Stadtpolitik:Erst der Abschluss, dann gleich Grünen-Chef

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  • Dominik Krause, der stellvertretende Fraktionschef der Grünen im Rathaus, will am 23. März Stadtvorsitzender seiner Partei werden.
  • Der gebürtige Münchner engagiert sich im Stadtrat nicht nur für Umweltpolitik, sondern vor allem auch für Bürgerrechte und soziale Gerechtigkeit.
  • Die Kanditatur des 28-Jährigen gilt als aussichtsreich.

Von Dominik Hutter, München

Dominik Krause, der stellvertretende Fraktionschef der Grünen im Rathaus, will Stadtvorsitzender seiner Partei werden. Der 28-Jährige informierte am Montag seine Stadtratskollegen über seine Kandidatur - die turnusgemäße Wahl findet am 23. März statt. Amtsinhaber Sylvio Bohr, der erst im Oktober 2017 Hermann Brem nachfolgte, will sich aus beruflichen Gründen nicht erneut bewerben. Er errang im Oktober ein Direktmandat für den Bezirkstag und arbeitet inzwischen in Vollzeit bei einem sozialen Träger. Erneut antreten will hingegen Bohrs Co-Vorsitzende Gudrun Lux, die seit 2016 an der Spitze des Stadtverbands steht.

Krause gilt parteiintern als aussichtsreicher Kandidat, gerade angesichts des anstehenden Kommunalwahlkampfes dürfte die Rathauserfahrung des Physikers für Rückenwind sorgen. Weitere Bewerbungen um das Parteiamt gelten dennoch als wahrscheinlich. Eine offizielle Interessentenliste gibt es bislang nicht. Lyn Faltin, die Ortsvorsitzende im Münchner Norden, hat aber bereits Ambitionen bekundet und tritt Ende Februar zusammen mit Lux bei einer Kandidatenrunde ihrer Partei auf. Ex-Bundestagskandidat Peter Heilrath, der 2017 schon einmal antrat und dann an Bohr scheiterte, hat sich noch nicht abschließend entschieden, hält aber Krause erklärtermaßen für einen ausgezeichneten Bewerber.

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Krause selbst findet den aktuellen Zeitpunkt geradezu ideal für eine Kandidatur: Er habe gerade seine Abschlussarbeit an der Uni abgegeben und erwarte angesichts der Europa- und Kommunalwahlen sowie der immer reger werdenden politischen Beteiligung vieler Münchner eine sehr spannende Zeit. Konflikte zwischen dem Parteiamt und seinem Stadtratsmandat sieht er nicht. "Es gibt nichts, was dagegen spricht", erklärte der Grünen-Politiker. Beispielsweise bei Sepp Daxenberger habe die Partei auch schon auf die strikte Trennung von Amt und Mandat verzichtet. Krause reizt an der Position "die Chance, eigene politische Akzente zu setzen". Der gebürtige Münchner engagiert sich im Stadtrat nicht nur für Umweltpolitik, sondern vor allem auch für Bürgerrechte und soziale Gerechtigkeit. Sollte er Stadtvorsitzender werden, will er sich für eine engere Verbindung zwischen den Grünen und den Münchner Bürgerbewegungen einsetzen.

Bei der Stadtversammlung am 23. März wollen die Grünen auch über die OB-Kandidatur für 2020 entscheiden. Einzige Bewerberin ist Katrin Habenschaden, die Vorsitzende der Stadtratsfraktion. Ansonsten gingen bis zum offiziellen Bewerbungsschluss am 31. Januar keine weiteren Interessensbekundungen ein. Bei den Münchner Grünen herrscht angesichts guter Wahlergebnisse schon seit Jahren ein reger Wechsel auf diversen Positionen, die Folge sind teilweise sehr rasche und steile Karrieren. Krause, einst Sprecher der Grünen Jugend, ist erst seit 2014 im Stadtrat, schaffte es aber bereits 2016 zum Fraktionsvize. Seine Kollegin Habenschaden avancierte in wenigen Jahren vom Stadtratsneuling zur Fraktionschefin und OB-Kandidatin.

Noch extremer verlief der Aufstieg der früheren Münchner Grünen-Chefin Katharina Schulze, die 2013 in den Landtag gewählt wurde. Damals fegte ein schlechtes Wahlergebnis diverse Vertreter des grünen Establishments aus dem Parlament, die Jungen ergriffen ihre Chance. 2017, als Margarete Bause ihre Bundestagskandidatur erklärte, wurde Schulze Fraktionsvorsitzende und 2018 Spitzenkandidatin. Begonnen hatte sie bei der Grünen Jugend - wie die 25-jährige Jamila Schäfer, die bis 2014 Sprecherin der Nachwuchsorganisation war, dann auf die Bundesebene wechselte und seit 2018 stellvertretende Vorsitzende ihrer Partei ist.

© SZ vom 05.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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