Endemie:Ein Virus wie jedes andere

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Eine gewohnte Routine nach mehreren Corona-Jahren: der Schnelltest. (Foto: Thomas Trutschel/Imago/photothek)

Der Landkreis Ebersberg kommt gut durch den Corona-Herbst: Die Zahl der Infektionen ist niedrig und gut zu bewältigen. Für die Arztpraxen gehört die Erkrankung nun zum Tagesgeschäft und die Symptome fallen in der Regel mild aus.

Von Johanna Feckl und Saladin Salem, Ebersberg

Die Zahl der Corona-Infektionen im Landkreis Ebersberg fällt in diesem Herbst niedriger aus als in den Jahren zuvor. Das Virus befinde sich nun in einer endemischen Phase, zirkuliere also in der Bevölkerung, so eine Sprecherin des Landratsamts. Der Herbst sei bisher ohne gravierende Fallzahlen verlaufen und gut zu bewältigen gewesen. Auch aktuell werde kein weiterer Anstieg an Corona-Erkrankungen beobachtet, zumindest nicht bei den nachgewiesenen Infektionen, die gemeldet werden müssen. Es gelte allerdings nach wie vor die Empfehlung, bei Symptomen zu Hause zu bleiben.

Das Abwassermonitoring des Landkreises gibt Ende November für die Gemeinden Ebersberg und Grafing ebenfalls tendenziell fallende Konzentrationen der Biomarker für eine Corona-Infektion an. Lediglich in Glonn steige diese wieder. Die Werte seien allerdings "in Grafing im mittleren Bereich" sowie "in Ebersberg und Glonn im niedrigen Bereich". Die Arztpraxen in der Region sind saisonbedingt aber nach wie vor mit der Erkrankung konfrontiert.

Zum Zornedinger Hausarzt Marc Block kommen zwar schon noch Patienten, die an Covid erkrankt sind, doch schwere Symptome zeigen sie selten. (Foto: Christian Endt)

"Wir haben schon relativ viele Patienten mit Covid", erzählt Marc Block, Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbands in Ebersberg. Zusammen mit seiner Frau betreibt er eine Praxis in Zorneding für Innere Medizin, Allgemeinmedizin und Kardiologie. Er schätzt, dass jeden Tag im Durchschnitt zwei Covid-Erkrankte in die Sprechstunde kommen - schwere Symptome sehe er dabei allerdings nicht, wie Block sagt. "Die Beschwerden sind nicht ausgeprägter als bei anderen Atemwegsinfekten." Häufig wollten die Patienten einfach auf Nummer sicher gehen, so der Arzt weiter, oder es gehe es um Krankschreibungen.

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Seit fünf Jahren gibt es an der Ebersberger Kreisklinik ein Klinisches Ethikkomitee: Das interdisziplinäre Gremium berät bei medizinischen Konfliktfällen, häufig geht es um die Versorgung älterer Patienten mit schweren Vorerkrankungen am Lebensende. Wie das genau aussieht, erzählen drei Mitglieder.

Von Johanna Feckl

Um ihre Corona-Schutzimpfung aufzufrischen, kämen hauptsächlich diejenigen, für die sie die Ständige Impfkommission (Stiko) auch empfiehlt, also über 60-Jährige und vorerkrankte Menschen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. "Es gehört jetzt zu unserem normalen hausärztlichen Geschäft, dass wir gegen Corona impfen." Lediglich jene Fachärzte im Landkreis, die während der Pandemie zusätzlich Impfungen angeboten haben, tun dies laut Block nun nicht mehr.

Die Krankheitsverläufe einer Corona-Infektion sind mittlerweile milder

In der Praxis Haslsperger in Grafing ist die Zahl der Corona-Erkrankten zurzeit überschaubar. Einen deutlichen Anstieg hatte man zuletzt im September und Oktober verzeichnet, als sich bis zu fünf Fälle am Tag in der Praxis meldeten. Nun seien es wohl eher fünf in der Woche, so Martin Haslsperger. Insgesamt beobachte man aber deutlich weniger Erkrankte als im vergangenen Jahr. Auch bei den Impfungen sei die Nachfrage mittlerweile etwas abgeebbt. Die meisten Menschen seien im Oktober oder Anfang November für ihre Impfung in die Praxis gekommen, fast ausnahmslos Menschen über 60 Jahre oder mit Vorerkrankungen.

Aus der Allgemeinarztpraxis Ebert in Ebersberg heißt es ebenfalls, der Höhepunkt an Infektionen sei im Oktober zu beobachten gewesen. Probleme bei der Versorgung der Fälle gebe es nicht, es seien ohnehin weniger als in den Vorjahren. "Die Menschen kommen mittlerweile besser damit klar", erzählt Ulrike Fröhm aus dem Sekretariat. Jeder habe nun schon mal Kontakt mit dem Virus gehabt.

Auch in der Kreisklinik ist die Belastung durch Corona geringer als im Vorjahr

Auch vonseiten des Landratsamts wird von weniger schweren Verläufen berichtet, diese seien nicht mehr so häufig wie zu Beginn der Pandemie. Womöglich sei aber in den Wintermonaten mit einem erneuten Anstieg an Fällen zu rechnen. Peter Lemberger, ärztlicher Direktor und Pandemiebeauftragter der Kreisklinik Ebersberg, erklärt, das Virus stelle sich mittlerweile wie jede andere Atemwegserkrankung dar, auch wenn ein gewisser Anstieg im Vergleich zum Sommer auffalle. Insgesamt werde die Erkrankung heute besser bewältigt als noch mitten in der Pandemie. Die Verläufe seien wegen der Impfungen und bereits durchgemachter Infektionen insgesamt milder.

Die Klinik betreue aktuell nur wenige Patienten mit einer Corona-Infektion, lediglich die Hälfte von ihnen sei überhaupt wegen der Erkrankung dort. Ein besonders schwerer Fall sei aktuell nicht in Behandlung. Lemberger kann sich an lediglich einen Patienten in jüngsten Zeit erinnern, der beatmet werden musste. Dieser habe sich aber glücklicherweise inzwischen erholt. Der Betrieb im Haus sei aktuell zwar aufgrund des Krankenstands in der Belegschaft schwierig, die Kapazitäten seien aber nicht besonders durch Corona-Erkrankungen belastet.

Johann Schwaiger, Ebersberger Kreishandwerksmeister, erklärt, die personelle Lage sei aktuell entspannt. Er wisse jedenfalls von keinen Betrieben, die aufgrund von steigenden Corona-Fällen Probleme hätten. Auffällig hohe Zahlen an Krankmeldungen seien ihm ebenfalls nicht bekannt. Zu den von der Kreishandwerkerschaft vertretenen Innungen gehören unter anderem Bäcker, Metzer, Friseure, Schreiner oder auch Zimmerer.

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