Abiturfeiern im Landkreis Ebersberg:Servus, auf uns wartet die Freiheit!

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in Grafing gratuliert Direktor Paul Schötz auf der Bühne der Stadthalle. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

In Vaterstetten, Kirchseeon, Grafing und Markt Schwaben werden 566 Schüler mit dem Abizeugnis ausgezeichnet. Die Schulzeit ist für sie vorbei - für einen war es ein ganz persönlicher Abschied.

Von Alexandra Leuthner

Für den einen oder die andere schien der rote Teppich zu lang - oder auch zu kurz zu sein. So unterschiedlich war das Mienenspiel der 142 Abiturienten, die zu den Klängen von Edgar Elgars "Pomp up and Circumstance" vom Rang herunter defilierten. Von sehr angespannt bis extrem genussvoll - ganz ähnlich wie die Mienen der einstigen Fünftklässler aus dem Jahr 2009, die Direktorin Simone Voit während ihrer Ansprache auf die Leinwand hinter sich projizieren ließ.

Damals schien wohl dem einen oder anderen Neu-Gymnasiasten die vor ihm liegende Strecke von acht Jahren auch etwas lang zu sein - oder vielleicht auch nicht lang genug. Bald wird sich das mit der Rückkehr zum G9 ja wieder ändern. Die neue Schulleiterin des Kirchseeoner Gymnasiums, die erst im vergangenen September Chefin geworden war, versuchte es auf dem Weg über alte Fotos und Interviews mit Lehrern der ersten Stunde, mit einer Annäherung an eine Jahrgangsstufe, die sie lediglich ein Jahr lang erlebt hatte.

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Aber ein bisschen was vom großen Erfolg des Abiturjahrgangs 2017, der 50 mal die Eins vor dem Komma erreicht hatte, reklamierte sie dann doch für sich, scherzend: Hatte sie nicht am Anfang des Schuljahrs ihre neuen Schützlinge aufgerufen sich anzustrengen, mit den Worten: "Haut rein!"

In Kirchseeon wird in der Aula gefeiert. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel, der sich bei seinem Grußwort amüsiert gefragt hatte, wie man ein Musikstück auswählen könne, das exakt so lange dauere wie das Defilee der Absolventen, hatte die Latte für die neue Direktorin hoch gelegt und an die Rede ihres Interimvorgängers Christian Czempinski vom vergangenen Jahr erinnert: "Es sei eine sehr gute Rede gewesen." Voit revanchierte sich mit einer sehr persönlichen Ansprache.

"Nutzen Sie ihre neu gewonnen Freiheiten!"

Was liegt für einen Schulleiter näher, als einen großen Namenspatron zu zitieren, wenn seine Schule einen hat. So kann der Direktor des Vaterstettener Gymnasiums Rüdiger Modell Jahr für Jahr aus dem Vollen schöpfen, was Ratschläge und gute Wünsche in Anlehnung an Alexander von Humboldt angeht, die er seinen Abiturienten mit auf den Weg gibt. Er empfahl den scheidenden 190, sich doch an dem Forschungsreisenden ein Beispiel zu nehmen und die Welt kennen zu lernen.

"Nutzen Sie Ihre neu gewonnenen Freiheiten!", empfahl er ihnen; dazu gehöre auch, andere Länder zu bereisen, Menschen, Sprachen, Kulturen kennen zu lernen. Vermutlich rannte Modell damit offene Türen ein, seit Jahren kehrt ein großer Anteil der Abiturienten nach vollbrachtem G8-Prüfungsmarathon der Heimat auf der Suche nach Erholung erst einmal den Rücken. Selbst, oder manchmal auch, gerade die, die ihr Abitur mit Bestnoten abgelegt haben - 56 haben in Vaterstetten eine Eins vor dem Komma, sechs bekommen eine Ehrung der Stiftung Eliteförderung für exzellente Leistungen in Deutsch und Französisch.

In Vaterstetten laufen die Abiturienten über den Laufsteg der Turnhalle. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Paul Schötz, Direktor des Gymnasiums in Grafing hatte sich in seiner Ansprache von den vielen Plakaten und Transparenten inspirieren lassen, die Schüler der unteren Klassen zur Aufmunterung ihrer Oberstufler in der Schule aufgehängt haben. Und weil es auch auf vielen dieser Plakate um die große und langersehnte Freiheit ging, mahnte er die 116 Grafinger Absolventen diese als "großes Geschenk" zu sehen, als Handlungs- und Gestaltungsfreiheit, als Möglichkeit, ihr Leben nach der Schule selbst zu bestimmen, Neues an der Welt, dem Alltag, vielleicht auch an sich selbst zu entdecken. Und das jetzt, sofort, mahnte er. Freiheit sei ein glückhafter Zustand, der genützt werden wolle.

Ein Neubeginn an der einen, das Ende einer Berufslaufbahn an der anderen Schule. Gerhard Dittmann hielt seine letzte Rede als Schulleiter am Franz-Marc-Gymnasium, und die Schüler, die vor der Tür der geschmückten Markt-Schwabener Turnhalle ein Schwätzchen hielten, würdigten den scheidenden Direktor als einen, der sich immer große Mühe in seinen Reden gegeben habe.

Markt Schwabens Schulleiter Gerhard Dittmann und Abiturientin Yara Altenbockum. (Foto: Alexandra Galler/oh)

Es konnte nicht ausbleiben, dass Dittmann vor 118 Abiturienten auch seine Vergangenheit Revue passieren ließ - seit 1978 war er im Schulbetrieb - und dabei feststellte, dass er in den vergangenen Jahren vor allem eins geworden sei: gelassener nämlich. Was vielleicht auch daran gelegen haben könnte, dass, wie er ebenfalls betonte, die Schüler ebenso nett wie konstruktiv, zielstrebig und abgeklärt gewesen seien. Er sei sich jedenfalls sicher, dass seine Schüler ihre Frau oder ihren Mann im Leben stehen werden. "Ich gehe davon aus", dass man sich über Euch freuen wird, auch wenn Ihr keine Sahnetorte mitbringt." Was ihn selbst ohnehin nicht mehr betreffe, denn er sei "dann mal weg."

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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