Neue Spitze:Bettina Marquis führt künftig die Kreis-SPD

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Die 55-jährige Plieningerin löst Thomas Vogt ab, der nach acht Jahren nicht mehr angetreten ist.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Timeout-Signale der blonden Genossin nach den ersten 20 Minuten ihrer Rede bemerkt Bettina Marquis offenbar nicht; als sie fünf Minuten später noch einmal ansetzt, "was ich noch sagen wollte", wird das Gemurre schon lauter. "Jetzt ist doch mal Schluss", tönt es aus dem Publikum halblaut, und tatsächlich kommt Bettina Marquis nun zum Ende ihrer Ausführungen: "Diese Zitrone hat noch viel Saft", ruft sie in den Saal und meint damit die SPD generell und auch die im Landkreis. Zu deren Vorsitzenden wird sie wenig später gewählt - wenn auch nicht von allen: Von 50 der Delegierten im Saal der "Ebersberger Alm" geben 37 ihre Stimme für Bettina Marquis ab, dazu gibt es zwei ungültige Stimmen, sechs Delegierte votieren mit Nein, fünf enthalten sich.

Die 55-jährige Plieningerin, die als Bildungsreferentin des Deutschen Evangelischen Frauenbunds tätig ist und in ihrer Heimatgemeinde seit 2008 im Gemeinderat sitzt, tritt somit die Nachfolge des Zornedingers Thomas Vogt an, der die Kreis-SPD zuvor acht Jahre lang geführt hatte und sich nun aus beruflichen Gründen nicht noch einmal zur Wahl gestellt hat. Als Stellvertreter stehen der neuen Vorsitzenden Doris Rauscher, Albert Hingerl und Sepp Mittermeier zur Seite: Rauscher wurde am Freitag einstimmig in diesem Amt bestätigt, Mittermeier und Hingerl erhielten jeweils 49 von 50 Stimmen.

Zuvor hatte Vogt auf die letzten zwei Jahre seiner Amtszeit zurückgeblickt, "zwei schwierige Jahre", wie der scheidende Kreisvorsitzende es selbst ausdrückte. Seien es nun Entwicklungen auf der bundespolitischen Ebene - Vogt nannte hier unter anderem das Erstarken der Rechtspopulisten -, sei es auch auf Landkreisebene. Hier hätten bei den jüngsten Wahlen die Kandidaten und Kandidatinnen in den Ergebnissen "nicht die Würdigung erfahren, die sie verdient hätten".

Ein großes Lob gab es von Vogt für die Kreistagsfraktion, sie habe es verstanden, sozialdemokratische Themen auf die Agenda zu bringen. Welche das unter anderem waren, beschrieb Fraktionschef Albert Hingerl in seinem Grußwort. Die Sozialdemokraten hätten sich für einen freien Zugang zum Kastensee eingesetzt und damit inzwischen auch große Teile des Kreistags überzeugt, auch beim Thema günstiger Wohnungsbau setze man wichtige Akzente. Darüber hinaus fordere die SPD im Kreistag ein Frauenhaus für den Landkreis Ebersberg und eine Strategie gegen Obdachlosigkeit.

Die Kommunalwahl 2020 beschrieb Hingerl als "Schicksalswahl", die darüber entscheide, welche Rolle die Sozialdemokratie künftig spiele. Man dürfe sich nicht weiter Wähler wegnehmen lassen, forderte der Fraktionschef der Kreistags-SPD: "Wir müssen aufwachen und Wahlkampf, Wahlkampf, Wahlkampf machen - gemeinsam, entschlossen und ab sofort!"

Dass die Kreis-SPD bisher etwas zu wenig wahrgenommen werde, merkte Bettina Marquis in ihrer Vorstellungsrede an. "Klappern gehört zum Handwerk, deshalb müssen wir uns überlegen, wie wir künftig ein bisschen mehr klappern können", sagte sie. In ihrer Rede schlug sie ansonsten einen weiten Bogen - von einer Erinnerung an ihren Besuch im Europaparlament über die Stärken und Schwächen der großen Koalition und das erstarkte Engagement der SPD in der Umweltpolitik bis hin zu einem Appell für mehr Austausch. Schließlich sei die SPD eine "Demokratiepartei", hier werde nicht "par ordre du mufti" entschieden. "Wir könnten in nächster Zeit noch mehr ins Gespräch kommen, mit dem Bürger vor Ort, aber auch miteinander", sagte sie.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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