße. Das sind kleine Imperfektionen, die Rauscher dafür etwas nahbarer wirken lassen.

Reichweite

Thomas Huber hat auf nahezu allen Kanälen eine höhere Präsenz als Doris Rauscher. Diese zählt (alle Daten Stand 18. September) auf Instagram 1163 Follower und 330 Beiträge. Damit bespielt sie ihren Kanal regelmäßig, aber auch nicht exzessiv. Auf ihrem privaten Facebook-Account postet Rauscher nur alle paar Monate etwas, meist Ankündigungen zu Events im Landkreis. Auf ihrem SPD-Facebook-Account finden sich ähnliche Inhalte wie auf Instagram. Insgesamt hat sie dort etwa 2400 "Freunde". Auf X wiederum hat Rauscher mittlerweile 250 Posts abgesendet, an 525 Follower.

Huber hingegen zählt auf Instagram 4332 Follower und 770 Beiträge. Er postet so gut wie jeden Tag. So auch auf seinen beiden Facebook-Accounts, wo er 2768 "Freunde" hat. Die Posts auf Instagram und Facebook sind dabei ebenfalls sehr ähnlich. Auf X kann Huber schließlich 1641 Follower sein eigen nennen, die er mit 2266 Posts geradezu bombardiert.

Dafür kommt Doris Rauscher auch in einem Tiktok-Video der bayerischen SPD-Fraktion zu Wort, das dort immerhin etwa 1100 Aufrufe hat. Das sind deutlich mehr als die Videos auf den beiden Youtube-Kanälen von Thomas Huber, die einen beziehungsweise sechs Abonnenten haben und auch lange schon nicht mehr mit neuem Material bestückt wurden.

Politische Inhalte

Hier gibt es wenig Überraschungen. Doris Rauscher ist die sozialpolitische Sprecherin der bayerischen SPD-Landtagsfraktion und Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie. Dementsprechend konzentriert sie sich mit ihren Posts auf soziale Themen. Besonders am Herzen liegt ihr die Care-Arbeit. An mehreren Stellen findet sich der Slogan "Mehr Erzieherinnen = bessere Kitas". In einem Mitschnitt aus einer BR-Talkshow kritisiert sie außerdem, dass in Bayern 53 000 Kitaplätze fehlen würden.

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Doch auch Landkreisbesuche dürfen nicht fehlen. So zeigt sich Rauscher etwa beim Hersteller für autonome Fahrzeuge Cadfem in Grafing, bei einer neuen Senioren-Hausgemeinschaft in Markt Schwaben sowie beim Waffeln-Backen am Wahlkampfstand in Hohenlinden.

Thomas Huber führt die Familienkommission der CSU und ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie im Bayerischen Landtag. Auch bei ihm finden sich viele Verweise auf soziale Themen, wie etwa die Vereinspauschale. Allerdings sind Hubers Internetauftritte heterogener, er teilt genauso Beiträge zum Länderfinanzausgleich, seinem Amt als Vorsitzender der Wasserwacht beim Bayerischen Roten Kreuz oder Forderungen nach Bürokratieabbau.

Für beide Kandidaten lässt sich sagen, dass sie auf X vor allem reposten, also Posts ihrer Parteien oder Parteikollegen auf ihrem eigenen Kanal teilen. Dadurch erweitert sich die Bandbreite der bespielten Themen zusätzlich. So teilt etwa Thomas Huber immer wieder die Aussagen des Ministerpräsidenten Markus Söder zu Migrationspolitik. Der Ton wird dadurch außerdem etwas schärfer als auf den eher individuell gestalteten Seiten der beiden.

Am beliebtesten

Die meisten Posts Rauschers auf Instagram bewegen sich zwischen 20 und 90 Likes, bei Huber zwischen 40 und 250 Likes, nur selten wird kommentiert. Besonders sticht Hubers Arbeit als Vorsitzender der Bayerischen Wasserwacht hervor, diese Posts haben häufig eine dreistellige Anzahl an Likes.

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Gerne gesehen werden auch die Videos der beiden. Rauschers beliebtestes Video stammt nicht ursprünglich von einer ihrer Seiten, sondern vom Tiktok-Kanal der Bayern-SPD. Dort wurde es rund 1100 Mal geklickt, auf Rauschers Instagram-Kanal um die 9000 Mal. Die Abgeordnete kritisiert darin den Umstand, dass Frauen pro Tag anderthalb Stunden mehr Care-Arbeit leisten als Männer und das oft unbezahlt oder zu schlechten Konditionen. Auch andere Videos von Rauscher - etwa das der BR-Diskussion über Personalmangel in der Kindertagespflege - haben tausende Aufrufe.

Thomas Huber kann ebenfalls Videos und Reels vorweisen, die tausende Klicks zählen. So etwa eines zu Hubers Landkreistour mit Ilse Aigner, über den Familientag der CSU im Kletter- und Trampolinpark der Maxxarena Kirchheim oder über den letzten Pflegegipfel im Einrichtungsverbund Steinhöring. Auffällig dabei ist, dass man Huber selbst nur selten sprechen hört. Stattdessen sind die Reels mit Gute-Laune-Musik unterlegt und stärker editiert.

Kommentare und Kontroversen

Beim Post Rauschers, der am häufigsten kommentiert wurde, handelt es sich um ein Video aus der Kategorie "Mehr Erzieher:innen = Bessere Kitas" mit 6000 Aufrufen. Hier gab es viel Lob à la "vielen Dank für Ihren Einsatz", aber auch ein paar kritische Stimmen. Einige Kommentare fordern mehr "Taten" oder ein besseres Ausbildungssystem. Die Bayern-SPD sieht das laut ihren Antworten ähnlich und nimmt die Landesregierung in die Pflicht. Rauscher selbst antwortet selten, ein Online-Streit ließ sich nicht finden.

Anders bei Thomas Huber. Auf mindestens zwei Posts erntete der CSUler Kritik von der Grünen-Bezirksrätin Ottilie Eberl. Am 25. April postete Huber im Rahmen des Streits um das Heizungsgesetz eine Forderung, "Kein Verbot von Holzheizungen". Eberl kommentierte sichtlich frustriert, dass es "euch csulern nur um schlechtmachen der regierung" gehe. Sie verband dies mit der Aufforderung, "endlich genug windräder und stromtrassen bauen" zu lassen. Huber antwortete, dass er nichts schlecht zu reden habe: "Das, was aktuell aus Berlin dazu kommt, ist Murks!" Ein weiterer User gab das Kompliment an die CSU zurück.

Am 7. August wiederum kritisierte Huber, dass die Bundesregierung sozialen Kahlschlag betreibe und Förderung für Mehrgenerationenhäuser kürze. Eberl kommentierte daraufhin, dass sie gespannt sei, wann Huber sich für ein Mehrgenerationenhaus in Grafing einsetzen wird, "seit 10 Jahren kämpfen wir dafür".

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Huber antwortete, dass er sich gerne dafür einsetze, aber es ein bezahlbares Grundstück brauche. Er schob die Bitte nach, dass sich Eberl auf Bundesebene dafür einsetzen solle, die Kürzung zurückzunehmen und stellt ihr die rhetorische Frage: "Wie könnt ihr Grünen das nur zulassen?"

Privates und süße Tierbilder

Das Private ist politisch, doch zeigen sich die Politiker nicht unbedingt gerne privat. Thomas Huber teilt nur sehr wenig Bilder und Infos aus seinem Alltag. Meist beschränkt es sich auf ein gelegentliches Wanderbild auf Instagram. Auch Rauscher zeigt in ihren Beiträgen nur hin und wieder etwas Privates. Allerdings hat sie auf Instagram vier Langzeit-Reels - "Leckeres", "Outdoor", "❤Moments" und "Reisen" - die teilweise 167 Wochen zurückreichen. Wer also wissen möchte, dass Rauscher vor 87 Wochen mit dem Wok gekocht hat oder vor 14 Wochen in Schwemmalm-Ulten wandern war, wird hier fündig.

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An der im Internet so beliebten Tierbild-Front besteht bei beiden Kandidaten massiver Nachholbedarf. Nur sehr sporadisch lassen sich Vierbeiner aller Art blicken. Thomas Huber zeigte sich im April 2021 bei einem Ausflug mit seiner Hündin Liesl. Außerdem gibt es ein Foto, wie er eine Blindschleiche in der Hand hält und das eines ausgestopften Greifvogels. Doris Rauscher teilte am 22. Juli 2020 ein Bild von Casper, der anscheinend zur Bürgersprechstunde erscheinen wollte. Womöglich haben sich Huber und Rauscher stillschweigend darauf geeinigt, die schweren Geschütze in Form von süßen Katzenbabys in CSU- oder SPD-Miniklamotten nicht auszufahren - wer weiß, wohin das eskalieren würde.

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