Clubkultur:Vom OP-Tisch ans DJ-Pult

Lesezeit: 1 min

Für Nachtaktive: die Bar im Blitz Club München. (Foto: Robert Haas)

Tags ist Sara Svanholm Chirurgin, nachts legt sie Platten auf. Jetzt kommt sie in den Blitz Club in München.

Von Vivian Harris

Symbolisch gesehen steht die Schlange für Unsterblichkeit. Zumindest in der griechischen Mythologie. Die chinesische sagt ihr stattdessen nach, hinterlistig und verschlagen zu sein, während sie im Nahen Osten Weisheit verkörpert. Ein paar junge Däninnen haben die Schlange wiederum mit Trägheit gleichgesetzt. Und mit ihrer Freundin Sara Svanholm.

"Faule Anakonda" hatten sie während eines Barcelona-Aufenthalts gewitzelt, weil sich die damals 18-jährige Svanholm nur nachts blicken ließ und, um der brutzelnden spanischen Sonne zu entkommen, tagsüber lieber schlief. Aus dem Spitznamen ist mittlerweile ihr Moniker (neudeutsch für: Spitzname) geworden, Mama Snake. Und sie mit ihren rasant getakteten Sets zu einer der wegweisendsten DJs der Kopenhagener Elektroszene.

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Zum Auflegen vor Publikum hatte sie mal ein Freund überredet, der selbst DJ ist. Und weil sie sich dem Techno eh immer verbunden gefühlt hat, hat Svanholm nach längerem Zögern schließlich zugesagt. Ihr spontanes Debüt lief gut, Mama Snake wurde von da an regelmäßig gebucht. Später formte sie zusammen mit Smokey and Solid Blake das inzwischen wieder aufgelöste DJ-Trio Aperion Crew in Kopenhagen, und ist heute als Label-Gründerin des multidisziplinarischen Kollektivs Amniote Editions tätig. Nachtaktiv ist die Mitte-30-Jährige immer noch. Nicht aus Trägheit - im Gegenteil: Mama Snake jongliert seit mehreren Jahren das DJ-Dasein mit ihrem Tagesberuf als orthopädische Chirurgin.

Abgesehen davon, dass man arbeitet, während andere schlafen und regelmäßig in Kontakt mit diversen Drogen steht, haben die beiden Berufe nicht unbedingt eine Schnittstelle. Klar, man könnte sagen, dass sich das hohe Maß an Präzision, das am OP-Tisch gefragt ist, auch musikalisch in ihren Tracks widerspiegelt. Und man würde damit wahrscheinlich maßlos übertreiben. Was aber stimmt ist, dass es der Dänin gelingt, knallhart derbe Beats mit warmen, psychedelischen Melodien verschmelzen zu lassen. Es gelingt ihr, Übergänge so exakt wie organisch zu mixen und die Crowd mit hypnotisierenden Klangflächen in einen tranceartigen Zustand zu spielen. Am liebsten ist ihr deshalb auch ein Auftritt im Dunkeln mit No-Phone-Policy. Bestens also, der Auftritt diesen Freitag im Blitz.

Mama Snake, Freitag, 16. Juni, 23 Uhr, Blitz Club , Museumsinsel 1

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